Mitarbeiterwohnen

Die Lücke schließen

Viele Unternehmen in der Region suchen Fachkräfte. Diese brauchen passenden Wohnraum, doch der ist knapp. Einige Betriebe nehmen das Thema deshalb selbst in die Hand – und bauen oder mieten selbst Wohnungen für ihre Beschäftigten. 

Eine Hand öffnet eine Wohnungstür. Dahinter sind einige Umzugskartons und ein paar erste Möbelstücke zu sehen, die in der ansonsten noch leeren Wohnung stehen.Hereinspaziert! Betriebe mit eigenen Wohnungen für ihre Beschäftigten können sich bei der Personalsuche einen echten Vorteil verschaffen. Foto: shisu_ka/shutterstock.com

„Wir haben uns immer bemüht, Wohnungen für unsere Beschäftigten zu finden. Aber irgendwann wurde der Aufwand einfach zu groß“, sagt Bianca Beck, Mitarbeiterin in der Verwaltung der Bäckerei und Konditorei Becka Beck, die ihren Hauptsitz in Römerstein hat und zahlreiche Filialen in der Region betreibt. Also wurde das Unternehmen selbst aktiv und schuf seit dem Jahr 2020 rund 20 Mitarbeiterwohnungen. Sie wurden in das neue Lager am Hauptsitz integriert, in einem neu gekauften und grundsanierten Gebäude untergebracht und in einem weiteren Gebäude angemietet. 

Gemeinsames Porträtfoto von Bianca und Helena BeckFoto: PR

„Durch die Mitarbeiterwohnungen sind wir viel flexibler geworden“

Bianca (l.) und Helena Beck, Mitarbeiterinnen in der Verwaltung von Becka Beck, Römerstein

„Dadurch sind wir in Personalgesprächen viel flexibler geworden. Im Grunde können Bewerber schon am Tag nach dem erfolgreichen Vorstellungsgespräch bei uns anfangen.“ Die Wohnungen, die prinzipiell allen Beschäftigten zur Verfügung stehen, sind an den Arbeitsvertrag gekoppelt. Sie werden vor allem von den Auszubildenden genutzt. „Da sie oft noch keinen Führerschein haben, kommt unser Angebot gut bei ihnen an“, erzählt Helena Beck, die für Personal und Verwaltung zuständig ist.

Für das Unternehmen haben die Mitarbeiterwohnungen kaum Nachteile – nur die Mietverwaltung kostet Zeit. „Davon darf man sich aber nicht abschrecken lassen“, meint Helena Beck. Eine Juristin unterstützt Becka Beck in rechtlichen Fragen, zum Beispiel bei der Formulierung der Mietverträge. „Wir können uns gut vorstellen, bei Bedarf weitere Wohnungen zu schaffen.“

Porträtfoto von Dr. Daniela HarschFoto: PR

„Neue Beschäftigte sollen schnell ihre Tätigkeit aufnehmen können“

Dr. Daniela Harsch, kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Tübingen

520 Wohnungen in drei Jahren
Auch große Arbeitgeber wie das Universitätsklinikum Tübingen suchen angesichts der Wohnungsnot nach Lösungen. „Immer wieder berichten uns potenzielle Beschäftigte, dass sie die schwierige Wohnungssituation von einem Wechsel nach Tübingen abhält“, sagt die kaufmännische Direktorin Dr. Daniela Harsch. Insbesondere für Auszubildende, Studierende und Fachkräfte mit im Verhältnis niedrigerem Einkommen seien die hohen Mieten eine große Hürde. „Auch bei hoch qualifizierten Fachkräften verzögert fehlender Wohnraum häufig den Arbeitsbeginn.“ 

Deshalb baut das Uniklinikum derzeit 520 Personal- und Schülerwohnungen in verschiedenen Varianten – vom klassischen Wohnheimzimmer bis zur Einzimmerwohnung. Ergänzt wer-den sie durch Einkaufsmöglichkeiten und ein Café. „Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen schnell ihre Tätigkeit bei uns aufnehmen können“, betont Daniela Harsch. 

Die Schülerwohnungen werden besonders günstig angeboten: 14 Quadratmeter kosten etwa 356 Euro Miete im Monat, in Tübingen geradezu ein Schnäppchen. Kurz nach Erscheinen dieser WNA-Ausgabe können die ersten Personalwohnungen bezogen werden. Bis Ende des Jahres sollen dann alle Wohnungen nach knapp dreijähriger Bauzeit fertig sein. Um weitere Personal- und Schülerwohnungen zu bauen, hält das Universitätsklinikum weiter Ausschau nach attraktiven Baugrundstücken und -projekten.

Porträtfoto von Christoph EppleFoto: Tress

„Jeder neu geschaffene Wohnraum trägt zur Lösung des Wohnraumproblems bei“

Christoph Epple, Geschäftsführer der Krams Immobilien GmbH, Reutlingen

Apartments für den Übergang
Christoph Epple, Geschäftsführer der Krams Immobilien GmbH in Reutlingen, überraschen diese Beispiele aus Römerstein und Tübingen nicht. „Der Mangel an verfügbarem Wohnraum ist angesichts des Fachkräftemangels eine große Herausforderung für Betriebe“, weiß er. Sein Immobilienunternehmen baut daher seit zehn Jahren Apartmenthäuser, in denen sich jeweils 30 bis 70 Einzimmerwohnungen befinden und die speziell für Personen gedacht sind, die für den Job in die Region ziehen.

„Die Zahl der Ein- bis Zweipersonenhaushalte steigt seit Jahren. Viele Bauträger bauen aber keine Einzimmerwohnungen, weil sie dieses Marktsegment nicht kennen und in der Vermietung vor dem Vertrags- und Verwaltungsaufwand zurückschrecken.“ Diese Lücke versucht Krams Immobilien mit seinen Apartments in Reutlingen, Tübingen und Metzingen zu füllen. Die kleinen Wohnungen sind für den Übergang gedacht und werden für mindestens sechs Monate vermietet. 

Sie sind möbliert, sodass der Bewohner direkt einziehen und sich anschließend in Ruhe auf die eigentliche Wohnungssuche machen kann. „Bewerberinnen und Bewerber haben eine gute Chance, mit sechs bis acht Wochen Vorlaufzeit ein Apartment zu erhalten“, sagt Christoph Epple. Sein Unternehmen wird weitere Apartments bauen. „Jeder neu geschaffene Wohnraum trägt zur Lösung des Wohnraumproblems bei.“ /

(Dieser Artikel erschien in der WNA-Ausgabe 4+5/2025.)