Gründen in einem fremden Land

Authentisch ukrainisch essen

Der Ukraine-Krieg zwang Juri Zuev zur Flucht aus seinem Heimatland. Nun möchte er sich in der Region mit einem Geschäft mit gläserner Küche selbstständig machen. Einen Investor hat er schon überzeugt.

Juri ZuevJuri Zuev bereitet zurzeit in jeder freien Minute die Gründung seines eigenen Betriebs vor. Foto: PR

Seine Flucht aus der Ukraine führte Juri Zuev im Oktober 2022 nach Reutlingen, wo er sich mittlerweile gut eingelebt hat. „Die ersten Monate waren allerdings hart. Am Anfang ging es vor allem darum, ein Dach über dem Kopf zu haben“, erzählt er. Doch als die ersten Probleme gelöst waren, war ihm schnell klar, dass er sein neues Leben aktiv angehen und als Gründer in die Selbstständigkeit starten möchte. „Stillsitzen und Abwarten ist nichts für mich.“

Seine Geschäftsidee hat Juri Zuev bereits genau vor Augen. Er will einen Laden eröffnen, in dem er authentisches ukrainisches Essen kocht, einfriert und zum Verkauf anbietet. Das Besondere: Zuev möchte in einer gläsernen Küche stehen, sodass ihm die Kundinnen und Kunden dabei zusehen können, wie er etwa gefüllte Paprika, süße und herzhafte ukrainische Pfannkuchen, Pelmeni, Vareniki oder Fleischbällchen zubereitet.

Vorfreude auf den Kundenkontakt
In der Ukraine sind Geschäfte dieser Art weitverbreitet. Als Zuev von einer Bekannten hörte, dass solche Läden mittlerweile aber auch in anderen Ländern, zum Beispiel in Spanien oder Polen, ein Erfolg sind, musste er nicht lange überlegen. „Nicht nur Ukrainerinnen und Ukrainer kaufen gerne dort ein, sondern auch die Einheimischen. Warum sollte dieses Konzept nicht auch in Deutschland funktionieren?“

Die Sprache ist eine Herausforderung

Juri Zuev

Eigentlich kommt Juri Zuev beruflich gar nicht aus der Gastronomie. Der 46-Jährige hat ein abgeschlossenes Wirtschaftsstudium und war in der Ukraine 20 Jahre lang im Bereich Sales tätig, drei Jahre davon als Soloselbstständiger. Hierbei war ihm schon immer die Arbeit mit und unter Menschen besonders wichtig. Deshalb freut er sich nun am meisten darauf, sich mit seinen Kundinnen und Kunden auszutauschen und ihnen die ukrainische Küche vorzustellen.

Gute Startbedingungen
Für seinem Laden rechnet er sich gute Chancen aus, denn ukrainische Restaurants gibt es in der Region bislang kaum. Und noch einen weiteren Vorteil sieht er in seiner Geschäftsidee. „Ich kann anderen Menschen aus der Ukraine mit meinem Laden ein Stück Heimat geben und ihnen helfen, hier in den Arbeitsmarkt zu finden“, erklärt Zuev, der aus eigener Erfahrung weiß, wie schwer es Sprachbarrieren machen, in einem fremden Land zu arbeiten: „Auch wenn ich einen Sprachkurs mit sehr guten Ergebnissen abgeschlossen habe, bleibt die Sprache eine Herausforderung.“

Klares Ziel vor Augen
Einen Investor konnte Zuev mit seinem Konzept bereits für sich gewinnen und nach längerer Suche hat er inzwischen auch  eine passende Ladenfläche in Reutlingen gefunden. Nebenher vernetzt er sich mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern, um weitere Anregungen für seine Idee zu bekommen.

Juri Zuevs Tatendrang ist groß und sein Ziel klar: möglichst bald den Laden eröffnen, dann hoffentlich irgendwann die Expansion und weitere Standorte. Sobald er seine Geschäftsräume renoviert hat, kann es endlich richtig losgehen. /

(Dieser Artikel erschien in der WNA-Ausgabe 2+3/2024.)