Bilanz der IHK-Wahlperiode

„So viel Mitwirkung war noch nie“

IHK-Präsident Christian O. Erbe zieht eine positive Bilanz der zu Ende gehenden Legislaturperiode der Vollversammlung. „Es ist uns als Unternehmerparlament gelungen, Zukunftsthemen zu besetzen und Impulse zu geben. So stelle ich mir IHK-Arbeit vor."

„So viel Mitwirkung war noch nie“Foto: Trinkhaus

Zu Beginn der seit 2015 laufenden Wahlperiode hatte sich die Vollversammlung mit dem „Kurs Zukunft“ ein eigenes Arbeitsprogramm gegeben. „Wir sind sehr gut vorangekommen und konnten mit eigenen Projekten Akzente für die regionale Wirtschaft setzen“, so Erbe. Die Vollversammlung absolvierte in dieser Woche ihre vorletzte Sitzung vor der kommenden Wahl im Mai 2020.

Das beherrschende Thema der fast fünf Jahre war die Fachkräfteentwicklung. „Die heimischen Unternehmen sind faktisch im „Dauer-Such-Modus“, sagte Christian O. Erbe. Laut IHK-Prognosen werden im Jahr 2030 rund 29.000 Beschäftigte dem regionalen Arbeitsmarkt fehlen – und dies vor allem Menschen, die beruflich qualifiziert sind. Zwar ergeben sich derzeit im Umfeld der Automobilherstellung große Umbrüche, die Auswirkungen auf die Beschäftigung haben werden. Nach IHK-Prognosen bleibt aber trotzdem eine Lücke. Die Nachfrage der Firmen bleibt größer als das Angebot. Die IHK hat mit Ausbildungsmarketing und intensivierter Firmenbetreuung gegengesteuert und konnte die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe hochhalten. Aktuell werden jedes Jahr 2.600 neue Lehrverträge abgeschlossen „und das bei spürbar zurückgehenden Bewerberzahlen und einem fast ungebremsten Drang an die Hochschulen“, lobte Christian O. Erbe.

An die Ausbildungsbetriebe appellierte der IHK-Präsident, die Qualität der Lehre hoch zu halten und lieber noch mehr zu investieren, „Nur dann werden wir Fachkräfte für unsere Unternehmen entwickeln und dauerhaft halten können.“ Die Beratung von Geflüchteten in Ausbildung und Beruf läuft bei der IHK vielversprechend. Von 300 Personen, die beraten wurden, schaffte die Hälfte den Sprung in ein Praktikum, eine sogenannte Einstiegsqualifizierung, eine duale Ausbildung oder in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis.

Schneller werden
Das zweite Megathema war für die IHK zuletzt die Digitalisierung. Die Wirtschaftseinrichtung will Betrieben helfen, sich auf diese Entwicklung einzustellen. Dazu wurden etwa innerhalb der Weiterbildung die IHK-Akademien für IT und Digitalisierung sowie für Fach- und Führungskräfte aus der Taufe gehoben. Erbe: „Wir wollen Firmen wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit neuen Technologien und neuen Denkweisen vertraut machen. Die Welt um uns herum ändert sich gerade rasend schnell und die Köpfe in den Unternehmen müssen diese Geschwindigkeit mitgehen.“ Eng verknüpft damit ist der „Digital Hub Neckar-Alb und Sigmaringen“. Das regionale Projekt steht unter Federführung der IHK und zielt darauf ab, kleinen Firmen Impulse und Anleitungen für die eigene Weiterentwicklung zu geben.

Im kommenden Jahr wird der Digital Hub erstmals einen „Digitalisierungscheck“ anbieten. Bei diesem Programm kommt ein Experte ins Unternehmen und gibt Hinweise, an welchen Stellen weitere Schritte in Richtung Digitalisierung möglich sind.

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer erreichen
Wachsen konnte die IHK beim Engagement ihrer Mitglieder. Mittlerweile bringen sich über 3.000 Unternehmerinnen, Unternehmer und Führungskräfte in Gremien, Ausschüssen und Netzwerken mit ein. „Wir haben drei Regionalgremien, zwölf Fachausschüsse, 300 Prüfungsausschüsse und über 40 Netzwerke. So viel Mitwirkung hatten wir noch nie.“ Über das Format „IHK vor Ort“ ist die IHK in mittlerweile 28 der 66 Gemeinden der Region mindestens einmal im Jahr mit einem Treffen präsent und bringt Firmen, Politik und Verwaltung zusammen. „Wir erreichen damit auch Unternehmerinnen und Unternehmer, die sonst der IHK eher fern stehen – und auch das ist mir als IHK-Präsident wichtig“, sagte Erbe.

Neue Märkte finden
Impulse für neue Märkte und neue Technologien verspricht sich die IHK vor forcierten Aktivitäten für das internationale Geschäft und die Innovationsentwicklung. Der Export hat seit der Weltwirtschaftskrise jedes Jahr zugenommen und soll weiter wachsen, so der IHK-Präsident: „Unsere Absatzmärkte müssen sich noch mehr außerhalb Europas, den USA und China entwickeln.“ Dazu hat die IHK mittlerweile drei Auslandsprojekte auf den Weg gebracht und schafft darüber Austausch und Kontakte nach Myanmar, Äthiopien und ab 2020 nach Ecuador.

Mit Blick auf die technologische Entwicklung hat die IHK das Business-Incubation-Center der europäischen Weltraumorganisation ESA, kurz ESA-BIC, nach Reutlingen geholt. Dort entwickeln Gründerinnen und Gründer aus Weltraumtechnologien neue Geschäftsmodelle. Elf Gründerfirmen konnten bereits im ESA-BIC starten. Außerdem hat die IHK ein Netzwerk für Künstliche Intelligenz (KI) gegründet. „Wir gehen davon aus, dass KI die technologieorientierten Unternehmen in den nächsten Jahren noch einmal komplett verändern wird“, erläutert Erbe. Daher hat die IHK alle Firmen und Forschung, die regional an dem Thema arbeiten, an einen Tisch gebracht.

Dr. Wolfgang Epp

Dr. Wolfgang Epp

Hauptgeschäftsführung,
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