Tschechische Republik

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Vor elf Jahren übernahm Mayer & Cie. einen tschechischen Strickmaschinenhersteller und leitete damit eine Trendwende ein. Das Standbein im Osten ist heute nicht mehr wegzudenken.

Mayer & Cie.Foto: PR

Den Aufwind nutzen, investieren, Produktionskosten sparen: Für den Albstädter Rundstrickmaschinenbauer Mayer & Cie. war der Weg nach Tschechien zunächst die Flucht nach vorne aus der Finanzkrise. Als man 2011 den insolventen tschechischen Konkurrenten Amtek aus Vsetín aufkaufte, war man gerade selbst nur knapp der Pleite entronnen. Jetzt hatte man einen strategischen Marktvorteil. „Vor Ort standen uns geschultes Personal und Montagehallen zur Verfügung, wir konnten quasi aus dem Stand loslegen“, sagt Geschäftsführer Benjamin Mayer.  

Dem Wettbewerbsdruck trotzen
Dass die Albstädter 2013 als Turn-arounder des Jahres ausgezeichnet wurden und heute für sich die Titel Weltmarktführer, Technologieführer und Innovationstreiber in Anspruch nehmen, liegt auch an der tschechischen Tochterfirma MCZ (Kürzel für Mayer & Cie. Tschechien). Mayer & Cie. produzierte schon zwei Jahre nach der Übernahme ein Viertel seiner Maschinen dort, inzwischen liegt der Anteil bei einem Drittel. Vor allem Maschinen im mittleren Preissegment – die meistverkauften des Unternehmens – werden hier hergestellt. Das Werk in Vsetín ist zudem wichtigster Zulieferer für die Produktionsstandorte in Albstadt und in China. 

Steckbrief Tschechische Republik

Fläche: 78.867 km²
Einwohner (2021): 10,7 Millionen
BIP/Kopf (nominal)*: 28.077 US$
Inflationsrate*: 3,4 %
Arbeitslosenquote*: 2,6 %

Quelle: GTAI – Germany Trade & Invest (Stand: März 2022)
* Prognose für 2022

Die Werke sind gut miteinander vernetzt. Dadurch teile man unterm Strich aber auch dieselben Probleme, meint Benjamin Mayer. Während dem Handelskrieg zwischen China und den USA 2018 und zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 brach die Nachfrage bei Mayer & Cie. drastisch ein. Personal wurde abgebaut, auch in Tschechien. In Vsetín arbeiten aktuell 55 Beschäftigte, 2016 waren es noch 70. Doch die Kurve zeigt längst wieder nach oben, im Gesamtumsatz  lag das Unternehmen 2021 bei 100 Millionen Euro und damit auf dem Niveau von 2019.

Positive Bilanz
Die Erfahrungen der vergangenen elf Jahre, so Benjamin Mayer, seien durchweg positiv. „Unsere tschechischen Kollegen kommen mit ihrer Auffassung von Qualität und Zuverlässigkeit der schwäbischen Mentalität sehr nahe, was ein Zusammenarbeiten sehr angenehm macht. Nach über einem Jahrzehnt können wir guten Gewissens sagen, dass dieser Schritt der Richtige war.“ Dass Tschechien im deutschen Ost-Außenhandel als Hidden Champion gilt und in Handelsbeziehungen noch vor Russland rangiert, wundert Mayer deshalb nicht. „Dafür sind die Tschechen selbst verantwortlich, denn, wie gesagt, sie sind zuverlässig. Für jeden Investor ist das ein ganz wichtiger Faktor.“ /

(Dieser Artikel erschien in der WNA-Ausgabe 4/2022.)