Statements

„Dann kam direkt die nächste Krise“

Wie erleben Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region Neckar-Alb die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die Folgen des Ukraine-Kriegs? Was sind derzeit ihre größten Probleme und mit welchen Gedanken blicken sie auf das Jahr 2023? WNA hat sich umgehört.

Bennet AdelhelmFoto: PR

„Die aktuelle Situation braucht klare Worte“

Bennet Adelhelm, Geschäftsführer der Adelhelm Kunststoffbeschichtungen GmbH, Eningen unter Achalm
(Branche: Oberflächenveredlung)

Beim Thema Energie, speziell bei der Erdgasversorgung, hatten wir bisher großes Glück. Erstens hat der warme Winter Engpässe verhindert und zweitens hatten unsere Beschaffungsverträge mit den Gemeindewerken Eningen lange Laufzeiten.

Anfang 2023 müssen nun aber auch wir unsere Kalkulationsgrundlage neu bestimmen und für energieintensive Prozesse wie das Beschichten ist es da ein klarer Wettbewerbsnachteil, dass Gas in Deutschland aktuell so viel mehr kostet als andernorts. Wir beobachten, dass viele Unternehmen aufgrund der Energiepreise die Wertschöpfung ins Ausland verlagern oder das zumindest planen. Es mag drastisch klingen, von der Deindustrialisierung Deutschlands zu sprechen, aber ich glaube, die aktuelle Situation braucht klare Worte: Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, lässt sie sich schließlich nicht rückgängig machen. Deshalb denke ich, dass es für 2023 besonders wichtig sein wird, dass Bund und Länder alle Hebel in Bewegung setzen, um die Energiepreise wieder zu senken. /

Eva-Maria RühleFoto: PR

„Der Kostendruck steigt seit Monaten unablässig“

Eva-Maria Rühle, Geschäftsführende Gesellschafterin der Bistro „Heil-Bar“ GmbH und der Reha-Klinik Schwäbische Alb, Bad Urach
(Branche: Gesundheitswesen und Gastronomie)

Als Reha-Klinik stehen wir derzeit unter doppeltem Druck. Zum einen ist Corona noch lange nicht vorbei. Gerade in einer Klinik, in der so viele frisch operierte ältere Menschen behandelt werden wie bei uns, bleibt die Lage schwierig. Tatsächlich haben wir jetzt mehr Probleme mit Infektionen als in den ersten zwei Pandemiejahren, als sich noch alle an die Regeln gehalten haben.

Zum anderen steigt der Kostendruck seit Monaten unablässig. Zwar haben die Krankenkassen die Tagessätze voriges Jahr um 2,29 Prozent erhöht, aber das wiegt nicht einmal die um knapp 25 Prozent gestiegenen Lebensmittelpreise auf. Von den Energiepreisen ganz zu schweigen. Allein unsere Stromrechnung hat sich verfünffacht: von 400.000 Euro im Jahr auf knapp zwei Millionen. Für 2023 hoffe ich daher, dass die von der Bundesregierung angekündigten Wirtschaftshilfen realistisch, also nicht auf das Lockdown-Jahr 2021 bemessen sind, denn ohne Unterstützung können wir uns in dieser Situation nicht ewig behaupten. /

Alexander KornFoto: PR

„Energiegewinnung und Recycling müssen sich nicht ausschließen“

Alexander Korn, Geschäftsführer der Korn Recycling GmbH, Albstadt
(Branche: Entsorgungswirtschaft)

Wir verzeichnen seit Monaten einen deutlichen Rückgang produktionsspezifischer Abfälle aus Industrie und Gewerbe. In Anbetracht der Energiekrise birgt das aber ganz eigene Tücken. Einige Entsorgungsunternehmen verkaufen inzwischen sortenreines Altpapier als Biomasse für die thermische Verwertung. Andere transportieren unsortierte Abfälle Tausende Kilometer zu Müllverbrennungsanlagen im In- und Ausland – und das ist weder gesetzeskonform noch nachhaltig.

Dabei müssen sich Energiegewinnung und Recycling nicht ausschließen. In unserer Sortieranlage in Albstadt gewinnen wir ein Drittel des Abfalls als Sekundärrohstoffe zurück. Aus dem nicht recycelbaren Rest produzieren wir Ersatzbrennstoff, der als Substitut für fossile Energieträger dienen kann. Wir haben sogar schon mehrfach versucht, eine Genehmigung für ein Ersatzbrennstoffkraftwerk zu erhalten. Leider sind diese Projekte bisher an Bürgerinitiativen gescheitert, die konsequent den Ausbau neuer Energiequellen in der Region blockieren. /

 

„Wir sind beim Strom unabhängiger als je zuvor“

Anja Ströbel, Erler GmbH Automation Robotik, Dormettingen

 

Florian EckFoto: PR

„Viele Gäste sind zurückhaltend, wenn ein Lokal voll ist“

Florian Eck, Inhaber der Gaststätte Hirsch, Rottenburg am Neckar
(Branche: Gastronomie)

Natürlich ist die Energiekrise derzeit auch bei uns ein großes Thema, aber ich muss ganz ehrlich sagen: Allen Widrigkeiten zum Trotz geht es uns sehr gut. Gerade mit Blick auf die Auslastung können wir wirklich nicht klagen. Sorgen bereiten uns so kurz vor dem Start in die Fasnet eher die Corona-Zahlen. Ich glaube zwar nicht, dass die Gastronomie noch einmal einen Lockdown erleben wird; durch das Gröbste sind wir in Sachen Pandemie hoffentlich durch. Deshalb freuen wir uns auch so sehr darauf, mit Kapellen und Umtrunk bei uns im Hirsch endlich wieder echtes Fasnets-Feeling aufkommen zu lassen.

Wir wissen aber auch, dass unsere Gasträume gleich viel voller aussehen, wenn wir die Tische und Bänke rausräumen, damit die Leute in geselligem Ambiente Fasnet feiern und sich gut unterhalten können. Früher hätte man gesagt: Da ist viel los, das muss gut sein – da geh ich auch hin! Aber nach drei Jahren Corona reagieren viele Gäste eher zurückhaltend, wenn in einem Lokal so richtig was los ist. /

Anja StröbelFoto: PR

„Auch beim Thema Nachhaltigkeit gilt: Taten produzieren Erfolge“

Anja Ströbel, Vertrieb und Marketing bei der Erler GmbH Automation Robotik, Dormettingen
(Branche: Automation)

Auch beim Thema Nachhaltigkeit gilt bei Erler seit jeher das Firmenmotto: Taten produzieren Erfolge. Als 2009 unser Firmensitz in Dormettingen gebaut wurde, waren regenerative Energien noch kein so großes Thema wie heute. Trotzdem sollte der Neubau ein Projekt werden, das man nicht nur am Tag der Einweihung für seinen ökologischen Anspruch feiern kann. Deshalb entschied sich unser Seniorchef Alois Erler für Geothermie, obwohl die Mehrkosten im Vergleich zur Ölheizung enorm waren.

Von diesem starken Nachhaltigkeitskonzept profitieren wir nun sehr, auch mit Blick auf die aktuellen Energiepreise. Wir heizen und kühlen seit 2009 mit Geothermie und erzeugen den Strom dafür weitestgehend selbst: Unsere leistungsstarke Photovoltaikanlage haben wir erst im vergangenen Jahr noch einmal erweitert – auch für die Eigenstromnutzung. Obwohl wir nur 30 Prozent unseres Solarstroms für den Eigenbedarf nutzen, konnten wir unseren Stromverbrauch dadurch drastisch reduzieren und sind unabhängiger als je zuvor. /

 

„Unterm Strich geht es uns immer noch gut“

Armin Müller, Geschäftsführer der Drehmoment Unternehmensberatung GmbH, Tübingen

 

Jill CarstensFoto: PR

„Durch Energiesparen allein lässt sich nichts reißen“

Jill Carstens, Inhaberin von Fotografie Jill Carstens, Sonnenbühl
(Branche: Kreativwirtschaft und Einzelhandel)

Ich erlebe meine Kundinnen und Kunden seit Monaten als extrem zurückhaltend: Gekauft wird nur, was unbedingt gebraucht wird. Für kleine Unternehmen ist das ein großes Problem. Aufgrund des rückläufigen Auftragsvolumens musste ich im vorigen Jahr schon meine Mitarbeiterin entlassen. Setzt sich der Trend zur Sparsamkeit fort, wird es selbst für eine einzige Person knapp. Durch Energiesparen allein lässt sich da auch nichts reißen.

Wer bewusst wirtschaftet, hat gar kein so großes Sparpotenzial, dass es die steigenden Betriebskosten ausgleichen würde. Unterstützung für Unternehmen in der Krise wäre natürlich schön, aber wenn ich ehrlich bin, mache ich mir keine große Hoffnung. Wenn schon eine One-Woman-Show wie ich, die es gerade so durch die Pandemie geschafft hat, die Soforthilfe zurückzahlen musste, würde das vermutlich auch dieses Mal nicht anders laufen. Ich halte mich daher im Zweifelsfall an die Devise aus der Corona-Zeit: Wer noch keinen Zuverdienst hat, lässt sich besser schnell einen einfallen. /

Armin MüllerFoto: PR

„Totengräberstimmung ist der Situation nicht angemessen“

Armin Müller, Geschäftsführer der Drehmoment Unternehmensberatung GmbH, Tübingen
(Branche: Dienstleistungen)

Als Experten für Consulting und Qualifizierung erleben wir die Komplexität der aktuellen Situation vor allem im Spiegel der Herausforderungen, mit denen sich unsere Kunden konfrontiert sehen. Einerseits besteht großer Bedarf, was Training und Consulting anbelangt – etwa im Bereich Digitalisierung. Andererseits zeichnet sich im Mittelstand aber eine gewisse Investitionszurückhaltung ab.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Neben den Energiepreisen, der Inflation und den anhaltenden Lieferengpässen ringen viele Branchen auch mit der Entwicklung der Absatzmärkte. Einigen unserer Kunden aus dem Maschinenbau sind zum Beispiel im vergangenen Jahr große Teile des Auslandsgeschäfts weggebrochen, sei es in Russland oder in der Ukraine. Trotzdem glaube ich, dass Totengräberstimmung der Situation nicht angemessen ist. Ja, wir erleben gerade eine Vielzahl von Krisen, aber unterm Strich geht es der deutschen Wirtschaft immer noch gut. Für mich ist das ein guter Grund, um dem Jahr 2023 optimistisch zu begegnen. /

 

„Allein die Preise für Gas und Strom sind teils um mehr als 120 Prozent gestiegen“

Herbert Rösch, Geschäftsführer Hotel am Schloss und Restaurant Mauganeschtle, Tübingen

 

Nicola GeroldFoto: PR

„Die Situation ist in vielerlei Hinsicht unkalkulierbar“

Nicola Gerold, Geschäftsführerin der Groll GmbH & Co. KG, Reutlingen
(Branche: Produzierendes Gewerbe)

Vor nicht allzu langer Zeit hieß es noch, ein solider Businessplan solle mindestens die nächsten fünf, am besten gleich die nächsten zehn Jahre umfassen. Darüber kann man heute nur müde lächeln: Die Situation ist in vielerlei Hinsicht unkalkulierbar geworden. Allein mit den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine, mit den steigenden Energiekosten und dem Rohstoffmangel hätten die meisten Branchen schon genug zu tun. Kommen dann aber noch Inflation und der sich immer weiter verschärfende Fachkräftemangel hinzu, kann das ganz schön heikel werden.

Trotzdem bleibe ich zuversichtlich, denn gerade beim Thema Energie haben wir in den vergangenen Jahren gut vorgebaut: Wir verfügen über eine eigene Photovoltaikanlage und haben Ende 2022 eine Energieeffizienzanalyse durchgeführt, um weiteres Sparpotenzial zu identifizieren. Außerdem haben wir uns bewusst dafür entschieden, wichtige Investitionen auch in den kommenden Monaten nicht zurückzustellen, weil wir nur so gestärkt aus der Krise hervorgehen können. /

Herbert RöschFoto: PR

„Gastronomie und Hotellerie sind in Schockstarre“

Herbert Rösch, Geschäftsführer Hotel am Schloss und Restaurant Mauganeschtle, Tübingen
(Branche: Hotellerie und Gastronomie)

Ich habe den Eindruck, dass Gastronomie und Hotellerie aufgrund des Kostendrucks in Schockstarre verfallen sind. Allein die Preise für Gas und Strom sind teils um mehr als 120 Prozent gestiegen. Um die Inflation auszugleichen, steigen außerdem die Löhne – auch bei unseren Lieferanten. Die daraus resultierenden Mehrkosten können wir aber weder im Hotel noch im Restaurant auf unsere eigenen Preise umlegen. Es ist schon schwer genug, Kunden, die selbst genau aufs Budget achten müssen, zu erklären, dass wir als Dienstleister das letzte Glied einer langen Lieferkette sind, in der sich vieles verteuert.

Aus diesem Grund arbeiten wir gerade an der Energieeffizienz unserer Räumlichkeiten: Dadurch können wir immerhin unsere Betriebskosten etwas senken. Voriges Jahr haben wir Dämmung und Fenster erneuert, 2023 kommt nun ein Blockheizkraftwerk ins Haus. Das ist aber weder schnelle noch günstige Abhilfe, denn die Handwerker sind ausgebucht und auch im Bausektor sind die Preise drastisch gestiegen. /

 

„Die Verbraucher konzentrieren sich auf heating and eating“

Thomas Gehring, Geschäftsführer der Munksjö GmbH, Dettingen an der Erms

 

Lars FuhrmannFoto: PR

„Bisher waren die Turbulenzen für uns überschaubar“

Lars Fuhrmann, Gesellschafter der Getränke Fuhrmann oHG, Ofterdingen
(Branche: Einzelhandel)

Das kommt jetzt vielleicht ein bisschen überraschend, aber: Uns geht es gut. So gut, dass wir für 2023 mit einem weiteren Umsatz-Plus rechnen. Wir wissen allerdings auch, dass da gerade mehrere Faktoren zusammenkommen. Zum einen profitieren wir von den vielen Feiern, die nach Ende der Corona-Beschränkungen stattgefunden haben, und davon, dass während der Pandemie einige Kollegen den Veranstaltungsbereich aufgegeben haben.

Zum anderen schlagen zwar auch wir uns seit April 2022 mit höheren Preisen und gewissen Lieferschwierigkeiten herum – manchen Herstellern fehlte Glas, anderen Papier für Etiketten oder Metall für Flaschendeckel –, aber bisher waren die Turbulenzen überschaubar. Durch Optimierung unseres Einkaufsmanagements konnten wir sogar davon absehen, Preissteigerungen auf unsere Kunden umzulegen. Inzwischen haben sich die Kunden auch daran gewöhnt, dass nicht immer alle Artikel verfügbar sind – aber seien wir ehrlich: Unsere Auswahl ist ja auch so groß, dass jeder etwas findet. /

Thomas GehringFoto: PR

„Für Papierfabriken kann Energie zum existenzkritischen Faktor werden“

Thomas Gehring, Geschäftsführer der Munksjö GmbH, Dettingen an der Erms
(Branche: Papierfabrik)

Nach einem durch Corona sehr turbulenten Jahr 2021 hatten wir für 2022 auf ruhigeres Fahrwasser gehofft. Doch dann kam direkt die nächste Krise – ausgerechnet in einem Bereich, der unsere Branche empfindlich trifft. Wie schnell Energie für Papierfabriken zum existenzkritischen Faktor werden kann, zeigt das Beispiel eines unserer Marktbegleiter, der in Anbetracht der Energiepreise 2022 die Produktion einstellen musste. Hinzu kommt, dass sich die Verbraucher aufgrund der Inflation auf „heating and eating“ konzentrieren: Gegenüber der warmen Wohnung und dem gut gefüllten Kühlschrank hat das Möbelsegment, für das wir Zulieferer sind, eher geringe Priorität.

Trotzdem schauen wir mit vorsichtigem Optimismus auf das Jahr 2023, denn die aktuelle Marktverdichtung erweist sich für uns als Vorteil: Die Zahl der Unternehmen, die hochwertige Vorimprägnate – spezielle Dekorpapiere für die Oberflächenbeschichtung von Möbeln, unsere Spezialität in Dettingen – herstellen, ist überschaubar. /

 

„Nicht alle Kunden wollen sich wieder unter Menschen mischen“

Silja Dietschmann, Geschäftsleitung und Store Management Himmelbrett, Reutlingen

 

Silja DietschmannFoto: PR

„Der Einzelhandel spürt die Nachwehen der Pandemie“

Silja Dietschmann, Geschäftsleitung und Store Management Himmelbrett, Reutlingen
(Branche: Einzelhandel und Dienstleistungen)

In der aktuellen Situation denken viele Menschen ganz anders über ihren Bedarf nach: „Wofür kann und will ich wie viel Geld in die Hand nehmen?“ Deshalb trifft uns die Situation auch so. Unsere Brettsport-Artikel sind nun einmal Luxusgüter – und daran wird bekanntlich zuerst gespart. Erschwerend kommt hinzu, dass im stationären Einzelhandel immer noch die Nachwehen der Corona-Pandemie zu spüren sind. Ein großer Teil des Umsatzes hat sich ins Internet verlagert und längst nicht alle Kunden wollen sich schon wieder unter Menschen mischen.

Uns treibt daher die Frage um, wie wir uns als Betrieb neu erfinden können. Neben einem neuen Onlineshop setzen wir dabei auf unsere Dienstleistungen. Von Kursen bis zur Reparatur und Wartung der angebotenen Sportgeräte haben wir viel zu bieten. Nach einer Skibindungsprüfung durch unseren Inhaber Tim Würz können sich unsere Kunden beispielsweise sicher sein, dass im Fall eines Unfalls die Materialprüfung durch die Versicherung zu ihren Gunsten ausfallen wird. /

Wolfgang Grupp JuniorFoto: PR

„Es fehlt weiterhin an Planbarkeit“

Wolfgang Grupp Junior, Mitglied der Geschäftsleitung, Trigema Inh. W. Grupp e. K., Burladingen
(Branche: Textilproduktion)

Das vergangene Jahr war in vielen Bereichen he-rausfordernd, aber was das Thema Energie angeht, sind wir immerhin mit einem blauen Auge davongekommen. Natürlich sind auch unsere Kosten stark gestiegen, aber das größte Problem ist eigentlich, dass es weiterhin an Planbarkeit fehlt. Die Energiemärkte spielen seit Monaten verrückt und auch die Expertenmeinungen gehen so weit auseinander, dass wir im Grunde jeden Tag nehmen müssen, wie er kommt. Wir haben deshalb einen mobilen Kessel gekauft, der es uns ermöglicht, bei Bedarf einen „Fuel Switch“ vorzunehmen und von Gas auf Öl umzustellen. So ist immerhin die Energieversorgung im Betrieb gesichert. Auf lange Sicht ist das aber natürlich keine Lösung.

Um in Sachen Energie unabhängiger zu werden, haben wir daher schon 2022 die Entwicklung eines nachhaltigen Energiekonzepts beschlossen. Die „Green Factory“, die uns für die Zukunft von Trigema vorschwebt, ist ein langfristiges Ziel, auf das wir ab diesem Jahr Schritt für Schritt hinarbeiten werden. /

 

„Das ist ein brisanter Mix“

Dr. Jürgen Höckel, Plant Manager der Andritz Fabrics and Rolls Germany Holding GmbH, Reutlingen

 

Dr. Jürgen HöckelFoto: PR

„Die Energiepreise in Deutschland entwickeln sich zum Wettbewerbsnachteil“

Dr. Jürgen Höckel, Plant Manager der Andritz Fabrics and Rolls Germany Holding GmbH, Reutlingen
(Branche: Produzierendes Gewerbe)

Infolge der Russland-Sanktionen und der Null-Covid-Strategie in China ist vergangenes Jahr ein beträchtlicher Teil unseres Auslandsgeschäfts eingebrochen. In Kombination mit der Energiekrise ergibt diese reduzierte Auftragslage einen brisanten Mix. Wir sind zum Glück kein energieintensiver Betrieb und haben Verträge mit langen Laufzeiten, daher schlagen die Preiserhöhungen bislang nicht so stark auf uns durch wie auf viele andere Unternehmen.

Besorgniserregend ist die Entwicklung trotzdem: Die Energiepreise treiben schließlich auch die Kosten für Rohstoffe und Logistik immer weiter in die Höhe. Das betrifft aber nicht nur uns, sondern die gesamte deutsche Wirtschaft, denke ich. Im internationalen Vergleich müssen Unternehmen hierzulande im Moment besonders hohe Kosten stemmen – und das entwickelt sich zunehmend zum Wettbewerbsnachteil für alle, die mit Betrieben aus Ländern wie Frankreich oder den USA konkurrieren, in denen Energie weiterhin vergleichsweise günstig ist. /

Julia GeislerFoto: PR

„Meine Horrorvorstellung wäre, dass der große Schreck mit der Nachzahlung kommt“

Julia Geisler, Inhaberin Dogs Hairstyle Hundesalon und Physiotherapie, Sonnenbühl
(Branche: Dienstleistungen)

Im Moment ist so viel im Umbruch, dass ich oft nur abwarten kann, wie sich die Dinge entwickeln. Man merkt, dass die Leute zunehmend versuchen, ihr Geld zusammenzuhalten, weil ja nicht nur die Energiepreise steigen: Auch im Supermarkt zahlt man mittlerweile fast das Doppelte. Da überlegt sich mancher Tierbesitzer zweimal, ob der Termin beim Hundefriseur wirklich notwendig ist. Regelmäßige Fellpflege ist aber nicht nur eine Frage der Optik, sondern auch wichtig fürs Tierwohl. Deshalb habe ich meine Preise bislang nicht erhöht und kleinere Kostensteigerungen bei Verbrauchsmaterial wie Shampoo aus meiner Marge gedeckt.

Beim Thema Energie könnte das schwieriger werden, da jetzt auch bei meinem Stromversorger die Preise steigen. Weil ich die neue Abschlagshöhe noch nicht kenne, kann ich aber nur abwarten und hoffen, dass die aktuelle Kalkulation einen ausreichend großen Puffer enthält. Meine persönliche Horrorvorstellung wäre, dass der große Schreck erst 2024 kommt – mit der Nachzahlung. /

(Diese Statements erschienen in der WNA-Ausgabe 2+3/2023.)