„IHK vor Ort“ in Münsingen
Herausforderung Fachkräftemangel, Inflation und Energiepreise
Ob Einzelhandel, Bau, Dienstleistung oder Banken: Alle suchen händeringend Personal, bieten zum Teil überdurchschnittliche Bezahlung. Dabei werden die Unternehmen nicht alleine gelassen, sie erhalten bei der Fachkräftegewinnung Unterstützung von der IHK: „Wir haben umfangreiche Angebote für unsere Mitgliedsunternehmen“, berichtete Jennifer Muffler von der IHK Reutlingen. Sie warb vor allem für die duale Ausbildung und ermutigte auch die kleineren Betriebe, selbst auszubilden, so Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Wer in seinem Studium unglücklich ist, kann über das IHK-Projekt „Neustart für Studis“ einen anderen Weg einschlagen, wer aus dem Ausland kommt, erhält zukünftig Informationen beim IHK-Welcome-Center, das zurzeit bei der IHK entsteht.
Keine Negativstimmung verbreiten
Die Gesellschaft empfindet die Inflation auf einem deutlich höheren Niveau, als diese tatsächlich ist. Für Bürgermeister Mike Münzing ein deutsches Problem: „Wir sind ordentlich durch die Pandemie und bisher auch durch die Kriegssituation gekommen.“ Dennoch greife Negativstimmung um sich, obwohl es dem Großteil der Gesellschaft und auch den Unternehmen nicht wirklich schlecht gehe. Das zeigt die Gewerbesteuer, die mit rund neun Millionen Euro an die Stadt Münsingen geflossen ist. Der Fachkräftemangel jedoch trifft alle ohne Ausnahme. Die Herausforderung kann laut Münzing auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels nur durch Optimismus, Selbstbewusstsein und zukunftsfähige Weiterentwicklung gemeinsam gestemmt werden.
Boom beim Tourismus, Flaute in der Baubranche und im Einzelhandel
Die letzten Jahre waren geprägt von Niedrigzinsen, Bauboom, Materialknappheit und vollen Auftragsbüchern bei Baufirmen. Jetzt berichten diese von einer Kehrtwende: Ware ist genug am Markt, aber hohe Zinsen und deutlich gestiegene Preise für Material und Energie senken die Nachfrage. Eine Flaute zeichnet sich ab. Ganz anders beim Tourismus. Dieser hat laut Hans-Peter Engelhart von der Touristik Information Münsingen Vorkrisenniveau erreicht und befindet sich ungebremst im Aufwind. Die Wertschöpfung bleibt in der Region, insbesondere Gastronomie und Einzelhandel profitieren davon. Daten bescheinigen Münsingen – mit Supermärkten und Lebensmittelhandwerk, aber ohne Kfz-Handel - eine hohe Kaufkraftbindung und einen guten Umsatz, der bei fast 7.000 Euro pro Kopf liegt. Damit setzt sich die Stadt laut Vincent Schoch, Handelsexperte der IHK Reutlingen, auf Rang 9 bei den Top-Gemeinden in der Region Neckar-Alb. Der Onlineanteil pendelt sich insgesamt bei rund 15 bis 20 Prozent ein und belastet den Einzelhandel. Aber auch Leerstände, Eigenkapitalmangel, steigende Kosten, Fachkräftemangel und höhere Bürokratie setzen ihm wie auch anderen Branchen in der Region Neckar-Alb zu.