Branchenentwicklung in der Region

Strukturwandel geht weiter

Die Branchenstruktur in der Region bleibt weiter in Bewegung, wie neueste Daten der IHK zeigen: Die Industrie zeigt sich stabil, der Handel geht zurück, IT und Gesundheitsbranche wachsen.

Strukturwandel geht weiterFoto: Lightcome/iStockphoto.com

Der Strukturwandel in der Region Neckar-Alb ist ein Dauerthema. Die Verschiebungen zwischen den Branchen gehen weiter und sind deutlich erkennbar. Die folgende Auswertung basiert auf Daten zum 31.12.2019.

Handelsunternehmen werden weniger
Die Anzahl der Handelsunternehmen geht seit 2015 zurück. Vor allem in den letzten zwei Jahren ist die Zahl der Händler in Summe deutlich rückläufig: Lag sie in der Region über zehn Jahre kontinuierlich zwischen 11.200 und 11.700 Unternehmen ist die Zahl 2018 auf etwas unter 11.000 gesunken und liegt aktuell bei knapp 10.800. Der Rückgang liegt in zwei Jahren bei knapp sieben Prozent. Die IHK führt diese Entwicklung insbesondere auf einen Verlust kleiner und inhabergeführter Einzelhändler zurück. „Das veränderte Kundenverhalten, die steigenden Standortanforderungen und der Online-Handel haben diesen Betrieben zugesetzt“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp. Dieser Trend ist nur aufzuhalten, wenn stärker in Citys und Ortszentren investiert wird, so Epp. „Wir brauchen eine Allianz für die Innenstädte, auch für Mittel- und Kleinzentren.“

Produzierendes Gewerbe bleibt stabil
Im Produzierenden Gewerbe, dazu gehören unter anderem die Industrie wie auch die Energieerzeugung, hat der Firmenbestand bei der IHK in den vergangenen fünf Jahren von 5.200 auf über 5.800 deutlich zugenommen. Hierzu zählen mittlerweile Betreiber größerer Photovoltaik-Anlagen. Dass die Region gleichwohl über einen starken industriellen Kern verfügt, zeigen nach wie vor 102.461 Beschäftigte und eine in den letzten sechs Jahren sogar wieder ansteigende Mitarbeiterzahl. Das Plus lag von 2013 (90.313) bis 2019 bei 13 Prozent. „Diese Stärke gilt es auszubauen. Dazu müssen wir unsere Aktivitäten im Bereich der Künstlichen Intelligenz ausbauen, den Wissenstransfer verstärken und die regionalen Netzwerke zwischen Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen intensivieren“, sagt Wolfgang Epp. Aus seiner Sicht benötigen Firmen auch nach Corona Perspektiven für weiteres Wachstum. Dazu gehören Erweiterungsflächen, Verkehrs- und Breitbandinfrastrukturausbau und Wohnraum.

IT legt zu
Die Zahl der Unternehmen aus der Informations- und Kommunikationstechnik hat sich regional in 20 Jahren mehr als verdoppelt. Aus 950 Unternehmen Ende der 90er Jahre wurden 2.100. Dabei sind die Unternehmen auch sukzessive größer geworden. Von 2009 bis 2019 stieg die Zahl der Beschäftigten von 3.935 auf 6.077. „Früher war diese Branche stärker von Einzelkämpfern dominiert. Heute besteht die IT-Branche aus vielen Mittelständlern“, so Epp.

Gesundheitswirtschaft auf Platz zwei
Ein deutliches Wachstum hat auch die Gesundheitswirtschaft zu verzeichnen. Bei der IHK sind die Betriebe vor allem der Dienstleistungsbranche zugeordnet und umfassen aktuell 4.100 Unternehmen. Ihre Bedeutung zeigt sich vor allem bei der Beschäftigung. Nimmt man Beschäftigte in Krankenhäusern, Reha- und Vorsorgeeinrichtungen, Arztpraxen und Pflegeheimen, Apotheken, Herstellern und Händlern medizinischer Produkte und Geräte sowie freiberufliche Tätigkeiten zusammen, arbeiten 15 Prozent aller Beschäftigten in der Region Neckar-Alb in dieser Branche. Die Gesundheitswirtschaft hat damit den Handel in puncto Beschäftigung überholt.

Ausblick
Über alle Branchen wird der regionale Strukturwandel weitergehen. Die Folgen der Corona-Krise werden die Firmenstrukturen zusätzlich verändern, weil sich Arbeitsprozesse und Einkaufsverhalten aktuell weiter digitalisieren. Dazu kommt der „Green Deal“ der Europäischen Union, der unter anderem in der Industrie eine grundlegende Umstellung von Lieferketten und Produktionsprozessen mit sich bringen wird. „Wir müssen vorbereitet sein: Innovation und neue Produkte vorantreiben, Netzwerke bilden, intelligentes Gewerbeflächenmanagement betreiben und insbesondere den Breitbandausbau endlich abschließen“, so Epp. Die Künstliche Intelligenz wird zudem die Prozesse in der Industrie oder der Gesundheitswirtschaft grundlegend verändern. „Unsere regionale KI-Stärke müssen wir daher schnell und umfassend ausbauen. Als IHK werden wir noch mehr in den Transfer auf regionaler Ebene investieren.“

Statistik als PDF-Download

Antonia Hettinger

Antonia Hettinger

Hauptgeschäftsführung
IHK-Zentrale
Position: Leiterin Volkswirtschaft & regionale Wirtschaftspolitik
Schwerpunkte: Volkswirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik, Gesundheitswirtschaft, IHK-Netzwerk Bau- und Immobilienwirtschaft, IHK-Netzwerk Projektmanagement
Telefon: 07121 201-256
E-Mail schreiben
vCard herunterladen
Zur Detailseite