IHK-Haushaltsanalyse für die Region Neckar-Alb

IHK Reutlingen, Tübingen und ZollernalbFoto: herreneck - Fotolia.com

Die neueste IHK-Haushaltsanalyse zeigt: Die sieben großen Kreisstädte können im Schnitt mit mehr Steuereinnahmen rechnen. Gleichzeitig steigen die Schulden und die Investitionen werden zurückgefahren. 

Die sieben großen Kreisstädte in der Region Neckar-Alb rechnen für das laufende Jahr mit einem Plus von 3,79 Prozent bei den Gesamtsteuerannahmen pro Einwohner. Sie sind damit in guter Gesellschaft, wie die Analyse der Gesellschaft für Kommunalwirtschaft im Auftrag der baden-württembergischen IHKs zeigt. Die Kommunen im Regierungsbezirk Tübingen kommen auf einen geplanten Anstieg von 4,11 Prozent. Außer Reutlingen planen alle großen Kreisstädte mit Mehreinnahmen. 

Steuerstärkste Kommune in der Region ist Metzingen mit 2.102,35 Euro (landesweit Rang 6 von 105 untersuchten Kommunen). Metzingen plant mit Zuwächsen von bis zu 11,73 Prozent regional die höchsten Mehreinnahmen ein. Die geringsten Steuereinnahmen weist Mössingen mit 914,85 Euro (Rang 92) aus. Der Durchschnitt im IHK-Bezirk beträgt 1.232,01 Euro, im Regierungsbezirk Tübingen 1.421,39 Euro. 

Gewerbesteuer 
Der Trend zu Mehreinnahmen wird auch bei den geplanten Gewerbesteuereinnahmen je Einwohner deutlich. Metzingen, wo zuletzt der Hebesatz auf den regionalen Höchstsatz von 390 Prozentpunkten angehoben wurde, plant mit einem Plus von 14,74 Prozent und kommt so auf Gewerbesteuereinnahmen von 1.197,18 Euro je Einwohner. Beide Werte bedeuten den Spitzenplatz unter den sieben Kreisstädten und Rang fünf landesweit. Im regionalen Durchschnitt liegen die geplanten Gewerbesteuereinnahmen bei 485,26 Euro und damit um 1,68 Prozent über dem Vorjahr. Die tatsächlichen Werte zeigen jedoch, dass die Einnahmen auch unter den Prognosen bleiben. 

Schulden 
Beim geplanten Schuldenstand pro Einwohner liegen die sieben untersuchten Gemeinden aus der Region Neckar-Alb mit einem geplanten Anstieg von 6,20 Prozent allerdings fast doppelt so hoch wie die untersuchten Kommunen im Regierungsbezirk Tübingen (3,04 Prozent). Jeder Einwohner in den sieben großen Kreisstädten ist laut Analyse mit 688,66 Euro Schulden kommunal verschuldet. 

Dabei sind die Schuldenstände höchst unterschiedlich. Beim Schuldenstand (ohne ausgegliederte Bereiche und ohne innere Darlehen) ist Reutlingen regionaler Spitzenreiter mit 1.061,36 Euro je Einwohner und damit landesweit auf Rang 12 von insgesamt 105 Kommunen. Reutlingen plant zudem mit einem Schuldenplus von über elf Prozent. In der regionalen Rangliste folgen Albstadt und Balingen mit 768,06 Euro sowie 757,11 Euro. Beide Kommunen planen wie auch Metzingen und Rottenburg einen Schuldenabbau. Die höchste Schuldensteigerung plant Mössingen mit 176,12 Prozent, dies jedoch von niedrigem Niveau kommend (von 106,94 auf 295,28 Euro). 

Gesamtinvestitionen 
Für 2015 planten die Kommunen überwiegend mit sinkenden Gesamtinvestitionen. Mit im Schnitt 437,65 Euro liegen die sieben großen Kreisstädte knapp unter dem Vorjahreswert. Lediglich Metzingen (+28,26 Prozent) und Tübingen (+6,59 Prozent) wollten bei den Investitionen zulegen. Dabei war bereits bei der Analyse des letzten Jahres deutlich geworden, dass die Kommunen in der Region Neckar-Alb bei den Gesamtinvestitionen in Euro je Einwohner im Landesvergleich ein geringeres Wachstum geplant hatten. 

Ziel: Haushalte konsolidieren 
Aus Sicht der IHK muss es auch weiterhin Ziel bleiben, die öffentlichen Haushalte zu konsolidieren. Dies muss auf der Ausgabenseite geschehen. Mehreinnahmen sollten dem entsprechend zum Haushaltsausgleich, zur Schuldentilgung und zur Stärkung der Investitionen verwendet werden. Gleichwohl werden die regionalen Kommunen zur Bewältigung der hohen Anzahl von Flüchtlingen finanzielle Unterstützung benötigen. Auch die IHK hat zur Koordination eine eigene Task-Force Flüchtlinge eingerichtet. Sie wird Projekte anschieben, um Flüchtlingen den Übergang in den Beruf oder eine Ausbildung zu erleichtern. 

Hintergrund: Die Analyse 
Die Gesellschaft für Kommunalwirtschaft in Böblingen hat im Auftrag der IHKs in Baden-Württemberg die Haushalte der Landeshauptstadt Stuttgart, der kreisfreien Städte und der großen Kreisstädte in Baden-Württemberg untersucht. Mit den 28 Kennzahlen soll die Analyse der Gesellschaft für Kommunalwirtschaft in Böblingen mehr Transparenz über Kommunalfinanzen schaffen und Entwicklungen und Unterschiede aufzeigen. Die Analyse beruht auf den Angaben der Haushalte 2015. Von den Planungen abweichende tatsächliche Entwicklungen sind nicht einbezogen. Die Kennzahlen bieten eine Orientierungshilfe über den Stand einer Gemeinde, sie ersetzen nicht eine im Einzelfall notwendige weitergehende Analyse. Die analysierten Gemeinden aus der Region Neckar-Alb sind Albstadt, Balingen, Metzingen, Mössingen, Reutlingen, Rottenburg und Tübingen.

Die Haushaltsanalyse kann gegen eine Versandkostenpauschale von 15 Euro angefordert werden bei Joanna Klein, Bereich Recht und Steuern, Telefon 07121 201-153 oder E-Mail: klein@reutlingen.ihk.de.

Dr. Jens Jasper

Dr. Jens Jasper

Recht und Steuern,
IHK-Zentrale
Position: Bereichsleiter
Schwerpunkte: Wirtschaftsrecht, Arbeitsrecht, außergerichtliche Streitbeilegung, Sachverständigenwesen, Steuern, IHK-Gremium Kreis Tübingen: Geschäftsführung, Koordination Hoheitliche Aufgaben
Telefon: 07121 201-233
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