Das Thema Weiterbildung spielt bei der Fachkräftesicherung eine zentrale Rolle. Zwei Unternehmen erzählen, warum sich diese Investition in ihre Beschäftigten auch für sie selbst auszahlt.
Wer auf der Höhe der Zeit sein will, darf nicht stehen bleiben, erst recht nicht in Zeiten des Fachkräftemangels. Die Kemmler-Unternehmensgruppe aus Tübingen hat dies längst erkannt. „Die Weiterbildung der Beschäftigten ist für uns bei der Fachkräftesicherung ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg“, sagt Julian Weiler, der Geschäftsführer der Kemmler Baustoffe Vertriebsservice GmbH. „Wir müssen die Stärken unseres Teams weiter stärken und effektiv nutzen.“
Das auf den Handel mit Baustoffen und Fliesen spezialisierte Unternehmen legt großen Wert darauf, das Beste aus seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rauszuholen und sie individuell zu fördern. „Dabei geht es nicht darum, dass jeder am Ende Führungskraft wird. Viel wichtiger ist es, dass wir unseren Beschäftigten die Möglichkeit geben, Expertin oder Experte für ein bestimmtes Gebiet zu sein oder zu werden.“ Entscheidend sei dabei natürlich auch die Motivation des Einzelnen.
Berufserfahrung ist ein großer Schatz
Externe Schulungen, interne Fortbildungen und ein maßgeschneidertes Weiterbildungsangebot der IHK innerhalb der unternehmenseigenen Kemmler-Akademie eröffnen den Beschäftigten vielfältige Chancen und Perspektiven. Besonders wichtig ist es Kemmler, das Weiterbildungsangebot immer wieder dynamisch und zügig an die sich verändernde Arbeitswelt und die damit einhergehenden neuen Anforderungen anzupassen. „Wir sind auf der Reise“, betont Weiler. „Themen, die nicht mehr relevant sind, müssen wir austauschen.“
„Es geht immer darum, dass jeder Mitarbeiter genau die Aufgaben übernehmen kann, die seinen Stärken entsprechen“
Julian Weiler, Geschäftsführer der Kemmler Baustoffe Vertriebsservice GmbH, Tübingen
So hat das Unternehmen vor einiger Zeit etwa nach einer Weiterbildung für seine Führungskräfte gesucht, um das bisherige Angebot zu ergänzen. Der IHK-Kurs für Teamleiterinnen und Teamleiter bot dafür die richtige Basis, wurde jedoch in Zusammenarbeit mit der IHK und den Dozenten individuell auf die Bedürfnisse von Kemmler zugeschnitten. „Herausgekommen ist eine passgenaue und gewinnbringende Weiterbildung für aktuelle wie zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
Kemmler betrachtet die Berufserfahrung seiner Belegschaft als großen Schatz. Einige der Beschäftigten sind bereits seit 45 Jahren im Unternehmen tätig und haben sich über die Jahre ein enormes Wissen angeeignet. „Dieses Wissen ist für uns deshalb so wertvoll, weil es auch branchenfremden Quereinsteigern den Start im Unternehmen erleichtert“, sagt Julian Weiler. „Sie können bei der Einarbeitung auf den Erfahrungsschatz der Beschäftigten zurückgreifen, die schon länger hier sind.“ Wissensvermittlung durch die eigenen Mitarbeiter: Auch das sei eine Form der Weiterbildung, die im Unternehmen gut funktioniere.
Stichwort Einarbeitung: Bereits neuen Beschäftigten macht Kemmler individuelle Weiterbildungsangebote, um ihre persönliche Entwicklung zu fördern und ihnen sukzessive mehr Verantwortung übertragen zu können. „Es geht immer darum, dass jeder Mitarbeiter genau die Aufgaben übernehmen kann, die seinen Stärken entsprechen“, so Julian Weiler. „Denn nur, wenn der Mitarbeiter an der für ihn richtigen Stelle im Unternehmen eingesetzt wird, kann er erfolgreich arbeiten und den eigenen geleisteten Mehrwert sehen.“
Drei Säulen der Weiterbildung
Ortswechsel. Die Bentley Innomed GmbH mit Sitz in Hechingen entwickelt und produziert innovative Implantate, die weltweit bei der minimal-invasiven Behandlung von Gefäßerkrankungen zum Einsatz kommen. Das Geschäfte laufen gut – daher ist es für das Unternehmen von zentraler Bedeutung, talentierte Beschäftigte für sich zu gewinnen. „Es war und ist uns ein großes Anliegen, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden“, erklärt Geschäftsführer Sebastian Büchert.
„Die meisten Führungspositionen können wir intern besetzen“
Sebastian Büchert, Geschäftsführer der Bentley Innomed GmbH, Hechingen
Neben einem modernen Arbeitsplatz, flexiblen Arbeitszeiten, kurzen Entscheidungswegen und regelmäßigen Teamevents spielt hier für die Firma das Angebot an Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten die entscheidende Rolle. Das Weiterbildungsprogramm basiert dabei auf drei Säulen. Mit der ersten Säule erhalten die Beschäftigten jährlich die Möglichkeit, ihre methodischen Kompetenzen ausbauen, etwa im Zeit-, Konflikt- und Projektmanagement.
Die zweite Säule richtet sich an Führungskräfte. Ihnen wird regelmäßig Führungswissen vermittelt, um einen weitgehend einheitlichen Führungsstil im Unternehmen zu gewährleisten. Mit der dritten Säule bietet Bentley besonders talentierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein spezielles Talentprogramm an. Sie werden ein Jahr lang berufsbegleitend zu Führungskräften ausgebildet und dabei von Mentoren unterstützt. „Dadurch können wir die meisten Führungspositionen intern besetzen“, so Büchert. „Die Absolventen finden sich dank der Weiterbildung schnell in der neuen Rolle zurecht.“
Mehr Verantwortung, mehr Motivation
Darüber hinaus hat Bentley zusammen mit der IHK Reutlingen den Zertifikatslehrgang „Fachkraft für Medizintechnik“ entwickelt. „Im Bereich der Medizintechnik, in der sehr viel branchenspezifisches Wissen gefragt ist, werden nur Studiengänge angeboten, aber es gibt noch keinen Ausbildungsberuf“, sagt Büchert. Über den Lehrgang können sich nun Mitarbeiter, die sich entsprechend weiterentwickeln wollen, die notwendigen Kenntnisse aneignen. Da die Medizinprodukte von Bentley Innomed zur höchsten Risikoklasse zählen und sehr strengen Regularien unterliegen, stehen im Lehrgang vor allem die Themen Qualitätsmanagement und Dokumentation im Vordergrund.
Fragt man Sebastian Büchert, warum sich die Invesition in Weiterbildungen für seine Firma auszahlt, zögert er nicht lange: „Sie ermöglichen es unseren Beschäftigten, mehr Verantwortung zu übernehmen und sich zu entfalten. Das motiviert – und motivierte Beschäfigte sind die Basis für den Erfolg jedes Unternehmens.“ /
(Dieser Artikel erschien in der WNA-Ausgabe 12/2023+1/2024.)
Hier gibt es mehr Informationen zu den Weiterbildungsangeboten der IHK Reutlingen.