Infrastruktur

Luft nach oben

Breitband, Mobilfunk, Straßen: Unternehmen sind auf eine ausgebaute und funktionierende Infrastruktur angewiesen – doch die lässt in der Region noch ein paar Wünsche offen.

Breitband- und 5G-Verfügbarkeit in der Region

Breitband- und 5G-Verfügbarkeit in der Region Werte in Prozent. Quelle: Breitbandatlas der Bundesnetzagentur, 2024

Bei der Verfügbarkeit von Breitband-Internet und 5G-Mobilfunk liegt die Region unter dem Landesschnitt – in den meisten Fällen nur leicht, bei der Verfügbarkeit von Glasfaserleitungen, die bis in Gebäude oder Gewerbegebiete verlegt sind, deutlich. Dies liegt daran, dass der Glasfaserausbau für eher ländlich geprägte Gegenden oftmals nicht rentabel ist. Eningen unter Achalm, Wannweil und Ratshausen sind in der Region die Kommunen mit der höchsten FTTB/H-Verfügbarkeit für Unternehmen. Die Verfügbarkeit von 5G-Mobilfunk ist in Wannweil, Dettingen an der Erms, Hülben, Grafenberg und Nehren am besten.

Straßeninfrastruktur

Fünf wichtige Straßenbauprojekte in der Region sind Teil des Bundesverkehrswegeplans, unter anderem die Ortsumgehung Lautlingen (B 463), die Ortsumfahrung Reutlingen (B 464) und der B-27-Ausbau zwischen Bodelshausen und Nehren. Doch ihre Planung geht nur sehr schleppend voran – oder gar nicht. (Die Planungsstände zu allen regionalen Verkehrsvorhaben gibt es auf der Website des Regierungspräsidiums Tübingen.)

 

Wie steht es um die regionale Infrastruktur? - Unternehmerinnen und Unternehmer berichten
Alexander BrandstetterFoto: PR

„Stromausfälle hatten wir bisher zum Glück nur selten“

Alexander Brandstetter, Geschäftsführer der Roth GmbH Plastic + Form, Balingen

Als Hersteller von Kunststoffspritzgussteilen spielt die Energieversorgung für uns eine besonders wichtige Rolle. Stromausfälle hatten wir bisher zum Glück nur selten und nie für lange Zeit – die Versorgungslage erleben wir als sehr stabil. Problematisch sind für uns eher die immens gestiegenen Energiekosten. Inzwischen zahlen wir den dreifachen Strompreis.

Das wirkt sich natürlich auf unsere Kalkulation aus – und darauf, wie viele neue Projekte für unsere Kunden ins Budget passen. Im Moment halten sich da viele zurück. Immerhin sieht es so aus, als würde Strom in den nächsten Jahren wieder günstiger werden. Was das konkret bedeutet, steht aber auf einem anderen Blatt. Im Vergleich zu Ländern wie China oder den USA sind die Strompreise in Europa einfach extrem hoch. Und so wichtig ich die Energiewende finde: Manchmal habe ich den Eindruck, dass hier der Blick auf die Unternehmen fehlt. /

Thomas EssigbeckFoto: PR

„Wir haben bis heute keinen eigenen Internetanschluss“

Thomas Essigbeck, Geschäftsführer der Anton Huber Drehteile GmbH & Co KG, Nusplingen

Was die digitale Infrastruktur an unserem Standort angeht, finde ich weder den aktuellen Stand der Dinge noch die Geschwindigkeit des Ausbaus berauschend. An unserem Firmensitz haben wir bis heute keinen eigenen Internetanschluss. Seit 2018 nutzen wir eine Richtfunkanlage, davor hatten wir eine Satellitenschüssel. Wohlgemerkt: Ich führe den Betrieb in dritter Generation und wir sitzen direkt an der Hauptstraße – das Problem besteht schon seit geraumer Zeit.

Als vor einem Jahr die Ortsdurchfahrt saniert und dabei auch unser Hof für eine Kabelmodernisierung aufgegraben wurde, kam trotzdem niemand auf die Idee, die Gelegenheit zu nutzen und Leerrohre für einen Breitbandanschluss zu verlegen. Das mussten wir schon selbst vorschlagen. Da stellt sich mir die Frage, ob das nicht effizienter ginge: Eigentlich sollte die Anbindung unterversorgter Bereiche doch Priorität haben, oder? /

Miriam MutschellerFoto: PR

„Die Infrastruktur in der Region ist in die Jahre gekommen“

Miriam Mutscheller, Geschäftsführerin der Frieder Volk GmbH & Co. KG, Pfullingen

Deutsche Straßen aus der Sicht von unserer Spedition? Verbesserungsfähig. Natürlich gibt es gut ausgebaute Strecken und insbesondere für die Tunnel im Landkreis Reutlingen sind wir unheimlich dankbar. Vergleicht man den allgemeinen Zustand aber mit Autobahnen und Bundesstraßen in den neuen Bundesländern, sieht man deutlich: Die Infrastruktur in der Region ist in die Jahre gekommen.

Viele Straßen sind so voller Schlaglöcher, dass sie für Tieflader, die knapp über dem Boden fahren, zum Problem werden. Manche Strecken müssen wir aktuell meiden, weil sie die Fahrzeuge beschädigen würden. Dabei müsste doch eigentlich Geld da sein, um einen solchen Reparaturstau zu vermeiden: Alle, die Lkw fahren, zahlen eine Maut, die für genau diese Instandhaltungsarbeiten gedacht ist – und die Maut wurde erst vor Kurzem auf mehr Straßen und Fahrzeuge mit geringerer Tonnage ausgeweitet und erhöht, teils sogar um satte 80 Prozent. /

Das muss aus Sicht der IHK getan werden

  • Breitband- und 5G-Mobilfunkausbau beschleunigen, vor allem im eher ländlich geprägten Raum, damit Betrieben dort keine Wettbewerbsnachteile entstehen
  • Straßenbauprojekte und notwendige Straßensanierungen nicht auf die lange Bank schieben – benötigt werden insbesondere schnellere Genehmigungsverfahren und ein zielgerichteter Einsatz der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel. Mautgebühren, Energie- und Kfz-Steuern sowie weitere Verkehrsabgaben müssen zur Finanzierung und zum Erhalt der Verkehrsinfrastruktur eingesetzt werden.
  • Regionale Infrastruktur für Fachkräfte attraktiver gestalten, etwa durch die Bereitstellung von bezahlbarem und am Bedarf orientierten Wohnraum sowie Investitionen in den ÖPNV und das Schienennetz

(Diese Inhalte erschienen in der WNA-Ausgabe 10+11/2024.)