IHK: Öffentlichen Nahverkehr auf Dauer sichern

„Ohne Hilfen ist mit Insolvenzen zu rechnen“

„Ohne schnelle und wirksame Hilfen müssen Busunternehmen ihre Dienste für den öffentlichen Personennahverkehr einstellen“, warnt der stellvertretende Vorsitzende des IHK-Verkehrsausschusses Frank Wiest angesichts der angespannten Situation der Branche.

„Ohne Hilfen ist mit Insolvenzen zu rechnen“Foto: olaser/iStockphoto.com

Die Lage des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Region wird von Tag zu Tag brenzliger. „Immer mehr Unternehmen sehen sich derzeit dazu gezwungen, Verkehrsverträge aufzukündigen und ihre Leistungen zumindest vorübergehend einzustellen“, sagt Frank Wiest, der selbst Busunternehmer in Hechingen ist. „Corona war nur der Anfang. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Fahrscheinen sind massiv eingebrochen und haben sich bis heute nicht erholt. Die Zahlungen für die Schülerverkehre sind nicht in gewohntem Maße eingegangen und die Corona-Hilfen waren nicht ausreichend hoch, um alle Ausfälle auszugleichen.“

Auch das 9-Euro-Ticket habe den regionalen Verkehrsbetrieben massiv zugesetzt, da dadurch in den vergangenen Monaten so gut wie keine regulären Fahrscheine mehr verkauft wurden. Hinzu komme die Erhöhung der Tariflöhne. „All diese Kostensteigerungen können von den Unternehmen nicht mehr getragen werden, wenn nicht irgendwo auch mehr Einnahmen erzielt werden können“, sagt Wiest. „In dieser angespannten Situation wird spätestens das für den September erwartete Ansteigen der Dieselpreise der Tropfen sein, der für viele Unternehmen das Fass zum Überlaufen bringt.“

ÖPNV ist für die Region essenziell
Von keinem Unternehmer werde erwartet, dass er seine Dienstleistungen dauerhaft unter seinen Kosten erbringe, so Frank Wiest weiter. „Der ÖPNV scheint hier eine Ausnahme zu sein, denn bisher konnte noch keine für die Zukunft dauerhaft tragfähige Lösung mit allen Beteiligten gefunden werden. Ohne Hilfen können wir unser Angebot aber nicht in gewohnter Weise aufrechterhalten und es ist mit Insolvenzen zu rechnen.“

Die IHK Reutlingen ruft daher alle Beteiligten auf, den öffentlichen Personennahverkehr in der Region Neckar-Alb dauerhaft zu sichern. „Als erstes geht unser Appell an den Bund, denn er schafft mit den von ihm zur Verfügung gestellten Regionalisierungsmitteln den Rahmen, in dem die Länder den ÖPNV finanzieren können“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp. „Der ÖPNV ist für die Region von essenzieller Bedeutung. Ganz gleich, ob Handel, Dienstleistung oder Tourismus: Die Betriebe sind darauf angewiesen, dass sie sowohl für Kunden und Gäste als auch für die eigenen Beschäftigten weiterhin mit dem ÖPNV erreichbar sind. Ohne massive Anhebung der Regionalisierungsmittel in diesem und auch im nächsten Jahr wird der ÖPNV in gewohnter Form nicht aufrechtzuerhalten sein“.

Dr. Wolfgang Epp

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