IHK: Stadtspitze muss sich bekennen

Ortsumfahrung dringlicher denn je

„Die Stadtspitze muss sich jetzt zur Umfahrung von Orschel-Hagen bekennen“, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp angesichts der aktuellen Diskussion um die Ortsumgehung von Reutlingen.

Ortsumfahrung dringlicher denn jeFoto: disq - Fotolia.com

Ein Verkehrsgutachten im Auftrag des Regierungspräsidiums Tübingen hatte der Ortsumfahrung Reutlingen – in der Verlängerung des Scheibengipfeltunnels – auf den ersten Eindruck wenig Entlastungspotenzial bescheinigt. Der genauere Blick zeigt jedoch, dass die Trasse dringlicher denn je ist. In Brüssel steht die neue Luftqualitätsrichtlinie kurz vor der Verabschiedung. Das bedeutet: Ab 2030 werden deutlich verschärfte Grenzwerte für Verkehrswege durch Innenstädte gelten. Sie werden Fahrverbote für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren nach sich ziehen. Ein Großteil der vom Gutachten gezählten 43.000 Fahrzeuge an der Stadthalle Reutlingen werden dann eine Ausweichroute benötigen, weil die Lederstraße bei den neuen Grenzwerten sofort in den Fokus geraten wird. „Die Abmoderation der Ortsumfahrung von Orschel-Hagen erfolgt vorschnell und geht an der Realität vorbei“, warnt Wolfgang Epp. Das Gutachten, erstellt 2021, konnte diese aktuelle Entwicklung noch nicht abbilden.

Mehr Ressourcen in die Planungen stecken
Die Trasse muss aus Sicht der Wirtschaft in der Planung dringend priorisiert werden. Derzeit arbeitet das Regierungspräsidium Tübingen nach eigener Darstellung nur mit begrenzten Ressourcen an der Ortsumfahrung. Epp: „2030 kommt extrem schnell. Reutlingen muss Vorsorge treffen, auch für den motorisierten Straßenverkehr.“ Nötig ist ein ganzheitlicher Ansatz, der Individualverkehr, Lieferverkehre und ÖPNV verbindet. Absehbar wird die Regionalstadtbahn in Reutlingen voraussichtlich einen gewissen Anteil am Verkehrsaufkommen übernehmen. „Wir haben Respekt vor der Meinung der Bürgerinitiativen und sind ebenfalls für einen Mix der Verkehrsträger. Das Auto wird gleichwohl weiter eine wichtige Rolle für Kunden und Pendler spielen und auch diese Meinung muss berücksichtigt werden“, so Epp.

Der vom Verkehrsgutachten ins Spiel gebrachte Ausbau der B 312 zwischen Metzingen und Aich (mit einem wechselseitigen dreistreifigen Ausbau) löst die Probleme in Reutlingen nur bedingt. Dazu kommt: Ein solcher Ausbau würde Jahrzehnte dauern, da dieser Streckenabschnitt bisher nicht im Bundesverkehrswegeplan enthalten ist – und dieser ist die Grundlage für alle Verkehrsvorhaben des Bundes.

Hintergrund
Die Ortsumgehung Reutlingen/Orschel Hagen der B 464 ist im aktuell gültigen Bundesverkehrswegeplan im „Vordringlichen Bedarf“ ausgewiesen und damit in der allerhöchsten Prioritätsstufe. Die Ortsumgehung wird darin als notwendige Netzergänzung zum Scheibengipfeltunnel bezeichnet. Sie gewährleistet eine ganzheitliche Umfahrung der Reutlinger Kernstadt. Darüber hinaus kommt der B 464 eine übergeordnete Verbindungsfunktion zwischen Stuttgart und Reutlingen zu. Sie hat damit auch überörtliche Bedeutung. Die IHK-Vollversammlung hat sich mehrfach mit der Bedeutung der Ortsumgehung beschäftigt und sich in ihrem verkehrspolitischen Leitbild für ihre Realisierung ausgesprochen.

Dr. Wolfgang Epp

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