Am 23. Februar findet die vorgezogene Bundestagswahl statt. WNA hat regionale Unternehmerinnen und Unternehmer gefragt, was sie von der neuen Regierung fordern. Und das ist vor allem eins: weniger Bürokratie.


„Ich wünsche mir eine Rückbesinnung auf die soziale Marktwirtschaft“
Martina Bandte. Geschäftsführerin der Karl Conzelmann GmbH & Co. KG, Albstadt
Unser Land braucht eine grundlegende Neuausrichtung. Dafür benötigt die neue Regierung Mut und viel Kraft. Reformen im üblichen Sinne werden nicht ausreichen, um die Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre zu korrigieren.
Ich wünsche mir eine Rückbesinnung auf die Eckpfeiler der sozialen Marktwirtschaft, die lange Zeit ein Garant für wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland waren. Wir brauchen eine Stärkung der Marktkräfte und des Wettbewerbs, weniger Subventionen und mehr Raum für Innovationen. Zudem weniger Bürokratie sowie ein gerechtes und langfristig finanzierbares Sozialsystem.
Unternehmen, insbesondere der Mittelstand, müssen von der Politik mehr gefördert und mehr wertgeschätzt werden. Um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern und dem Fachkräftemangel zu begegnen, muss unser Bildungssystem effizienter, leistungs- und technologieorientierter aufgestellt werden. /

„Wir brauchen wieder eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe“
Markus Holweger, Betreiber des Café Restaurant Catrina in Balingen und 1. Vorsitzender der Dehoga-Kreisstelle Zollernalb
Die Ampel-Regierung hat sich zu oft verhalten wie ein Elefant im Porzellanladen – nun macht sie sich aus dem Staub und hinterlässt uns viele Probleme, etwa zu hohe Energiekosten. Als Gastronom habe ich an die Bundesregierung insbesondere drei Erwartungen. Erstens: Die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie muss – wie schon vorübergehend während der Corona-Zeit – dauerhaft von 19 auf 7 Prozent gesenkt werden, um das Essengehen für die Menschen wieder attraktiver zu machen und der Branche notwendige Investitionen zu ermöglichen.
Zweitens: Ich fordere einen echten Bürokratieabbau. Wir sind ein kleiner Betrieb mit vier Festangestellten und mehreren Aushilfen. Wenn es so weitergeht wie bisher, muss ich bald jedoch eine zusätzliche Stelle schaffen, die sich nur noch darum kümmert, all die bürokratischen Pflichten zu bewältigen. Drittens: Die Politik hat sich schon zu lange von den Sorgen und Nöten der kleinen Betriebe entfernt. Hier brauchen wir dringend wieder eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, sonst fahren wir Deutschland gegen die Wand. /

„Ich wünsche mir eine Politik, die sich an der Sache orientiert“
Nina-Monique Lorch-Beck, geschäftsführende Gesellschafterin der ML Shop Monika Lorch GmbH, Winterlingen
„Je freier die Wirtschaft, umso sozialer ist sie auch“: Dieser Satz von Ludwig Erhard ist aktueller denn je. Wir Unternehmen brauchen Rahmenbedingungen, innerhalb derer wir uns frei entfalten können. Die Regulierungswut
bremst uns jedoch massiv aus. Die neue Bundesregierung sollte deshalb dringend den bürokratischen Wildwuchs roden. Dass es schwarze Schafe gibt, darf nicht dazu führen, dass der Staat alle weißen Schafe behindert. Konkret erwarte ich, dass aus meiner Sicht überzogene Gesetze wie das Lieferkettengesetz, das Selbstbestimmungsgesetz und das Verbrennerverbot überdacht werden.
Ich wünsche mir eine Politik, die sich an der Sache orientiert und nicht an Parteiinteressen. Mehr Pragmatismus, Technologieoffenheit und Vertrauen in uns Firmeninhaber. Das hilft unserer Wirtschaft und fördert Wachstum. Und es stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der eine Voraussetzung dafür ist, den Klimawandel in den Griff zu bekommen. /

„Veraltete und unsinnige Regelungen müssen ersatzlos abgebaut werden“
Kathrin Völker, geschäftsführende Gesellschafterin der Voelker GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Reutlingen
Ich erwarte von der neuen Regierung in erster Linie einen mutigen und damit deutlich spürbaren Bürokratieabbau. Dafür muss auch die Digitalisierung der Verwaltung unter Berücksichtigung des One-Stop-Shop-Prinzips massiv und schnell vorangetrieben werden. Wir liegen bei diesem Thema im Europa-Vergleich zurück. Bei den bestehenden technischen Möglichkeiten müssten Mehrfachberichte derselben Daten an verschiedene Behörden eigentlich längst der Vergangenheit angehören.
Zugleich muss die neue Regierung die einst von der Großen Koalition 2015 eingeführte „One in, One out“-Regel wieder konsequent umsetzen. Veraltete und unsinnige Regelungen müssen ersatzlos abgebaut werden. Nationale Neuregelungen dürfen künftig nicht mehr über die europäischen Vorgaben hinausgehen und sollten – vor allem im Bereich der Wirtschaft – öfter automatisch auslaufen. /
(Diese Statements erschienen in der WNA-Ausgabe 2+3/2025.)
Merkposten für die Wahl
„Das braucht die regionale Wirtschaft“: Die IHK hat 10 Merkposten für die Bundestagswahl erarbeitet. Teilen Sie uns gerne Ihre Meinung dazu mit!