IHK-Studie zu 50 Jahre Neckar-Alb
„Die Wirtschaft hat sich komplett verändert“
„50 Jahre Region sind auch 50 Jahre Strukturwandel“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp die aufbereiteten Daten zusammen. So standen 1973 Industrie und Bau noch für 60 Prozent der Bruttowertschöpfung. Heute entfallen 62 Prozent der Wertschöpfung auf Handel und Dienstleistungen. „Wir haben eine enorme Automatisierung in der Industrie erlebt und nicht zuletzt das Aufkommen von wissensbasierten Geschäftsmodellen, die die Wirtschaft ebenfalls komplett verändert haben“, so Epp. Vor diesem Hintergrund ist auch das starke Wachstum der IHK-Mitgliedsbetriebe von 13.161 auf rund 43.000 zu erklären. „Die Menschen arbeiten nicht mehr 50 Jahre beim selben Arbeitgeber. Sie machen sich selbstständig, wechseln den Job oder betreiben ein Gewerbe nebenher. Diese Entwicklungen schlagen sich auch in den Mitgliedszahlen der IHK nieder“, erklärt der Hauptgeschäftsführer.
Bevölkerung, Haushalte, Alter
Im Vergleich zu 1973 leben heute 29 Prozent mehr Menschen in der Region. Aktuell sind es rund 715.000. Dabei ist die Region etwas stärker gewachsen als das Land gesamt: Baden-Württemberg legte in fünf Jahrzehnten um 21,6 Prozent zu. Treiber des Bevölkerungswachstums in der Region ist vor allem der Landkreis Tübingen mit knapp 42 Prozent mehr Menschen als vor 50 Jahren. Der Landkreis Reutlingen kommt auf 23,1 Prozent Zuwachs und der Zollernalbkreis auf 8,7 Prozent. Ein- und Zweipersonenhaushalte sind heute die dominierende Lebensform (66 Prozent). 1973 betrug ihr Anteil 50 Prozent. Demgegenüber sind Großfamilien mit fünf und mehr Personen von 14 auf 6 Prozent zurückgegangen.
Zwei weitere Trends sind deutlich ablesbar. Das Durchschnittsalter der Menschen in der Region liegt mittlerweile bei 43,6 (1973: 34,4). Gleichzeitig sank die Zahl der Schülerinnen und Schüler: Derzeit sind es knapp 69.000. 1973 drückten noch fast 89.000 die Schulbank. Studieren wird immer beliebter, vor allem unter Frauen. Das zeigen Zahlen der Uni Tübingen: Aus 14.866 Studentinnen und Studenten anno 1973 wurden im vergangenen Jahr 28.159. Der Anteil der Frauen stieg von 32 auf 59 Prozent. „Die demografischen Daten sind zwar landes- und bundesweit recht gleich, zeigen aber unser Problem: Uns fehlt der Nachwuchs. Ohne ihn wird es schwer, den bestehenden Wohlstand und die Dynamik unserer Wirtschaft auf Dauer zu sichern“, so Wolfgang Epp.
Die regionale Wirtschaft hat sich in den letzten 50 Jahren als robust herausgestellt und verschiedenste Krisen, wie zuletzt die Corona-Krise, gut gemeistert. „Die Unternehmen in Neckar-Alb sind resilient. Sie werden auch den wirtschaftlichen Wandel hin zu KI, grünem Wachstum und neuer Wissensökonomie meistern“, sagt Epp.
Hintergrund
1973 fand in Baden-Württemberg die Kreisgebietsreform statt: Aus 63 Land- und neun Stadtkreisen wurden 35 Land- und neun Stadtkreise, die in zwölf Regionalverbänden organisiert sind. Die Region Neckar-Alb besteht seither aus den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb und umfasst 66 Städte und Gemeinden.
Downloads
-
Studie: 50 Jahre Neckar-Alb (PDF | 1,014 KB)