Kleinstunternehmen haben weniger Ressourcen zur Krisenabwehr und sind daher stärker in ihrer Existenz gefährdet. Das zeigt ein aktuelles Stimmungsbild der IHK Reutlingen.

Welche Themen haben einen hohen Einfluss auf Ihre Selbstständigkeit? - Top 3 (in Prozent)
Inflation
Wirtschaftliche Folgen des Ukraine-Kriegs
Pandemiebedingte Effekte
Was sind die größten Herausforderungen der Selbstständigkeit? - Top 3 (in Prozent)
Ausreichende Umsatzgenerierung
Bürokratische Belastung
Work-Life-Ballance
In einer IHK-Kurzumfrage unter regionalen Einpersonen- und Kleinstunternehmen (EKU), also Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, zeigt sich, dass diese Unternehmen stark unter den Folgen von Inflation und Ukraine-Krieg leiden: 70 Prozent der befragten Einpersonen- und Kleinstunternehmen verbuchten in den vergangenen Jahren einen Rückgang der Nachfrage. 33 Prozent gaben dabei an, dass sie die Umsätze aus der Vor-Corona-Zeit bislang nicht mehr erreichen konnten.
Insofern liegt der Hauptfokus für die kommenden zwölf Monate auf der Umsatzentwicklung, sagen zwei von drei Betrieben. Positiv: 87 Prozent der EKUler nutzen ihre unternehmerische Flexibilität, um Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle anzupassen und sich neue oder erweitere Zielgruppen zu erschließen.
„Immer mehr kleinen Betrieben gehen die Kräfte aus“
Große Belastung: die Bürokratie
Stressfaktor für die unternehmerische Selbstständigkeit bleibt weiterhin die Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften: 63 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehen Bürokratie und Regulatorik als größte Belastung an. In diesem Zusammenhang fühlen sich 88 Prozent der befragten Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer vonseiten der Politik nicht wertgeschätzt. „Die kleinen Betriebe haben niemanden, der für sie alle Vorschriften im Blick haben kann. Dem müssen wir in Deutschland endlich Rechnung tragen, wenn wir die EKUs als wichtigen Bestandteil unseres Wirtschaftssystems und der regionalen Angebote stützen wollen“, fordert Bert Bormann, Vorsitzender des EKU-Ausschusses der IHK Reutlingen.
Die wirtschaftliche Lage und die politischen Rahmenbedingungen führen dazu, dass sich immerhin knapp ein Drittel der befragten EKUs unsicher ist, ob sie die Selbstständigkeit in den nächsten drei Jahren fortführen wird. „Immer mehr kleinen und kleinsten Betrieben gehen die Kräfte aus, um Krisen zu bewältigen. Dieses Stimmungsbild muss uns eine klare Warnung sein“, so Bert Bormann. /
(Dieses Interview erschien in der WNA-Ausgabe 4+5/2023.)
Hintergrund: Die Umfrage
71 kleine und kleinste Unternehmen aus der Region haben sich an der IHK-Umfrage beteiligt. Dabei entfielen mehr als zwei Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Einzelhandel und den Dienstleistungssektor.