Als Kind wollte Riikka Gätcke Flugbegleiterin werden. Doch es kam anders: Seit Sommer 2023 ist sie Inhaberin des Fachgeschäfts Strick & Woll-Art in Bad Urach – und hat damit mit 52 Jahren ihr Hobby zum Beruf gemacht.
Riikka Gätcke ist ein gutes Beispiel dafür, dass man auch im mittleren Alter noch einmal einen neuen Weg einschlagen kann. Die gebürtige Finnin hat in ihrem Heimatland Kommunal-, Verwaltungs- und Arbeitsrecht studiert. Die berufliche Laufbahn in der Verwaltung schien vorbestimmt. Doch dann brachte sie die Liebe kurz vor dem Jahrtausendwechsel mit 28 Jahren nach Deutschland. Sie zog auf die Schwäbische Alb und wurde Mutter eines Sohnes. 2017 begann sie als Minijobberin im Bad Uracher Wollfachgeschäft Strick & Woll-Art. Als ihre Chefin vier Jahre später schwer erkrankte, ergab sich für Riikka Gätcke die Möglichkeit zur Übernahme des Ladens.
Gelegenheit genutzt
„Ich hatte das überhaupt nicht auf meiner Agenda“, sagt sie rückblickend. „Aber dann habe ich die Gelegenheit einfach genutzt.“ Schließlich zählt das Stricken zu ihren liebsten Freizeitbeschäftigungen, gelernt hat sie es schon mit sieben Jahren von ihrer Oma. Seit den 1990er-Jahren ist Gätcke in Webforen zum Thema aktiv und regelmäßig im Kontakt mit anderen Handarbeits- und Strickfreunden in Europa.
Man muss sich gezielt Zeit für die geschäftsführerischen Belange nehmen – und auch dafür, zwischendurch den Kopf mal völlig frei zu bekommen
Riikka Gätcke
Bereut hat sie ihren Schritt in die Selbstständigkeit nicht, auch wenn er mit einigen Herausforderungen verbunden ist. „Den Papierkram und die Buchhaltung darf man nicht unterschätzen“, sagt Riikka Gätcke. Doch wenn sie in ihrem Laden steht und ihre Kundinnen und Kunden zu Wolle, Nadeln und Kurzwaren aus der ganzen Welt berät oder die Regale auffüllt, ist sie ganz in ihrem Element. Gerade an den Bad Uracher Wochenmarkttagen stehen die ersten Kunden oft schon um 9 Uhr morgens im Laden. Beliebt sind auch ihre Kurse fürs Stricken und Häkeln. „Bad Urach ist ein toller Tourismusort, das ist gut für meinen Laden“, erzählt sie.
Start nach guter Vorbereitung
Anfang 2022 ist Riikka Gätcke in Vollzeit ins Geschäft eingestiegen und wurde von ihrer Chefin sukzessive in alle unternehmerischen Themen eingearbeitet. Sie besuchte IHK-Veranstaltungen für Gründerinnen und Gründer und nutzte die individuelle IHK-Gründungsberatung. „Danach habe ich mich auf die Übernahme gut vorbereitet gefühlt.“ Im August 2023 kaufte sie den Laden und ist nun nicht nur ihre eigene Chefin, sondern auch die Chefin einer Mitarbeiterin. Besonderes Augenmerk legt sie derzeit auf den Ausbau ihres Onlineshops.
Welchen Tipp würde Riikka Gätcke anderen Gründern geben? „Wichtig ist es, sich nicht nur auf das eigentliche Tagesgeschäft zu konzentrieren. Man muss sich gezielt Zeit für die geschäftsführerischen Belange nehmen – und auch dafür, zwischendurch den Kopf mal völlig frei zu bekommen.“ Bereits jetzt freut sie sich darauf, in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen des Ladens feiern zu können. /
(Dieser Artikel erschien in der WNA-Ausgabe 2+3/2024.)