Zuwanderer in Ausbildung bringen
IHK kümmert sich weiter
„Wir freuen uns, dass das Land Baden-Württemberg das Kümmerer-Programm ein weiteres Jahr fördert. Für Unternehmen bietet es ein enormes Potenzial zur Fachkräftesicherung“, sagt Dr. Wolfgang Epp, Hauptgeschäftsführer der IHK Reutlingen. Natürlich profitieren auch die Zugewanderten: Sie bekommen die Chance, beruflich Fuß zu fassen. Voraussetzungen sind ein geringer Förderbedarf und eine gute Bleibeperspektive. „Schließlich soll sich für die Betriebe ihre Investition in den Fachkräfte-Nachwuchs auch lohnen“, sagt Aleksandra Vohrer, die das Programm bei der IHK Reutlingen betreut. Sie stellt Kontakte her, begleitet den weiteren Prozess und nimmt bei Schwierigkeiten eine vermittelnde Rolle ein.
Herausforderung Pandemie
Mit Corona kam die Vermittlung ins Stocken: Ein gut betreutes Praktikum erfordert direkte Kontakte, beispielsweise beim gemeinsamen Arbeiten an Maschinen. Zudem wurden mühsam erworbene Sprachkenntnisse verlernt, weil die alltägliche Kommunikation gefehlt hat. „Es war im vergangenen Jahr noch schwieriger als sonst, den Kontakt zwischen jungen Menschen und Betrieben herzustellen und zu sichern“, berichtet Vorher. Aus Sicht der IHK ist es deshalb wichtig, dass das Programm verlängert und die entstandenen Lücken geschlossen werden.
Fünf-Jahres-Bilanz
Knapp 400 Zugewanderte hat Aleksandra Vohrer in fünf Jahren bereits beraten und über 200 Praktika vermittelt. 40 Kontakte mündeten in einer Einstiegsqualifizierung, 94 in einer Ausbildung. Die meisten Vermittlungen fanden in den Berufen Maschinen- und Anlagenführer-/in, Industriemechaniker/-in und Verkäufer/-in statt. Etwa 500 Betriebe haben sich bei der IHK Reutlingen seit Projektstart über die Möglichkeit informiert, Zuwanderern einen Einstieg ins Berufsleben zu bieten.
Ein Erfolgsbeispiel
Dass das Projekt Betrieben hilft, Fachkräfte zu gewinnen, bestätigt Harald König, Prokurist der MTS Schrode AG in Hayingen. Dort hat im Juli ein Geflüchteter aus Afghanistan seine Abschlussprüfung als „Fachkraft für Metalltechnik“ bestanden und bleibt dem Unternehmen in einer Festanstellung erhalten. „Der junge Mann hat sich eine langfristige Perspektive erarbeitet und wir freuen uns, dass wir einen kompetenten Mitarbeiter gewonnen haben“, sagt König.
Hintergrund
Das Förderprogramm „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge“, das so genannte Kümmerer-Programm, läuft seit 2016. In ganz Baden-Württemberg wurden über 6.500 Zugewanderte durch Kümmerinnen und Kümmerer begleitet, davon rund 2.900 in Ausbildung vermittelt. Aufgrund des längerfristig großen Bedarfs der Betriebe an beruflich qualifizierten Nachwuchskräften wurde ab 2020 die Zielgruppe von Geflüchteten auf Zugewanderte aus der EU und aus Drittstaaten ausgeweitet.