IHK-Umfrage: Starker Rückgang der Konjunktur

Zeit zum Handeln

Das regionale Wirtschaftswachstum schwächt sich ab. In der jüngsten Umfrage der IHK verliert der Konjunkturklimaindex 23 Punkte und erreicht nur noch 107 Zähler. Das ist das stärkste Minus seit Herbst 2011.

Zeit zum Handeln

„Die vielen Krisen auf der Welt und das fortgesetzte Befeuern des Handelskonflikts schlagen nun endgültig auf die Region durch“, kommentiert IHK-Präsident Christian O. Erbe die neuesten IHK-Konjunkturzahlen. Nur noch 42 Prozent der Firmen bezeichnen ihre Lage als gut, im Frühsommer waren es noch 56. Der Ausblick für die kommenden zwölf Monate trübt sich ebenfalls weiter ein. Bessere Geschäfte erwarten derzeit nur noch 19 Prozent. Im Mai waren es noch 28.

Mehr investieren
„Jetzt ist Zeit zu handeln“, sagt Erbe und fordert von der Politik ein Investitionsprogramm, um die Konjunktur zu befeuern. „Wir haben immer noch Rekordeinnahmen. Dieses Geld muss viel stärker investiert werden: in Breitband, in Verkehr und in Bildung. Gleichzeitig müssen wir endlich die Umverteilungsdebatten beenden.“ Viele Firmen sind angesichts der aktuellen politischen Debatten zunehmend verunsichert und fühlen sich als Beschäftigungs- und Wohlstandsfaktor nicht wahrgenommen. „Viele Unternehmerinnen und Unternehmer benötigen nun Signale der Wertschätzung und der Unterstützung.“

Der IHK-Präsident sieht die heimische Wirtschaft grundsätzlich gut aufgestellt. „Unsere Erfolgsfaktoren bleiben unsere Innovationskraft und die Industrie.“ Er appelliert gleichwohl an die Unternehmen, den aufkommenden Abschwung für ein Überdenken der eigenen Strategie zu nutzen sowie Innovationen auszutesten und neue Produkte auf den Markt zu bringen. „Wir werden führend bleiben“, zeigt sich Erbe optimistisch. Neben Automotive und Maschinenbau gewinnen Branchen wie Medizintechnik und Biotechnologie, Automatisierung, IT und Künstliche Intelligenz weiter an Bedeutung. Die IHK wird ihre Mitgliedsbetriebe bei den kommenden Herausforderungen verstärkt unterstützen – mit Angeboten für Innovationen, Weiterbildung und die Vernetzung von Unternehmerinnen und Unternehmern. „Die Zukunft werden wir nur gemeinsam gewinnen“, ist sich Erbe sicher.


Konjunktur im Überblick

Größte Risiken

Auf Rang eins der befürchteten Risiken, die Unternehmen für die nächsten Monate kommen sehen, steht neu die geringere Inlandsnachfrage mit 59 Prozent. Sie legt um fast 14 Punkte gegenüber dem Frühsommer zu. Dahinter kommt der Fachkräftemangel, den immer noch rund die Hälfte der Befragten nennt. Auf Platz drei kommen steigende Arbeitskosten (44 Prozent).

Export
Der Export wird 2019 einen Dämpfer bekommen. Nur noch 18 Prozent der Firmen mit Auslandsgeschäft erwarten Steigerungen. Im Frühsommer waren es noch 30 Prozent. Jedes dritte Unternehmen erwartet Exportrückgänge. Die IHK prognostiziert für 2019 ein Exportvolumen von neun Milliarden Euro. Das wären ein Rückgang gegenüber 2018 und doch der zweithöchste Wert, der jemals in der Region erreicht wurde.

Optimisten
Im Einzelhandel sind die Optimisten zu Hause. Die aktuelle Lage hat sich dort laut Umfrage verbessert. Waren im Frühjahr noch 35 Prozent der Einzelhändler mit ihrer Situation sehr zufrieden, sind es nun 43 Prozent. Sehr gut läuft auch weiter der Bau. 86 Prozent der Betriebe sind mit ihrer Lage vollauf zufrieden. Der Ausblick wird sogar noch besser: 17 Prozent der Baufirmen erwartet bessere Geschäfte, keiner der Befragten eine Verschlechterung.

Pessimisten
Vor allem in der Industrie ist man merklich pessimistischer gestimmt. Über 20 Prozent der Firmen bezeichnen ihre Lage als „schlecht“. Dieser Wert verdreifacht sich gegenüber dem Frühsommer. Der Ausblick trübt sich ebenfalls ein: 40 Prozent erwarten künftig schwächeres Geschäft. Die Umsatzerwartungen nehmen im gleichen Maße ab.

Beschäftigung
Die Arbeitslosenquote in der Region liegt historisch niedrig. Gleichwohl zeigt die Konjunkturumfrage, dass die Unternehmen mit Neueinstellungen zurückhaltender werden. Nur noch knapp 16 Prozent wollen einstellen. Im Frühsommer waren es noch 31 Prozent. Der Anteil der Unternehmen, die mit weniger Beschäftigten planen, nimmt von 14 auf 22 Prozent zu.


Die Umfrage
An der Konjunkturumfrage der IHK Reutlingen hat sich eine repräsentative Auswahl von 365 Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Bau (173), Groß- und Einzelhandel (81) sowie dem Dienstleistungssektor (111), darunter Hotel- und Gaststättengewerbe, beteiligt. Die Umfrage der IHK lief bis zum 25. September 2019.

IHK-Service
Der vollständige Bericht steht unter www.ihkrt.de/konjunktur zum Download zur Verfügung. Eine Auswahl an Grafiken gibt es zum Download auf www.ihkrt.de/pressebilder.

Antonia Hettinger

Antonia Hettinger

Hauptgeschäftsführung
IHK-Zentrale
Position: Leiterin Volkswirtschaft & regionale Wirtschaftspolitik
Schwerpunkte: Volkswirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik, Konjunkturumfragen, IHK-Netzwerk Bau- und Immobilienwirtschaft, IHK-Netzwerk Projektmanagement
Telefon: 07121 201-256
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