Junger Eritreer schließt erfolgreich Ausbildung ab
„Das ist mein Beruf“
Daniel Gebre kam mit gerade 18 Jahren 2016 allein nach Deutschland. Hinter sich ließ er die Heimat und die Familie, erlebte eine Flucht mit vielen Gefahren, vor sich nun ein unbekanntes Land. Zusammen mit einem ehrenamtlichen Betreuer kam er 18 Monate später zur IHK und lernte bei Integrationsberaterin Aleksandra Vohrer, was in Deutschland eine Ausbildung und Deutschkenntnisse wert sind.
Mit Engagement viel erreichen
„Ich wollte unbedingt eine Arbeit finden, die ich kann und die mir gefällt, und ich wollte die Sprache lernen“, erinnert sich Gebre an den ersten Kontakt. Zunächst stand Deutsch auf dem persönlichen Stundenplan, Mitte 2018 sorgte Aleksandra Vohrer dann für den Kontakt zur Firma Otto Knecht Betonwerk in Metzingen. Das Unternehmen bildet unter anderem Betonfertigteilbauer aus. Zunächst machte der junge Eritreer dort eine Einstiegsqualifizierung und wechselte schließlich in die dreijährige Ausbildung. „Daniel ist das tolle Beispiel, dass man mit Engagement richtig viel erreichen kann“, lobt Thomas Fesseler, Personalleiter bei Knecht.
Betrieb hilft beim Deutsch lernen
Beide Seiten haben in vier Jahren viel gelernt. So hat das Unternehmen immer, wenn es möglich war, die Deutschkurse des jungen Mannes ermöglicht, „weil Sprache einfach die Basis fürs Ankommen und die Integration ist.“ Im Gegenzug war der bescheidene Eritreer immer lern- und einsatzbegierig. „Was kann ich noch machen, hat er so oft gefragt“, erzählt Fesseler. Nach der bestandenen Ausbildung gehört Gebre bei Knecht nun zum festen Mitarbeiterstamm. Als Betonfertigteilbauer ist er eine begehrte Fachkraft. Dabei hat sich der Beruf stark gewandelt. In dem knochenharten Job früherer Jahre geht heute nichts mehr ohne Maschinen und Computer – und es braucht natürlich jemanden, der diese sicher bedienen kann.
Das Unternehmen, das wie viele andere den Fachkräftemangel hautnah und stark spürt, hat den Versuch mit dem jungen Eritreer „nie bereut“, so der Personalchef. Im Gegenteil: Ein weiterer junger Eritreer ist gerade im zweiten Lehrjahr angekommen. „Wir haben gerne in die Zukunft investiert“, so Thomas Fesseler. Und die Firma wird das weiter tun.
Hintergrund: „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge“
Im Rahmen des Programms „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Zugewanderte“ unterstützt IHK-Integrationsberaterin Aleksandra Vohrer neu zugewanderte Menschen bei der Berufswahl, vermitteln sie passgenau in Praktikum, Einstiegsqualifizierung und Ausbildung und begleiten sie während der ersten sechs Monate in Ausbildung. Voraussetzung für eine Teilnehme sind gute Deutschkenntnisse und eine gesicherte Bleibeperspektive. Bisher wurden 440 Erstgespräche mit Zugewanderten/Geflüchteten geführt, 220 Personen wurden danach intensiv betreut. In 130 Betrieben fanden Vermittlungen statt. Das Projekt wird seit 2016 vom Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus gefördert.