Die Dienstleister sind wohl die am breitesten aufgestellte Branche der regionalen Wirtschaft. Was ist ihr Tagesgeschäft und wie erleben sie die aktuelle Wirtschaftslage? WNA hat fünf Betriebe befragt.

„Wir haben eine solide Auslastung, doch 2024 war schwierig“
Bernd Eschner, Geschäftsführer von Spedition & Logistik Bernd Eschner e. K., Tübingen
Als Spedition sind wir in ganz Deutschland und Europa unterwegs, etwa im Auftrag namhafter Unternehmen aus Maschinenbau und Stahlverarbeitung. Seit über einem Jahrzehnt liegt einer unserer großen Schwerpunkte aber im Bereich der Energiewende – denn als Hausspediteur der Baywa r.e. Solar Energy Systems GmbH liefern wir große Mengen an Solarmodulen. Diese langjährige Kooperation hat sich dadurch ergeben, dass Baywa r. e. seit 2012 unser Nachbar ist. Da bot es sich einfach an, dass wir für das Unternehmen einlagern und dass direkt in unseren Hallen kommissioniert wird.
Vor zwei Jahren noch haben hier zwei Schichten im Wechsel Solarmodule für den Versand vorbereitet. Seit die Subventionen massiv reduziert wurden, hat sich die Auftragslage jedoch spürbar verändert. Wir haben zwar immer noch eine solide Auslastung, aber ich will ganz ehrlich sein: Das Jahr 2024 war schwierig und wir sind froh, dass es vorbei ist. Wir hoffen jetzt darauf, dass der Politikwechsel wieder Aufwind bringt – für die Energiewende und damit auch für uns. /

„Unser Know-how wird auch in Zukunft gebraucht“
Martin Kern, Geschäftsführer der Teamplan GmbH, Tübingen
Wir planen Kliniken und Labore – aber nicht etwa als Architekten: Wir sind Experten für die Betriebsorganisation und -prozesse. Darüber hinaus planen wir medizin- und labortechnische Ausstattung. In Projekten, in denen wir die Bauleitung übernehmen, stellen wir außerdem sicher, dass alles sachgerecht eingebaut wird. Von Universitätskliniken über Forschungszentren bis hin zu Tierkliniken arbeiten wir mit verschiedensten Einrichtungen zusammen.
In Anbetracht der Krankenhausreform und des bevorstehenden Regierungswechsels ist das ein Vorteil, denn aufgrund der aktuellen Planungsunsicherheit halten sich Krankenhäuser mit Investitionen eher zurück. Für unsere Branche bedeutet das: Lücken in der Auftragslage, wenn Projekte vorerst nicht realisiert werden können. Trotzdem sind wir zufrieden und zuversichtlich: Wir sind seit über 50 Jahren am Markt und bringen ein Know-how mit, das auch in Zukunft gebraucht wird. Gesundheits- und Forschungseinrichtungen werden immer komplexer und wir helfen dabei, mit dieser Komplexität produktiv umzugehen. /

„In unserer so schnelllebigen Welt ist das Konstante umso wichtiger “
Monika Laun, geschäftsführende Gesellschafterin der Lorenz & Company Werbeagentur GmbH, Reutlingen
Gerade weil unsere Welt so schnelllebig ist, ist das Konstante umso wichtiger. Dafür braucht es einen starken Markenauftritt auf allen Kanälen, digital und analog. Wir sprechen da gern von einem Markenkonto, auf das man immer wieder einzahlen muss. Nur so entsteht Wiederkennungswert und nicht zuletzt auch das Kundenvertrauen, das gerade in konjunkturschwachen Zeiten ein echter Wettbewerbsvorteil ist.
Über die Branchen hinweg beobachten wir da seit einiger Zeit eine Tendenz zur digitalen Vermarktung. Grundsätzlich keine schlechte Idee, denn viele Unternehmen haben in diesem Bereich ungenutztes Potenzial. Nur sollte der klassische Marketing-Mix nicht verloren gehen. Unsere Agentur betreibt seit über 30 Jahren Markenkommunikation – wir verbinden Kreation, Strategie und IT-basierte Marketingtools zu einem starken Auftritt. Spezialisiert sind wir dabei auf mittelständische Unternehmen, die keine eigene Marketingabteilung betreiben oder einzelne Aufgaben gezielt auslagern wollen. /

„Hier und da gewinnen wir sogar Neukunden“
Hartmut Schwemmle, Bereichsmanager Berufliche Teilhabe und Qualifizierung bei der Habila GmbH, Tübingen
Unser Unternehmen hat ein breites Angebot für Menschen mit Behinderung, zum Beispiel in den Bereichen Wohnen, Pflege und Arbeit. In unseren Werkstätten bieten wir ihnen vielfältige Arbeitsplätze und Qualifizierungsmöglich- keiten an. Für Industriekunden aus unterschiedlichsten Branchen erbringen wir unter anderem Dienstleistungen wie Metallbearbeitung, Montage oder Konfektionierung. Insgesamt sind wir also breit aufgestellt.
Und obwohl manche Unternehmen in den vergangenen Monaten wegen Kurzarbeit ihre Bestellmengen reduzieren mussten, ist die Auftragslage unserer Werkstätten solide. Hier und da gewinnen wir sogar Neukunden, die ihre Lieferketten neu aufstellen. Auch bei unseren Qualifizierungsangeboten für Menschen mit Behinderung ist die Nachfrage sehr groß. Die Vermittlung dieser Menschen auf den ersten Arbeitsmarkt dürfte sich aufgrund der wirtschaftlichen Lage aber als noch herausfordernder erweisen. Im Moment wird ohnehin wenig eingestellt – und Menschen mit Behinderung haben es da als Bewerber umso schwerer. /

„Die angespannte Wirtschaftslage hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt“
Barbara Wörz, Geschäftsführerin der Lauter Personalexperten GmbH, Reutlingen
Bei uns dreht sich alles um die Unterstützung von mittelständischen Unternehmen beim Thema Personal – von der Suche nach neuen Mitarbeitern bis hin zur Übernahme von operativen und strategischen Aufgaben in Personalplanung und -management. Die Konzeption und Umsetzung von maßgeschneiderten Personalentwicklungsprogrammen sowie Personalabbaumaßnahmen runden unser Angebotsspektrum ab. Außerdem stehen wir Geschäftsführern, die im Unternehmen keine eigene Personalabteilung haben, als verlässliche und vertrauenswürdige Berater zur Seite.
Aktuell ist allerdings zu spüren, dass die angespannte Wirtschaftslage erste Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat: Viele Unternehmen sind vorsichtig, was Neueinstellungen anbelangt. Gleichzeitig beobachten wir, dass die Wechselwilligkeit der Fach- und Führungskräfte abnimmt. Unser umfangreiches Portfolio und die Tatsache, dass wir mit mittelständischen Unternehmen unterschiedlichster Branchen zusammenarbeiten, sind daher derzeit zwei große Vorteile. /
(Diese Statements erschienen in der WNA-Ausgabe 2+3/2025.)