IHK-Netzwerk Automotive: Veranstaltungen 2008
Produkthaftung und Rückrufe
Erfahrungsaustausch zum Thema "Wie schützt der Automotive-Zulieferer seine Interessen in Verträgen mit Kunden und Unterlieferanten bei der Abwicklung von Rückrufschäden und gegenüber den Versicherern?"
Bei der Veranstaltung im April 2008 sprachen drei Fachleute aus der Praxis zu dem Thema:
- Der Syndikusanwalt eines Autozulieferers aus Rietheim berichtete aus seiner langjährigen Praxis in der Gestaltung von Liefer- und Einkaufsverträgen. Es ist ihm immer wieder gelungen, Vertragspassagen zum Vorteil seines Hauses gegenüber den Kunden zu optimieren. Aktuell beschäftigt er sich mit der KVV (Konzept-Verantwortungs-Verteilung) der Volkswagen AG und gewährte auch hierzu Einblicke in seine Gesprächsstrategie.
- Über 200 sicherheitsrelevante Rückrufe gibt es jährlich allein in Deutschland. Die OEMs verlagern diese Kosten verstärkt auf die Zulieferer. Ein Vertreter eines Sachverständigenbüros aus Jork bei Hamburg erklärte, wie ein solcher Rückruf professionell abgewickelt wird, welche Fehler schon im Anfangsstadium von den Mitwirkenden gemacht werden und wie man sauber die Kostenverteilung vornimmt. Feindt gehört weltweit zu den führenden Experten bei der Abwicklung von Rückrufen, insbesondere im Automotive Bereich.
- Die Kosten von Rückrufaktionen können bilanzgefährdend sein. Welcher Versicherungsschutz ist hier angemessen, um dieses Risiko in den Griff zu bekommen? Ein Versicherungsmakler aus München gab Einblicke in die Besonderheiten des Versicherungskonzepte, erklärte die Märkte und gab Hinweise auf Deckungssummen, Selbstbehalte und Preise, die in der Branche üblich sind.
Die neuen Wachstumsmärkte: Herausforderungen für deutsche Automobilhersteller und Zulieferer
Prof. Dr. Bernd Gottschalk
Stagnierendes Wachstum in den traditionellen Triade-Märkten und neue große Wachstumsperspektiven in den sogenannten BRIC-Ländern (Brasilien, Russland, Indien und China) stellen die Weltwirtschaft mit ihren bisherigen Handels- und Standortstrukturen auf den Kopf. Das Automobilgeschäft ist zum Paradebeispiel einer globalisierten Industrie geworden. Wer nicht an der Globalisierung teilnimmt, verpasst den Anschluss an die Wachstumsmärkte und verliert so an Bedeutung. Dieser Prozess stellt schon große Hersteller und Zulieferer vor extreme Herausforderungen. Für die mittelständische Zuliefererindustrie ist das die Quadratur des Kreises. Prof. Dr. Bernd Gottschalk konnte durch seine früheren Erfahrungen Mercedes-Benz do Brasil und Vorstandsmitglied der Mercedes Benz AG, Präsident des VDA, Vizepräsident des BDI, Präsident des Weltverbands der Automobilverbände OICA sowie durch aktuelle Aufsichtsrats- und Beiratsmandate und sein Unternehmen AutoValue GmbH in Frankfurt a.M. einen breiten Bogen spannen.
Welche Aussichten hat die mittelständische Zulieferindustrie? Wo sind die Wachstumsmärkte von Morgen? Wie kann der Standort in Deutschland gesichert werden? Diese Fragen standen im Mittelpunkt nach der Veranstaltung.
IHK-Netzwerk Automotive zu Gast bei Mitglied DATAGROUP
Prof. Dr.-Ing. Michael Resch, Direktor des Höchstleistungsrechenzentrum an der Universität Stuttgart, ließ durch seinen Stellvertreter Direktor Dipl. Math. Uwe Küster die Möglichkeiten des Höchstleistungsrechenzentrum als Kompetenz-Zentrum für Simulation vorstellen. Simulation im technischen Entwicklungsprozess ist zum Standardwerkzeug in der Automobilindustrie geworden. Uwe Küster erläuterte den Netzwerkmitgliedern versiert, worauf künftig zu achten sein wird.
Dr. Ing. Dipl.-Kfm. Christoph Runde, Technischer Geschäftsführer des Virtual Dimension Centers, Fellbach präsentierte "Virtual Reality in der Automobilindustrie und im Fahrzeugbau". Neben der Konstruktion und Simulation hat sich Virtual Reality (VR) als Entwicklungswerkzeug im Automobilbau etabliert. Der Vortrag und eine Livedemonstration auf einer mobilen Anlage zeigten die zahlreichen Einsatzfelder von der Konzeptphase bis zur Verkaufsunterstützung auf. Wer macht es und was kostet es - auch diese Fragen wurden beantwortet.
Roland Bihler, Vorstand der DATAGROUP IT Services Holding AG zeigte IT-Services für Automobilzulieferer. Um die Verfügbarkeit der IT zu gewährleisten, sind Spezialwissen, Erfahrung und qualifiziertes Personal mit Branchen Know-how nötig. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich daher für die Auslagerung von IT-Aufgaben an einen Dienstleister. Gastgeber und gleichzeitig Gründungsmitglied des Netzwerk Automotives stellt im exklusiven Rahmen Nutzen und Beispiele seiner Kunden vor.
Finanzwirtschaftliches Risikocontrolling der Supply Chain bei der Porsche AG
Der Trend der Verlagerung von Wertschöpfungsumfängen von den Herstellern auf die Zulieferer sowie eine Zunahme der Selektions- und Konsolidierungsprozesse bedarf eines finanzwirtschaftlichen Risikocontrollings der Supply Chain. Ein verantwortlicher Hauptabteilungsleiter erklärt den Prozess. Diverse Studien zeigen eine zunehmende hohe Anzahl von Automobilzulieferer, die aufgrund strategisch finanzwirtschaftlicher Probleme einem hohen Ausfallrisiko unterliegen. Angesichts dieser Entwicklung und der daraus resultierenden Gefahren für die eigene Wertschöpfung hat sich Porsche entschlossen, Risikoaspekte in der Supply Chain systematisch abzuprüfen und diesen Risiken proaktiv zu begegnen.
Im zweiten Teil des Abends wurde durch eine Projektleiterin das Konzept zum Lieferanten Risikomanagement System der Porsche AG erläutert und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Lieferanten dargelegt. Die Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise für die Automobilzulieferern wurde abschließend beim Imbiss diskutiert.