Damit die regionale Wirtschaft auch in Zukunft rundläuft, braucht es Nachwuchs in den Ausbildungsbetrieben und weitere Anstrengungen, um die duale Ausbildung noch attraktiver zu machen.
Neu abgeschlossene IHK-Ausbildungsverträge in der Region
Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in IHK-Berufen ist 2024 gegenüber 2017 um rund 17 Prozent gesunken. Ursachen dafür sind nicht nur zurückgehende Schülerzahlen und eine weiterhin hohe Präferenz für Abitur und Studium, sondern auch ein zunehmendes „Mismatching“ zwischen potenziellen Auszubildenden und den Ausbildungsbetrieben. Laut einer gemeinsamen Studie der Bertelsmann Stiftung und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) nutzen Unternehmen etwa häufig andere Angebote zur beruflichen Orientierung sowie andere Social-Media-Plattformen für Stellenausschreibungen als die junge Zielgruppe. Zudem beklagen Ausbildungsbetriebe vermehrt eine mangelnde Ausbildungsreife der Bewerberinnen und Bewerber.
Weitere Zahlen in Kürze
36.182 Personen studierten im Wintersemester 2022/2023 an der Universität Tübingen und an den Hochschulen der Region.
10 % der Studierenden in Baden-Württemberg studieren in Neckar-Alb. Sie tragen maßgeblich zur regionalen Wertschöpfung bei.
32 % der unter Dreijährigen in der Region werden in Kindertagesstätten oder in der Kindertagespflege betreut. Dieser Wert ist seit vielen Jahren konstant und entspricht in etwa dem Landesschnitt, liegt jedoch weit unter dem Wert anderer Regionen.
(Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2024)
Ist die Region attraktiv für Azubis und Eltern? - Personalexpertinnen berichten
„Wir hoffen auf den Stundentakt der Eyachtalbahn“
Birgit Eger, Personalsachbearbeiterin bei der Imnauer Mineralquellen GmbH, Haigerloch
Wir haben uns erst vor Kurzem dafür entschieden, unsere Ausbildungsstrategie deutlich auszuweiten. Neben Fachkräften für Lebensmitteltechnik werden wir ab 2025 auch Industriekaufleute ausbilden. Ein großer Vorteil, der unseren Standort für Azubis noch attraktiver machen würde, wäre da natürlich die Reaktivierung des Stundentakts auf der Eyachtalbahn von Horb nach Hechingen, die derzeit im Raum steht.
Wir sind zwar schon heute in viele Richtungen gut angebunden – etwa nach Balingen, Horb oder Haigerloch –, aber wer aus dem Landkreis Tübingen zu uns pendelt, kann dafür momentan keine Direktverbindungen nutzen. Wir hoffen daher auf den Stundentakt der Eyachtalbahn, denn der würde das ÖPNV-Angebot in den Landkreisen Tübingen und Zollernalb noch einmal deutlich ausweiten. Und das wäre sowohl für die Menschen als auch für die Unternehmen in der Region eine echte Bereicherung. /
„Kinderbetreuungsangebote sind ein Plus für alle“
Julia Schöbel, Personalleiterin bei der Advanced Unibyte GmbH, Metzingen
Das Durchschnittsalter unseres Teams liegt bei 36 Jahren – und man ahnt es schon: Viele unserer Beschäftigten befinden sich gerade in der Familiengründungsphase. Um sie zu unterstützen, gibt es bei uns Familienförderung für alle, die Betreuungsangebote für Kinder bis sechs Jahre in Anspruch nehmen. Außerdem sind wir seit Jahren Kooperationspartner einer Kindertagespflege, die ihre Räumlichkeiten in unserem Gebäude hat und in der aktuell vierzehn Kinder betreut werden.
Das geht auf zwei Mütter aus unserem Team zurück, die seinerzeit keinen Krippenplatz bekommen hatten und fragten, ob es nicht denkbar wäre, bei uns im Gebäude eine Krippe einzurichten. Rückblickend können wir jedem Unternehmen, das Kapazitäten – und natürlich Räumlichkeiten – dafür hat, nur dazu raten, Projekte wie dieses zu wagen. Kinderbetreuungsangebote sind ein Plus für alle, für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. /
Das muss aus Sicht der IHK getan werden
- Mehr Betreuungsplätze und flexiblere Betreuungsangebote für Kinder schaffen, um mehr Menschen eine Erwerbsbeteiligung zu ermöglichen
- Die auf die stark nachgefragten MINT-Studiengänge spezialisierten Hochschulen finanziell besser ausstatten – der hohe Bedarf des Arbeitsmarkts an MINT-Fachkräften muss sich in der Finanzierung der regionalen Hochschulen widerspiegeln
- Image der dualen Ausbildung als attraktive Alternative zu Abitur und Studium stärken und in der Gesellschaft verankern
(Diese Inhalte erschienen in der WNA-Ausgabe 10+11/2024.)