Fahrradkurier

Letzte Meile neu gedacht

Leise, platzsparend und klimaneutral: Das Reutlinger Start-up Blue Velo setzt bei der Paket- und Briefzustellung auf der letzten Meile aufs Fahrrad – und auf smarte und digitale Prozesse.

Blue VeloLiefern auch selbst aus: die beiden Geschäftsführer Tobias Haas (rechts) und Florian Massa. Foto: PR

Sinnvolle Arbeitsplätze mit guten Arbeitsbedingungen schaffen und gleichzeitig die Lebensqualität in der Stadt durch einen umweltfreundlicheren Lieferverkehr verbessern – mit dieser Mission gründete Tobias Haas im Jahr 2020 sein Unternehmen Blue Velo. „Ich habe mich gefragt, wie man Nachhaltigkeit mit einem Geschäftsmodell verbinden kann“, erklärt er.

Das siebenköpfige Blue-Velo-Team holt täglich Ausgangspost von Reutlinger Einzelhandelsgeschäften ab und stellt Pakete und Briefe zu – ausschließlich mit dem Fahrrad. Auch Postfachleerungen und individuelle Lieferungen gehören zum Tagesgeschäft. Einer der größten Kunden ist der Buchhändler Osiander, zudem kooperiert das Start-up mit der Interessengemeinschaft RT-Aktiv und der Stadt Reutlingen. Bei der Beantragung von Ausweisdokumenten kann die Kundschaft Blue Velo eine Vollmacht erteilen. Sobald der Ausweis fertig ist, übernimmt der Kurierdienst die Abholung und Lieferung. „Eine Win-win-win-Situation vor allem in der Corona-Pandemie“, sagt Florian Massa. Er ist Mitarbeiter der ersten Stunde und bildet seit 2021 mit Tobias Haas das Leitungsteam.

Mit Software und App
Die Organisation des Tagesgeschäfts läuft vollkommen digital ab. Haas und Massa planen die Touren browserbasiert: Eine Logistik-Software spuckt die optimalen Routen aus, die anschließend bei Bedarf noch einmal angepasst werden können. Die Navigation übernimmt eine App, in der die Fahrer zusätzlich Unterschriften, Fotos und Informationen zur Zustellung und Abholung von Paketen hinterlegen können. Anhand dieser Informationen können wiederum die Kunden nachvollziehen, wo sich ihr Paket gerade befindet. Auch die beiden fahrradbegeisterten Geschäftsführer treten noch regelmäßig selbst in die Pedale: „Wir wechseln uns ab“, sagt Tobias Haas. „Der eine ist im Office, der andere ist mit dem Rad unterwegs.“ Seit dem Sommer nutzt Blue Velo zusätzlich ein Lastenrad.

„Wir brauchen eine bessere und sichere Radinfrastruktur.“

Zukunft der City-Logistik
Wenn Tobias Haas und Florian Massa über die City-Logistik der Zukunft nachdenken, wünschen sie sich vor allem eine stärkere Gleichberechtigung der einzelnen Verkehrsteilnehmer. „Wir brauchen eine bessere und sichere Radinfrastruktur, die auch für dreirädrige Lastenräder gemacht ist“, sagt Florian Massa. Im Moment tüfteln Tobias Haas und er an der Frage, wie sie ihre Lieferungen noch gebündelter zustellen können. /

(Dieser Artikel erschien in der WNA-Ausgabe 12/2022+1/2023.)

 

Radschnellwege in der Region

Mit breit ausgebauten und kreuzungsfreien Radschnellwegen zwischen Städten und Landkreisen will das Land den Radverkehr stärken und Berufspendler dazu motivieren, ihren Arbeitsweg auf dem Rad zurückzulegen. Zwei Strecken in der Region werden vom Land derzeit konkret geplant:

  • Tübingen – Rottenburg am Neckar: Länge: ca. 9–12 Kilometer (je nach Streckenverlauf), Radfahrerpotenzial in Teilabschnitten: 2.100–2.750 pro Tag
  • Tübingen – Reutlingen: Länge: ca. 9–17 Kilometer (je nach Streckenverlauf), Radfahrerpotenzial in Teilabschnitten: 1.600–2.950 pro Tag

Mehr Informationen gibt es auf der Website des Regierungspräsidiums Tübingen.