IHK: Spitzentreffen des Reutlinger Handels
Die Innenstadt braucht mehr Investitionen
Zahlenmäßig steht Reutlingen eigentlich recht gut da: Der Einzelhandelsumsatz pro Kopf erreicht aktuell 8.071,50 Euro. Damit schafft es der Standort nach wie vor, Kaufkraft aus dem Umland anzuziehen. Trotzdem bringt Reutlingen die vorhandenen PS nicht auf die Straße. „Wir sind eine lebendige Stadt mit einem vielfältigen Angebot. Es gilt, diese Qualitäten besser zu verkaufen“, so Lehmann. Christian Wittel, 1. Vorsitzender der Interessengemeinschaft „RTaktiv“, ergänzt: „Wir müssen die Marke Reutlingen und ihr Image von einem Leidens- zu einem Leitthema der Stadt machen.“
Lokalpolitik muss Prioritäten klären
Auf dem Weg dorthin muss dringend mehr investiert werden. Neben einem guten Mix aus Einkaufen, Gastronomie und kulturellen Veranstaltungen braucht Reutlingen vor allem Aufenthaltsqualität. Dafür muss die Stadt eine offene und einladende Atmosphäre schaffen und den öffentlichen Raum noch ansprechender gestalten. Aus Sicht der Händler müssen dazu etwa der Ausbau von regionalen Angeboten/Märkten, die Sauberkeit und das Sicherheitsgefühl umgehend angegangen werden. Gleichzeitig sollten öffentliche Ruhezonen mit Begrünung eingerichtet werden – neben den bekannten Orten sollten dazu auch die kleinen Quartierstraßen und Plätze gehören. „Dass Reutlingen seit mehr als zehn Jahren Großstadt im Biosphärengebiet ist, ist ein Pluspunkt und sollte stärker im Vordergrund stehen“, so Christian Wittel.
An den Mitteln dafür dürfte es nicht fehlen, so die Einschätzung der IHK mit Blick auf die aktuellen Steuerdaten: „Reutlingen hat kein Einnahmenproblem. Die Lokalpolitik muss vielmehr ihre Prioritäten klären. Jeder Euro, der in die Innenstadt investiert wird, zahlt auf die Standortattraktivität ein“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp. Mit zu den Maßnahmen muss zudem eine gute Erreichbarkeit gehören. Es braucht den richtigen Mobilitätsmix, der keinen Verkehrsträger verdammt und alle Bedürfnisse von Kunden wie lokalen Unternehmen gleichermaßen vereint. „Es gehören alle in die Stadt: Fußgänger, Radler, der ÖPNV und die Autofahrer. Das zu vereinen, ist möglich“, so Epp.
Kaufhof: Areal mit Potenzial
Von großer Bedeutung wird die künftige Nutzung der Kaufhof-Galeria-Immobilie sein. Es bestand Einigkeit, dass künftig nur noch die Erdgeschossfläche für Handel nutzbar sein wird. „Dienstleistungen, Freizeitangebote und Wohnen werden auf den anderen Etagen einziehen. Das Wohnen wird insgesamt für die Innenstadt wichtiger werden“, so Christian Wittel. Aus Sicht der IHK sollte die nun anstehende Diskussion um passende Lösungen unbedingt ergebnisoffen geführt werden. „Wir können die Stadt und alle Beteiligten nur ermutigen, alle Möglichkeiten ins Auge zu fassen. Wenn es wirtschaftlich und städtebaulich die beste Lösung ist, das Gebäude abzureißen und ein neues zu bauen, sollte das kein Tabuthema sein“, meint Wolfgang Epp.