Personal im Mittelpunkt

„Wir müssen ein gutes Umfeld schaffen“

Selbst aktiv werden und Verantwortung für das Wohlergehen der Beschäftigten übernehmen: Für die Hohensteiner Hailtec GmbH und die Tübinger Walter AG liegt darin der Schlüssel zur erfolgreichen Fachkräftesicherung.

Sabine BlachSabine Blach leitet bei der Hailtec GmbH die Abteilung Handbiege- und Hydraulikpressen. Foto: PR

Bei der Hailtec GmbH in Hohenstein ist Frauenpower angesagt. Rund die Hälfte der 40 Beschäftigten ist weiblich. Das ist in der männlich geprägten Metallbaubranche immer noch recht ungewöhnlich. Zwar wirbt die Industrie schon länger verstärkt um Frauen, weibliche Vorbilder sind jedoch nach wie vor rar.

Deshalb ist der Hightech-Betrieb als Zulieferer und Entwicklungspartner für feinmechanische Präzisionsteile bestrebt, mit besonderen Angeboten Frauen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern – in erster Linie mit flexiblen Arbeitszeiten und Teilzeitangeboten. Für den Geschäftsführer Alexander Renz sind diese aufgrund der unsicheren Kinderbetreuung im ländlichen Raum fast schon „eine Pflicht“, um Mitarbeiterinnen für sich gewinnen und langfristig halten zu können.

Lange Zusammenarbeit angestrebt
So wie Sabine Blach. Die Leiterin der Abteilung Handbiege- und Hydraulikpressen ist sich sicher: „Ohne die flexiblen Arbeitszeiten wäre der Frauenanteil bei Hailtec deutlich geringer.“ Ihr Team besteht aus sieben Frauen. Aufgrund der flexiblen Arbeitszeiten sind nur am Montagmorgen alle gleichzeitig im Betrieb.

Der Betrieb ist wie eine zweite Familie

Sabine Blach, Hailtec GmbH

Alexander Renz„Der Mix im Team tut dem Betriebsklima gut“, sagt Alexander Renz, der Geschäftsführer der Hailtec GmbH. Foto: PR

Sabine Blach ist ein gutes Beispiel dafür, wie Mütter als Facharbeiterinnen ihren Weg im Betrieb gehen können. Vor 20 Jahren stieg sie nach der Babypause in Teilzeit bei Hailtec ein. Seit sieben Jahren arbeitet sie in Vollzeit, mittlerweile als Führungskraft. Dabei ist es ihr wichtig, die Aufgaben anhand der Talente und Vorlieben ihrer Mitarbeiterinnen zu verteilen.

Ohne flexible Arbeitszeiten hätte ihr Berufsweg anders ausgesehen, so Sabine Blach. „Auch wenn der Betrieb inzwischen recht groß ist, war er für mich immer wie eine zweite Familie.“ Geschäftsführer Alexander Renz bestätigt: „Der Mix im Team tut dem Betriebsklima gut.“ Schon im Bewerbungsprozess werde darauf geachtet, dass die neue Arbeitskraft in den Betrieb passt. „Wir investieren viel in neue Leute und sind deshalb daran interessiert, lange mit ihnen zusammenzuarbeiten.“

Umso wichtiger sei es, dass sich die Beschäftigten mit dem Unternehmen identifizieren, sich wohlfühlen und ihre Arbeit mit dem Privatleben vereinbaren können. „Wir wollen eine gute Zeit miteinander haben, das ‚Wir‘ steht im Vordergrund“, sagt Renz. Neben einem guten Arbeitsumfeld bietet Hailtec seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch weitere Annehmlichkeiten, etwa ein Jobrad oder Angebote zur Gesundheitsvorsorge. Der Neubau einer 1.700 Quadratmeter großen Firmenhalle für Produktion, Büro- und Sozialräume wurde mit einer Dachterrasse ausgestattet, auf der die Beschäftigten das angebotene und bezuschusste Mittagsmenü zu sich nehmen und ihre Pausen verbringen können.

Andreas GreinerAndreas Greiner, Vice President and Head of Human Resources bei der Walter AG in Tübingen. Foto: PR

Führungskräfte arbeiten in Teilzeit
„Wir müssen selbst aktiv werden und ein gutes Umfeld schaffen, um für unsere Beschäftigten attraktiv zu sein“, weiß auch Andreas Greiner, Vice President and Head of Human Resources bei der Walter AG in Tübingen. Er sieht sein Unternehmen in der Pflicht, für das Wohlergehen aller Angestellten zu sorgen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf flexiblen Arbeitszeiten, gepaart mit mobiler Arbeit. „Als Werkzeughersteller sind wir global unterwegs. Es ist nicht ausschlaggebend, wo ein Mitarbeiter sitzt“, sagt Greiner. Im Angebot finden sich zudem unterschiedliche Teilzeitmodelle, die auch von Führungskräften in Anspruch genommen werden.

„Wesentlich für den Erfolg eines Unternehmens ist die Zusammenstellung der Teams“, erklärt Andreas Greiner. Walter legt großen Wert auf „Diversity Inclusion“ am Arbeitsplatz. Ziel ist es, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – unabhängig von Herkunft, sexueller Orientierung, religiöser Überzeugung oder körperlichen Fähigkeiten – Respekt, Wertschätzung und Gleichbehandlung erfahren. Greiner ist überzeugt, dass das Unternehmen von den vielfältigen Ideen, Perspektiven und Erfahrungen seiner Beschäftigten profitiert und dass ein inklusives Arbeitsumfeld Innovation, Kreativität und Wachstum fördert.

Bewerber wollen im Betrieb etwas bewegen können

Andreas Greiner, Walter AG

Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen
Vierteljährlich werden alle Beschäftigten der Walter AG – vom Reinigungsteam über das Personal in der Produktion bis hin zum Vorstand – anonym nach ihrem Wohlbefinden am Arbeitsplatz befragt. Dabei können Wünsche und Verbesserungsvorschläge eingebracht, aber auch Kritik geäußert werden. Dieses Angebot zielt darauf ab, die Bedürfnisse der Mitarbeiter in die Unternehmenskultur einzubinden und die Arbeitsbedingungen stetig zu verbessern.

„Wer sich bei uns um einen Job bewirbt, achtet nicht nur auf das Gehalt und die Work-Life-Balance“, sagt Andreas Greiner. „Interessenten wollen wissen, in welchem Team sie eingesetzt werden und ob sie im Betrieb etwas bewegen und weiterentwickeln können.“ Daneben könnten aber auch Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Unternehmen, der Einsatz erneuerbarer Energien oder die Sicherheit am Arbeitsplatz den Ausschlag dafür geben, ob jemand eine Stelle antritt oder nicht.

Fakt ist: Bewerber wie Beschäftigte stellen heute deutlich höhere Ansprüche an ihren (künftigen) Arbeitgeber als in früheren Zeiten. Die gute Nachricht ist jedoch, dass es Unternehmen bis zu einem gewissen Grad selbst in der Hand haben, sich Vorteile bei der Fachkräftesicherung zu verschaffen. Wer in sein Personal investiert, kann über kurz oder lang fast nur gewinnen. /

(Dieser Artikel erschien in der WNA-Ausgabe 8+9/2024.)