Von Nachhaltigkeit in der Abfall- und Bauwirtschaft über die Möglichkeiten von Extended Reality (XR) und neuen IT-Lösungen bis hin zur transparenten Kommunikation von Change-Prozessen: WNA hat regionale Betriebe aus verschiedenen Branchen gefragt, wie sie die Transformation der Wirtschaft selbst mitgestalten und welche Herausforderungen dabei zu meistern sind.
Foto: PR„Bei uns ist der Bürokratieabbau bisher nicht angekommen“
Uwe Bogenschütz, Geschäftsführer und Gesellschafter der Bogenschütz Entsorgung und Recycling GmbH, Grosselfingen
(Branche: Entsorgungs- und Abfallwirtschaft)
In einer modernen Kreislaufwirtschaft spielen Entsorgungsfachbetriebe wie unserer eine wichtige Rolle. Natürlich werden viele Abfälle längst routinemäßig aufbereitet. Altpapier kommt in die Papierfabrik, Glas ins Altglasrecycling. Wenn wir uns konstant weiterentwickeln – und darin ist unsere Branche stark –, können wir aber deutlich mehr Materialien in den Kreislauf zurückbringen. Ein Beispiel dafür ist die Aufbereitung von Altholz. Wir haben auf unserem Firmengelände eine Anlage eingerichtet, die es ermöglicht, Holzabfälle so aufzubereiten, dass daraus Spanplatten gefertigt werden können.
Leider lassen sich nicht alle Rezyklate so leicht wieder in Umlauf bringen. Aus Bauschutt könnte man beispielsweise neue Baumaterialien herstellen. Nur machen die aktuellen Verordnungen das hierzulande ausgesprochen schwierig. Um das zu ändern, bräuchte es meines Erachtens mehr Pragmatismus in der Politik. Und diesen Bürokratieabbau, von dem man so oft hört. Bei uns ist der bisher nicht angekommen. /
Foto: PR„Viele Unternehmen sagen: Kreislauf statt Krise“
Lewin Fricke, Leiter Öffentlichkeitsarbeit bei der Triqbriq AG, Tübingen
(Branche: Bauwirtschaft)
Die Baubranche verbraucht nicht nur enorme Energiemengen, sondern ist auch für rund 40 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Ohne eine Bauwende bekommen wir die Klimakrise daher nicht in den Griff. Kreislaufwirtschaft ist dabei eine wirkungsmächtige Stellschraube, an der auch immer mehr Unternehmen drehen. Das liegt zunächst einmal daran, dass die Finanzierungsmöglichkeiten im Bausektor in der EU zunehmend an Nachhaltigkeitskriterien gekoppelt sind.
Viele Unternehmen sagen aber auch selbst: Kreislauf statt Krise – ressourcenschonendes Bauen ist ein Beitrag, den wir leisten können und wollen. Das merken wir bei Triqbriq deutlich. Wir stellen Holzbausteine her, die es ermöglichen, Wände aus Massivholz zu mauern. Anders als Ziegel oder Stahlbeton sind unsere Briqs aber vollständig zirkulär konzipiert. Als Start-up sind wir noch keine vier Jahre alt – in der Baubranche ist das ein Wimpernschlag. Trotzdem hat Edeka schon einen Supermarkt aus 11.000 unserer Briqs gebaut. /
Foto: PR„Ohne Kommunikation keine erfolgreiche Transformation“
Jens Leven, Geschäftsführer von Die Wortwerkstatt GmbH, Kusterdingen
(Branche: Content-Agentur)
Transformation ist aktuell für zahlreiche Firmen eine große Herausforderung. Ob politische Unsicherheiten, steigende Kosten, technologische Entwicklungen wie KI oder die Komplexität globaler Märkte – Veränderung ist eine Daueraufgabe. Bei unseren Geschäftspartnern aus der Industrie sehen wir unabhängig von Größe und Aufstellung großen Bedarf an professioneller Kommunikation zu diesen Themen. Die Notwendigkeit von Change-Prozessen und deren Ablauf muss zeitnah und ehrlich vermittelt werden. Die Beschäftigten möchten verstehen, wohin sich ihr Unternehmen bewegt, welche Entscheidungen getroffen wurden und welche Schritte bevorstehen.
Auch Kunden, Partner und Dienstleister erwarten Klarheit. Dabei geht es um strukturierte und transparente kommunikative Begleitung von Wandel – intern wie extern. Unternehmen müssen in Transformationsprozesse investieren und Haltung zeigen. Oft fehlen allerdings die spezialisierten Kommunikationsstrukturen, um den Wandel wirksam zu vermitteln. Kommunikation kann Vertrauen schaffen, Unsicherheiten reduzieren und Veränderungen erleichtern. Sie ist daher ein entscheidender Hebel im Change-Prozess. /
Foto: PR„Visionen sind spannend – aber Unternehmen handeln im Jetzt“
Benjamin Rudolf, Gründer und Geschäftsführer der Nau-Hau GmbH, Tübingen
(Branche: Softwareentwicklung)
XR-Brillen verbinden die Vorteile der realen Welt mit den Möglichkeiten der virtuellen. Die Nau-Hau GmbH hat sich seit über zwölf Jahren darauf spezialisiert, diese Technologie sinnvoll und praxisnah einzusetzen. In der öffentlichen Wahrnehmung steht unsere Branche meist für große Zukunftsvisionen – ein Leben im Metaverse oder die Ambition, dass Smartphones von Smart Glasses abgelöst werden. Doch Unternehmen erkennen zunehmend: Wir haben längst festen Boden unter den Füßen. Die Technik ist schon lange so weit, dass wir konkrete, nützliche Anwendungen entwickeln und einsetzen können.
Anstatt auf die Zukunft zu hoffen, werden Lösungen gesucht, die schon heute Mehrwert schaffen. Ein Beispiel dafür ist das Projekt, das wir derzeit für das Diözesanmuseum Rottenburg umsetzen. Da die Schatzkammer im Kellergewölbe nicht barrierefrei zugänglich ist, bringen wir 3D-Scans der schönsten Exponate ins Foyer. Ab Herbst 2025 wird dort eine XR-Brille bereitliegen, mit der Besucherinnen und Besucher die Schätze virtuell entdecken können. /
Foto: PR„Für kleine Unternehmen bleibt die Digitalisierung eine große Aufgabe“
Franz Szabo, Geschäftsführer der FSZ GmbH Computing Solutions, Metzingen
(Branche: IT-Consulting)
Wer nicht mit der Zeit geht, bleibt auf der Strecke – das gilt auch beim Thema Digitalisierung. Unternehmen, die ihren Kunden keine digitalen Lösungen bieten, müssen heutzutage mit klaren Wettbewerbsnachteilen rechnen. Deshalb werden sogenannte Low-Code-Lösungen, wie wir sie anbieten, immer wichtiger. Über unsere Plattform können technisch versierte Menschen aus unterschiedlichen Branchen passgenaue digitale Lösungen entwickeln, ohne dass sie dafür Programmiersprachen beherrschen müssen. Das macht vieles flexibler, ist aber natürlich auch kein Wundermittel.
Für kleine Unternehmen bleibt die Digitalisierung eine große Aufgabe. Das erleben wir zum Beispiel im Sondermaschinenbau. Einerseits gibt es da große Player, bei denen vieles funktioniert, meist dank einer größeren IT-Abteilung. Andererseits prägen aber gerade kleine und mittelständische Unternehmen den Maschinenbau in Süddeutschland. Von denen wird dasselbe Level an Digitalisierung erwartet wie von den Großen – nur haben sie nicht dieselben Ressourcen, um das zu erreichen. /
(Diese Statements erschienen in der WNA-Ausgabe 10+11/2025.)