IHK-Umfrage zur Fachkräftesituation in der Region

„Diese Jobs kommen sicher nicht mehr wieder

Fast zwei Drittel der regionalen Unternehmen können derzeit ihre offenen Stellen nicht besetzen, weil sie keine passenden Fachkräfte finden. Die Lage hat sich zuletzt noch verschärft. Das zeigen die Daten der IHK.

„Diese Jobs kommen sicher nicht mehr wiederFoto: Monkey Business - Fotolia.com

Mit der jüngsten Konjunkturumfrage hat die IHK auch die aktuelle Fachkräftesituation abgefragt. Die Ergebnisse sind deutlich: Bei 62 Prozent der Unternehmen bleiben Stellen frei, nur 17 Prozent haben bei der Personalsuche derzeit keine Probleme. Weitere 21 Prozent haben aktuell keinen Personalbedarf. Im Vergleich zu 2019 wird die Fachkräftegewinnung für die heimischen Unternehmen schwieriger. Seinerzeit hatten nur 48 Prozent geklagt, offene Stellen nicht besetzen zu können.

Schaut man sich die Daten der vergangenen zehn Jahre an, erreicht der Fachkräftemangel ein Allzeithoch. „Der konjunkturelle Aufschwung verschärft die Situation. Wir haben es aber mit einem strukturellen Problem zu tun. Wir haben insgesamt zu wenig Köpfe, um unseren Personalbedarf zu decken“, sagt IHK-Präsident Christian O. Erbe. Die Betriebe suchen vor allem Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Das sagen 78 Prozent. Fachkräfte mit (Fach-)Hochschulabschluss oder einem Weiterbildungsabschluss sind von jeweils 30 Prozent gefragt.

Unternehmen müssen investieren
Laut Umfrage wollen die heimischen Unternehmen durch mehr Ausbildung (59 Prozent), die Steigerung der Arbeitgeber-Attraktivität (59 Prozent), die Förderung von Weiterbildungen (40 Prozent) und eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf (39 Prozent) verstärkt punkten. 34 Prozent wollen darüber hinaus stärker ausländische Fachkräfte gewinnen. „Die Firmen werden noch mehr investieren müssen. Wir sind mitten im immer stärker werdenden Wettbewerb um die Talente“, so Erbe. Die IHK hat aus diesem Grund ihre Weiterbildungsangebote noch einmal ausgebaut. Sie bietet zudem Seminare rund um Employer Branding und die Arbeitgeber-Marke an.

Zugleich müssen aus Sicht der Wirtschaft die Rahmenbedingungen für Fachkräfte von außen stimmen. Zuwanderung muss weiter vereinfacht werden und es braucht dringend Flächen für Wohnen in der Region. Denn die Lage verschärft sich, so die Umfrage der IHK: Sieben Prozent der Unternehmen ziehen eine Verlagerung von Tätigkeiten ins Ausland in Betracht. „Da gehen bei mir alle Alarmsirenen an. Abwanderung wegen Fachkräftemangels ist eine extrem bedenkliche Entwicklung. Diese Jobs kommen sicher nicht mehr wieder“, so Erbe.

Die IHK unterstützt Betriebe bei der Suche nach Fachkräften und Nachwuchstalenten – etwa durch Ausbildung und Ausbildungsmarketing oder auch passende Angebote im Bereich der Weiterbildung. Neben Lehrstellenbörse und Ausbildungsatlas bietet die IHK beispielsweise den IHK-Karriere-Atlas als Online-Portal. Im Bereich der Fachkräftevermittlung kümmert sich die IHK um die Integration von Geflüchteten in Ausbildung oder Praktika. Mit dem Pilotprojekt „Hand in Hand for International Talents“ unterstützt die IHK zudem Unternehmen dabei, qualifizierte ausländische Fachkräfte mit Berufserfahrung zu gewinnen. „Wir werden weiter regelmäßig die Bedarfe analysieren und unser Portfolio anpassen“, sagt IHK-Fachkräfteexpertin Antonia Hettinger.

Hintergrund
Die Fachkräfteumfrage war Teil der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage und lief vom 6. bis zum 29. September 2021. Es hat sich eine repräsentative Auswahl von 397 Unternehmen beteiligt. Die Umfrageergebnisse passen zu den Prognosen des Fachkräftemonitors der IHKs im Land. Für die Region Neckar-Alb zeigt er, dass bis 2035 rund 58.000 Arbeits- und Fachkräfte fehlen werden. Gesucht sind dann vor allem Fachkräfte mit berufsqualifizierendem Abschluss. Bei den kaufmännisch beruflich Qualifizierten wird es einen Engpass von 34.200 geben, darunter ein Drittel aus medizinischen Gesundheits- und sozialen Berufen sowie ein Drittel Verkaufs- und Büroberufe. Mit technischer Ausrichtung fehlen bis 2035 laut Prognose 13.300 beruflich Qualifizierte, darunter mehr als ein Drittel aus Forschungs- und Entwicklungsberufen sowie 42 Prozent im Maschinenbau und in der Textil- und Metallbearbeitung. Mehr auf www.ihkrt.de/fachkraefte

Antonia Hettinger

Antonia Hettinger

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