Schwäbische Alb

Noch ein Geheimtipp

Während der Corona-Pandemie hat der innerdeutsche Tourismus einen enormen Aufschwung erlebt. Aber wie viel davon ist auf der Schwäbischen Alb angekommen? Drei Betriebe aus der Region berichten.

Schwäbische AlbRichtig schön hier: Die Schwäbische Alb hat nach Ansicht der hiesigen Hotelliers und Betreiber von Freizeiteinrichtungen viel zu bieten, nicht nur herrliche Natur. Foto: MaxBaumann/iStockphoto.com

Als Reiseziel ist die Schwäbische Alb bis heute ein Geheimtipp. Doch obwohl in der Ruhe oft Kraft liegen mag, arbeiten sowohl die regionalen Betriebe als auch der Schwäbische Alb Tourismusverband (SAT) seit Jahren daran, die Vielfalt der Angebote vor Ort sichtbar zu machen. Ein wichtiger Teil ihrer Strategie ist die „AlbCard“, die derzeit rund 150 Hotels, Ferienwohnungen und Pensionen an ihre Übernachtungsgäste verteilen. Neben freiem Eintritt in Museen und Bädern ermöglicht sie auch die kostenlose Nutzung des ÖPNV.

IHK Reutlingen, Tübingen und ZollernalbFoto: Jean-Claude Winkler

„Die Rentabilität ist bei Übernachtungen am größten.“

Max-Richard Freiherr von Raßler, Hotel Schloss Weitenburg, Starzach

Großer Wurf
„Für den Tourismus in der Region ist die ‚AlbCard‘ ein großer Wurf“, sagt Max-Richard Freiherr von Raßler. Er ist Inhaber des Hotels Schloss Weitenburg in Starzach – der „schwäbischen Antwort auf Downton Abbey“, wie es unlängst in einer Folge der SWR-Online-Reihe „Room Tour“ hieß. Als Vorsitzender des Tourismusausschusses der IHK Reutlingen setzt er sich dafür ein, die Schwäbische Alb gezielter für den Tourismus zu erschließen. „Je mehr hochwertige Angebote zur Verfügung stehen, desto stärker steigt auch die Nachfrage – das zeigen uns die Zahlen schon lange“, weiß von Raßler. „Die ‚AlbCard‘ ist daher ein hervorragendes Tool, um Gäste von den Vorzügen eines längeren Aufenthalts zu überzeugen.“ Für Eventlocations wie Schloss Weitenburg und auch für die nachhaltige Entwicklung des Tourismus auf der Schwäbischen Alb ist dieses gemeinsame Marketing besonders wichtig: „Die Rentabilität ist bei Übernachtungen schlicht am größten“, merkt von Raßler an. „Je mehr Reisende die Schwäbische Alb für sich entdecken, desto mehr profitieren auch andere Branchen vom Tourismus in der Region.“

IHK Reutlingen, Tübingen und ZollernalbFoto: PR

„Die Region hat noch reichlich ungenutzte Kapazitäten.“

Jens Gogarn, Hotel Graf Eberhard, Bad Urach

Die neue Spontanität
Ausgerechnet die Übernachtungsgäste blieben in den vergangenen Jahren jedoch allzu oft aus: Hochzeiten wurden verschoben, runde Geburtstage im kleinen Kreis gefeiert und Busreisen durch Individualreisen ersetzt. „Wenn Reisegruppen und große Events wegfallen, fehlt im Tourismus eine gewisse Grundauslastung“, berichtet Jens Gogarn, der Geschäftsführer des Hotels Graf Eberhard in Bad Urach. An die Stelle der von langer Hand geplanten Reisen traten zudem immer häufiger kurzfristige Buchungen. „Verständlicherweise“, merkt Gogarn an. „Die Gäste hatten ja oft selbst keinen sicheren Planungshorizont. Auch wenn sich die Situation inzwischen deutlich entspannt hat, beobachten wir, dass immer noch bis zu 30 Prozent der Übernachtungen erst eine Woche vor Reisebeginn gebucht werden – sicherheitshalber.“

Gogarn engagiert sich im IHK-Tourismusausschuss ebenfalls für den Standort Schwäbische Alb. Die „AlbCard“ betrachtet auch er als einen wichtigen Schritt auf dem Weg vom Geheimtipp zur A-Destination: „Im Vergleich zu bekannteren Ferienzielen im Süden – denken Sie etwa an den Schwarzwald, den Bodensee oder das Allgäu – haben wir noch reichlich ungenutzte Kapazitäten, was die Übernachtungsgäste anbelangt“, sagt Jens Gogarn. „Die ‚AlbCard‘ zeigt, wie viel die Region zu bieten hat. Die Vielfalt der Angebote zieht nicht nur neue Besucher an, sondern bietet auch langjährigen Stammgästen einen wichtigen Anreiz, sich auch beim nächsten Urlaub für die Schwäbische Alb zu entscheiden.“

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„Wir hatten über zehn Monate geschlossen.“

Christopher Probst, Badkap, Albstadt

Der Blick nach vorn
Anders als Hotellerie und Eventlocations leben viele Freizeit- und Kultureinrichtungen auf der Schwäbischen Alb vorrangig vom Tagestourismus. So auch das Erlebnisbad Badkap in Albstadt. „Der Großteil unserer Gäste stammt aus einem Umkreis von etwa 70 Kilometern“, erzählt Geschäftsführer Christopher Probst. Doch obwohl in der Pandemie die Zahl der Tagesausflüge deutlich stieg, profitierte das Erlebnisbad kaum von dieser Entwicklung. „Wir hatten über zehn Monate geschlossen“, erinnert sich Probst. „Und natürlich hatten die Leute gerade im Lockdown die meiste Zeit für Ausflüge. Das war eine extrem ärgerliche Situation.“

Seit dem Ende der Corona-Maßnahmen kann das Badkap wieder an die Besucherzahlen vor Beginn der Pandemie anknüpfen. Dennoch ist längst nicht alles beim Alten. Neben den steigenden Energiepreisen bereitet auch der Fachkräftemangel in der Gastronomie Christopher Probst Kopfzerbrechen. Schon seit Weihnachten packt er regelmäßig in der Spülküche selbst mit an. „Immerhin lernt man seinen Betrieb so von einer neuen Seite kennen“, erzählt er lachend. Trotzdem hofft er, dass nach den Gästen auch bald neue Bewerber ihren Weg ins Badkap finden, denn es gibt viel zu tun: Im kommenden Jahr sollen die Bauarbeiten für ein Wellnesshotel auf dem Gelände des Erlebnisbads beginnen. /

(Dieser Artikel erschien in der WNA-Ausgabe 6/2022.)