IHK-Herbstempfang

„Die Demokratie muss verteidigt werden“

Der Militärexperte Carlo Masala zeichnete beim IHK-Herbstempfang ein düsteres Bild der Weltlage: „Deutschland ist nicht gut vorbereitet und strategisch naiv.“ Gastgeber war Ridi Leuchten in Jungingen.

„Die Demokratie muss verteidigt werden“Professor Carlo Masala sprach beim IHK-Herbstempfang. Foto: Haas

IHK-Vizepräsident Dr. Thomas Lindner legte in seiner Begrüßung den Fokus auf das Thema Energie, das aus seiner Sicht neben Fachkräftemangel und Bürokratie zu den drängendsten Problemen der Wirtschaft zählt. „Wir brauchen wettbewerbsfähige Energiepreise“, forderte Lindner. „Der Industriestrompreis ist unnötig, die Stromsteuer muss gesenkt werden.“ Er mahnte, dass es Zeit sei, zur Wirtschaftspolitik zurückzukehren. „Ich sehe viel Ideologie und wenig pragmatische Lösungen, wenn ich nach Berlin blicke.“

Zeit der Polykrisen
Im Vortrag von Gastredner Professor Carlo Masala wurde deutlich, dass das Energie-Thema in näherer Zukunft nicht die einzige Herausforderung für deutsche Unternehmen sein wird. Er nahm die rund 300 Gäste aus Politik und Wirtschaft mit auf eine Reise zu den Krisenherden der Welt, die die Wirtschaft massiv beeinträchtigen könnten. „Wir leben in einer Zeit der Polykrisen“, meinte der Militärexperte und zählte neben Pandemie, Energiekrise und Inflation auch die zahlreichen Krisenherde in der Ukraine, in Israel, in der Sahelzone sowie in China und Taiwan auf. „Früher konnte man die Krisen einzeln behandeln, nun geschehen sie alle zusammen.“ Und was noch hinzukäme: „Die Akteure verbinden die Krisen bewusst miteinander, um sie zu ihren Gunsten zu verstärken.“

Was das für die Wirtschaft bedeutet? Besonders Chinas Machtstreben hob der Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München hervor. „China ist die größte Bedrohung des 21. Jahrhunderts. Europa ist ein kleiner Schimpanse, der zwischen den zwei kämpfenden Gorillas USA und China zerrieben wird“, so die Einschätzung Masalas. „Die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs sind ein Kindergarten, sollte China in Taiwan einmarschieren“, warnte er. Die Sanktionen, die folgen könnten, träfen die deutsche Wirtschaft um ein Vielfaches mehr. Während die USA sich ein De-Coupling von China leisten könne, müsse man in Europa ein De-Risking einleiten. Indien sei nicht das „neue China“, aber als Markt interessant, um sich von China lösen zu können. Und auch was das Russland-Geschäft angehe, stellte Masala klar: „Das Geschäft dort ist tot. Sie werden es auf absehbare Zeit nicht wiederaufleben lassen können. Wir befinden uns mit Russland in einem neuen Kalten Krieg. “

Cyberangriffe melden
Da Russland ebenfalls Konsumgüter für die heimische Bevölkerung bräuchte, müssten sich gerade deutsche Firmen auf russische Cyber-Attacken einstellen, um an relevante Daten zu kommen. „Die klassische Wirtschaftsspionage ist out“, erklärte Masala. Er plädierte dafür, Cyberangriffe bei Behörden zu melden, was aber in der Realität zu wenig geschehe. Nur so bekäme der Staat ein umfassendes Bild, wie bedrohlich die Lage sei. „Russische Panzer sind nicht unser größtes Problem, sondern Desinformation, Cyber und der Angriff auf unsere Werte.“

Der Sicherheitsexperte verdeutlichte, dass die liberale Welt, demokratische Systeme und freiheitliche Gesellschaften unter Druck stünden. Europa und Deutschland seien dafür nicht gerüstet. „Wir sind nicht wehrhaft. Deutschland ist nicht gut vorbereitet und strategisch naiv.“ Was ausdrücklich nicht nur militärisch zu verstehen sei. „Wir müssen uns bewusst werden, dass wir die Demokratie täglich verteidigen müssen.“ Das Stichwort ist für Masala in diesem Zusammenhang Resilienz, jeder Einzelne sei verantwortlich, nicht nur der Staat. Wenn Gesellschaften lernen, mit Zuständen wie beispielweise Stromausfällen umzugehen, werden sie als Ziel von Regimen weniger attraktiv, so der Experte. „Wir müssen lernen, mit Herausforderungen besser klarzukommen.“

Das griff Gastgeber Manfred Diez, Geschäftsführer des Junginger Leuchtenherstellers Ridi auf. „Nach diesem Vortrag wird klar, dass sicher weitere Lieferkettenprobleme auf die Wirtschaft zukommen. Anpassungsfähigkeit ist zum Glück das, was uns auszeichnet.“

Hier finden Sie Fotos vom Abend.

Matthias Miklautz

Matthias Miklautz

Hauptgeschäftsführung
IHK-Zentrale
Position: Leiter IHK-Geschäftsstelle Zollernalbkreis
Schwerpunkte: Regionalmanagement Zollernalbkreis, IHK-Gremium Zollernalbkreis: Geschäftsführung, Branchenbetreuung Tourismus, Unterrichtung für Aufsteller von Spielgeräten mit Gewinnmöglichkeiten
Telefon: 07121 201-265
E-Mail schreiben
vCard herunterladen
LinkedIn
Zur Detailseite


Zur Übersicht