IHK-Umfrage: Bremsspuren bei Investitionen und Beschäftigung

Politik verunsichert Unternehmen

Die regionale Wirtschaft schwächelt, zeigt die neue IHK-Konjunkturumfrage. „Von einem Abschwung in der Breite sind wir aber deutlich entfernt“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp.

Politik verunsichert UnternehmenGrafik: Marina Zlochin-Fotolia.com

Der IHK-Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen abbildet, steht nach der jüngsten Umfrage bei 101 Punkten und verliert gegenüber dem Frühsommer 18 Zähler. Er bleibt damit über der 100er-Marke, bei der sich positive und negative Antworten die Waage halten. Die Lage-Beurteilung der heimischen Firmen kühlt sich ab, weil nur noch 38 Prozent der Befragten ihre Situation für gut befinden (minus 8 Prozent im Vergleich zum Frühsommer). Deutlicher ist die Veränderung bei den Erwartungen für die nächsten zwölf Monate. Dort nehmen die Pessimisten zu – von 20 auf 36 Prozent. „Die toxische Mischung aus Kriegen und Krisen setzt der Weltkonjunktur weiter zu. Das kommt auch bei uns an. Die heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer werden von der deutschen Politik verunsichert“, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Handlungsbedarf sehen die regionalen Betriebe vor allem bei Energie, Bürokratie und Migration. „Die Preise für Energie müssen für die Betriebe wieder bezahlbarer werden und bei Genehmigungen muss es viel schneller gehen. Die Verwaltung muss ihre vorhandenen Ermessensspielräume zugunsten der Wirtschaft nutzen“, mahnt Epp. Viele Probleme in Deutschland sind aus seiner Sicht hausgemacht. Dabei kann das Land nicht in allem Vorreiter für die Welt sein – „weder beim Lieferkettengesetz noch beim Klimawandel.“

Weniger Investitionen, rückläufige Aufträge
Konjunkturelle Bremsspuren macht die IHK-Umfrage etwa bei den geplanten Investitionen im Inland aus. 28 Prozent der Firmen wollen weniger investieren. Das ist eine Zunahme von 9 Punkten gegenüber dem Frühjahr. Mit zunehmenden Investitionen planen 23 Prozent, ein Minus von 8 Punkten zum Frühjahr. 16 Prozent der Firmen wollen gar nicht investieren. Dieser Wert stieg um 4 Punkte. „Diese Zurückhaltung ist der Stimmung in Deutschland geschuldet. Die bestehenden Probleme werden nicht oder nur sehr langsam bewältigt. Mit diesem Eindruck fühlen sich die Unternehmen nicht motiviert, bei uns zu investieren“, sagt Epp. Dabei macht die Wirtschaft weiter ihre Hausaufgaben. Wenn sie investieren will, liegen Digitalisierung, Umweltschutz und Energieeffizienz sowie Innovationen direkt hinter dem Ersatzbedarf als wesentliches Motiv.

Auch bei den Exportabsichten schieben sich erkennbar schwächere Aussichten in den Blick: 34 Prozent der Unternehmen im Außenhandel erwarten fallende Umsätze (Frühjahr: 17), 24 Prozent erwarten eine Steigerung (Frühjahr: 31). Gleichwohl ist die Export-Quote mit zuletzt 59,1 Prozent auf Rekordniveau. „Laut Umfrage verliert die Euro-Zone deutlich und auch Asien geht etwas zurück“, sagt IHK-Konjunkturexpertin Antonia Hettinger. Die vorsichtigen Erwartungen im Außenhandel gehen einher mit rückläufigen Auftragseingängen, zeigt die IHK-Umfrage: Nur 16 Prozent der Firmen erwarten steigende Aufträge (Frühjahr: 24). Dem gegenüber stehen 43 Prozent, die sinkende Zahlen kommen sehen (Frühjahr: 29).

Fachkräfte halten
Die Beschäftigung in den regionalen Betrieben wird in den kommenden zwölf Monaten abnehmen. 28 Prozent der Firmen erwarten eine fallende Zahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Lediglich 15 Prozent wollen ihre Beschäftigtenzahl in Jahresfrist steigern. Im Frühjahr lag das Verhältnis noch bei 22 zu 16 zugunsten des Beschäftigungsaufbaus. Dabei bleibt der Fachkräftemangel bei der Frage nach den größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung mit 60 Prozent weiter auf Platz zwei – hinter einer sinkenden Inlandsnachfrage mit 63 Prozent. 44 Prozent der Befragten sagen, dass sie offene Stellen derzeit nicht besetzen können, weil sie die passenden Fachkräfte nicht finden. „Die Betriebe sollten alles tun, um ihre Fachkräfte zu halten. Nur mit dem Know-how und der Tatkraft unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können wir die jetzige Situation absehbar wieder positiv wenden“, so Epp.

Die Umfrage
Die IHK-Konjunkturumfrage findet dreimal im Jahr statt. An der aktuellen Umfrage hat sich eine repräsentative Auswahl von 384 Unternehmen der Region aus den Bereichen Industrie und Bau (173), Groß- und Einzelhandel (95) sowie dem Dienstleistungssektor (116), darunter Betriebe aus dem Hotel- und Gaststätten- sowie dem Kredit- und Versicherungsgewerbe beteiligt. Die Umfrage lief bis zum 9. Oktober 2023.

Der vollständige Bericht steht unter www.ihkrt.de/konjunktur zum Download zur Verfügung.

Antonia Hettinger

Antonia Hettinger

Hauptgeschäftsführung
IHK-Zentrale
Position: Leiterin Volkswirtschaft & regionale Wirtschaftspolitik
Schwerpunkte: Volkswirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik, Gesundheitswirtschaft, IHK-Netzwerk Bau- und Immobilienwirtschaft, IHK-Netzwerk Projektmanagement
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