IHK-Haushaltsanalyse untersucht Große Kreisstädte

Einkommensteuer wird immer wichtiger

Die neueste Haushaltsanalyse der IHK zeigt: Die Gewerbesteuer in den sogenannten Großen Kreisstädten sprudelt weiter. Die Anteile aus der Einkommensteuer werden als Einnahmequellen der Kommunen aber immer wichtiger.

Einkommensteuer wird immer wichtigerFoto: weyo - Fotolia.com

Insgesamt sind die Perspektiven für die Gesamtsteuererträge weiter gut. Im Schnitt rechnen die sieben großen Kreisstädte mit einem Anstieg von rund 3,5 Prozent gegenüber 2,2 Prozent im Vorjahr. Vorne bleibt bei den Gesamtsteuererträgen Metzingen, obwohl die Stadt mit einem Rückgang von zwölf Prozent rechnet. Es folgen Balingen (plus 6 Prozent), Reutlingen (plus 6 Prozent) und Albstadt (plus 4 Prozent).

Verantwortlich für das Plus ist zum einen die Gewerbesteuer. Seit vier Jahren nehmen in den Großen Kreisstädten des IHK-Bezirks die durchschnittlichen Gewerbesteuererträge zu. Gegenüber 2016 sind es 7,2 Prozent mehr. Dieser Optimismus wird mit Ausnahme von Metzingen in allen Städten geteilt. Dabei reichen die Planungen von 686 Euro je Einwohner in Albstadt über 630 Euro je Einwohner in Balingen und 593 Euro je Einwohner in Reutlingen. Den niedrigsten Wert will Rottenburg mit 332 Euro je Einwohner gefolgt von Mössingen (369 Euro) und Tübingen (501 Euro) erreichen. Metzingen plant für das laufende Jahr mit 1.457 Euro je Einwohner.

Einkommensteuer wird wichtiger
Für die kommunale Finanzwirtschaft gewinnen laut IHK-Analyse zunehmend die Anteile aus der Einkommensteuer an Bedeutung. Mit Ausnahme von Metzingen (666 Euro je Einwohner), Albstadt (532 Euro) und Balingen (619 Euro) sind die Anteile an der Einkommensteuer betragsmäßig höher als die Gewerbesteuererträge. Das gilt für Rottenburg (634 Euro) und Tübingen (622 Euro) genauso wie für wie für Reutlingen (617 Euro) und Mössingen mit geplanten 590 Euro je Einwohner. Während 2016 die Summe an Einkommensteueranteilen durchschnittlich noch sechs Prozent unter dem Gewerbesteueraufkommen lag, ergibt sich aktuell ein Vorsprung von drei Prozent. „Für die Gemeinden ist das in der Tendenz eine gute Nachricht. Die Einkommensteuer ist konjunkturstabiler. Das verbessert die Planbarkeit für die Gemeinden“, sagt Dr. Jens Jasper, Steuerexperte der IHK. Damit auch stabile wirtschaftskraftbezogene Einnahmen für die Gemeinden geschaffen und das traditionell starke Band zwischen Wirtschaft und Kommunen gestärkt werden kann, setzt sich die IHK-Organisation für einen Ersatz der Gewerbesteuer durch eine gewinnabhängige Kommunalsteuer mit eigenem Hebesatzrecht ein, die alle in der Gemeinde wirtschaftlich Tätigen einbezieht.

Rekordwert bei den Gesamtinvestitionen
Die Gesamtinvestitionen haben in der Region Neckar-Alb einen neuen Rekordwert erreicht. Im Vergleich zu 2016 haben sich die Investitionen durchschnittlich um fast 60 Prozent erhöht. Dies ist vor allem der Investitionstätigkeit von Rottenburg, Balingen und Albstadt zu verdanken. Dabei gelingt es nur Metzingen und Rottenburg, ihre Investitionen ohne Kredite zu finanzieren. Positiv fallen auch Albstadt und Reutlingen mit einem Kreditfinanzierungsanteil zwischen elf und 14 Prozent auf. Die übrigen Städte weisen Werte zwischen 19 und 32 Prozent aus.

Deutliche Zunahme auch bei der Verschuldung
Kritisch sieht die IHK die durchschnittliche Verschuldung im Kernhaushalt sowie auch unter Einbezug der Eigenbetriebe. Im Kernhaushalt ergibt sich durchschnittlich eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 15 Prozent, unter Einbezug der Eigenbetriebe sogar durchschnittlich von 19 Prozent. Die Situation verläuft in den einzelnen Städten sehr unterschiedlich. Während Albstadt und Metzigen seit 2016 erfolgreich die Gesamtschulden reduzieren konnten, ergeben sich insbesondere in Tübingen, Mössingen und Balingen enorme Erhöhungen. Im Vergleich zu den anderen Großen Kreisstädten im Regierungsbezirk zeichnet sich im IHK-Bezirk ein günstigeres Bild. „Die Haushaltskonsolidierung bleibt ein Dauerthema. Leider ist es nicht überall gelungen, höhere Einnahmen mit Investitionstätigkeit und notwendigen Sparanstrengungen zu verbinden“, sagt der Steuerexperte.

Dr. Jens Jasper

Dr. Jens Jasper

Recht und Steuern,
IHK-Zentrale
Position: Bereichsleiter
Schwerpunkte: Wirtschaftsrecht, Arbeitsrecht, außergerichtliche Streitbeilegung, Sachverständigenwesen, Steuern, IHK-Gremium Kreis Tübingen: Geschäftsführung, Koordination Hoheitliche Aufgaben
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