Kooperation mit Ecuador: Kammer- und Verbandspartnerschaft Reutlingen/Cuenca/Quito
Die IHK Reutlingen aus Deutschland und fünf Wirtschaftsverbände aus Ecuador sind seit 2022 eine enge Kooperation eingegangen. Das Ziel: Stärkung der Verbände vor Ort durch Know-how-Transfer.
Bis Ende 2024 wird die IHK Reutlingen die nationalen Branchenverbände für Holz, Textil, Metall, die Kammer für Industrie, Produktion und Beschäftigung in der Wirtschaftsmetropole Cuenca sowie den Dachverband für duale berufliche Bildung bei der eigenen Organisationsentwicklung unterstützen. Dabei sollen die Verbände modernisiert und befähigt werden, ihre Mitgliedsbetriebe bei der Exportförderung zu beraten. Der Transfer erfolgt dabei bedarfsorientiert. Die Partner aus Ecuador geben an, in welchen Feldern sie Unterstützung wünschen/benötigen.
Insgesamt sollen die Wirtschaftsvertretungen mit der Unterstützung aus Reutlingen künftig krisenfester aufgestellt sein und sich auf Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Internationalisierung ausrichten. Das soll die Kammern und Verbände als selbständige Institutionen stärken wie auch auf die Entwicklung der Firmen und Selbständigen in Ecuador ausstrahlen, indem diese von Beratungen etwa für Gründerinnen und Gründern oder Bildungsthemen profitieren.
Die 2022 unterzeichnete Kooperation basiert auf bestehenden Erfahrungen: Schon zwischen 2013 und 2021 gab es ein Berufsbildungsprojekt, zunächst zusammen mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer, später fortgesetzt von der IHK Reutlingen, bei dem die duale berufliche Bildung für Jugendliche über Pilotprojekte eingeführt wurde.
Projektpartner
AITE I Asociación de industrias textiles del Ecuador - Hilos - Telas - Prendas de vestir - sábanas y toallas
AITE, der nationale Verband der Textilindustrie in Ecuador, ist der Branchenverband der Textil- und Bekleidungsindustrie und wurde 1943 gegründet. Mit seinen 40 Mitgliedsunternehmen (rund 70 Fabriken) repräsentiert AITE ca. 75 Prozent der Textilindustrie und 45 Prozent der Konfektionsbetriebe in Ecuador. Die Mitgliedsunternehmen decken insgesamt die ganze Wertschöpfungskette Textil und Konfektion ab. Der Textilsektor in Ecuador macht 6 Prozent des industriellen BIP aus. Er steht für 170.000 Arbeitsplätze und 80 bis 100 Millionen US-Dollar an Exporten. Im Textilsektor arbeiten 70 Prozent Frauen.
AITE sieht Entwicklungsbedarf und -potenzial im Bereich Organisationsentwicklung, Verbesserung des Mitgliedermanagements, Entwicklung von bedarfsorientierten Dienstleistungen, Schulungen und Fortbildungen (z.B. zu Digitalisierung/Datenanalyse oder zu modernem Management) sowie bei der Begleitung von Umweltzertifizierungen und Zertifizierungen allgemein, da diese für den Export im Textilbereich immer wichtiger werden.
AIMA – Asociación Ecuatoriana de Industriales de la Madera
AIMA, der Verband der ecuadorianischen Holzindustrie, wurde 1976 als Branchenverband der Forstwirtschaft und der holzverarbeitenden Industrie gegründet. Der Verband vertritt 40 Mitglieder in den Bereichen Schnittholz, Holzplatten, Biomasse und Papier/Karton, sowie Unternehmen, die die gesamte Wertschöpfungskette der Holzwirtschaft repräsentieren. Die Mitgliedsunternehmen setzen über 400 Millionen US-Dollar im Export um. 75 Prozent der Unternehmen des Holzsektors sind Mitglied in AIMA, unter anderem auch die größten und wichtigsten Holzfirmen des Landes. AIMA finanziert sich zu 63 Prozent über Mitgliedsbeiträge.
AIMA sieht Entwicklungsbedarf und -potenzial im Bereich Dienstleistungen (Bereiche: Märkte, Export, Marktinformationen, Digitalisierung/Technologie und Kommunikation), internes Management bzw. Mitgliedermanagement und möchte Schulungen und Fortbildungen ausbauen.
Inicio | CIPEM Cuenca
CIPEM, die Kammer für Industrie, Produktion und Beschäftigung, wurde 1936 gegründet und hat ihren Sitz in Cuenca, dem Industriezentrum Ecuadors. Die Kammer repräsentiert insgesamt 139 Unternehmen aus 18 verschiedenen Sektoren. Insgesamt beschäftigen die Mitgliedsunternehmen über 33.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. CIPEM finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und Einnahmen aus Dienstleistungen wie duale Ausbildungen, Messen, Veranstaltungen und Beratung. Diese machen rund 45 Prozent aus.
CIPEM ist erfahren in der Implementierung von internationalen Projekten. Bereits seit 2007 arbeitet CIPEM mit der Auslandshandelskammer (AHK) Ecuador zusammen und war auch im Rahmen eines Projekts an der Einführung zweier dualer Ausbildungen beteiligt. CIPEM sieht Entwicklungsbedarf und -potenzial im Bereich Digitalisierung und Automatisierung, Marktinformationen, Know-how für Effizienzsteigerung, Energieeffizienz, Mitgliederkommunikation vor alle mit Kleinst- und Kleinunternehmen sowie generell in der Dienstleistungsentwicklung.
FEDIMETAL – Industria del Metal. Acero, Metalmecánica
FEDIMETAL, der Dachverband der Metallindustrie in Ecuador, besteht seit 1994 und hat 42 Mitgliedsunternehmen, die zu den wichtigsten Arbeitgebern des Landes gehören. Er repräsentiert rund 60 Prozent der Metallindustrie Ecuadors.
FEDIMETAL sieht Entwicklungsbedarf und -potenzial in den Bereichen Strategieentwicklung, Mitarbeiterbefragungen, Exportförderung, Digitalisierung und Automatisierung im Sektor, Wertschöpfungsketten und Cluster, Marktinformationen sowie zu Umweltthemen, Nachhaltigkeit und Gender Equality.
Corporación Formados – CF
Der Ausbildungsverband Corporación Formados vereint mit seinen derzeit 15 Mitgliedern alle Kammern und Verbände, die sich in der dualen Ausbildung in Ecuador engagieren. Sie wurde 2018 im Rahmen der Berufsbildungspartnerschaft zwischen der DIHK und ecuadorianischen Partnern gegründet. Die Corporación Formados finanziert sich jeweils zur Hälfte über Mitgliedsbeiträge und über nationale und internationale Projekte.
Die Corporación Formados sieht noch Entwicklungsbedarf und -potenzial in den Bereichen strategische Ausrichtung und Umsetzung des strategischen Plans, Mitgliedermanagement und Mitgliedergewinnung, interne und externe Kommunikation, Unternehmensperspektiven zu dualer Berufsbildung aus Deutschland, Integration von neuen Themen wie Kreislaufwirtschaft in die dualen Curricula und Finanzierungsmodelle für die Corporación Formados selbst.
Finanzierung
Die Kooperation wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert und über die Sequa gGmbH abgewickelt und ist auf Seiten der IHK Reutlingen Teil des eigenen IHK-Instituts for Emerging Markets. Über dieses ist die IHK bereits mit Projekten in Äthiopien und anderen Ländern engagiert und verfolgt das Ziel, die Unternehmen der Region Neckar-Alb bei ihren außenwirtschaftlichen Aktivitäten in schwierigen Märkten zu unterstützen. Das Budget für die Kooperation umfasst 1.313.000 Euro.