Methoden und Analysen der strategischen Vereinsentwicklung

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Nichts ist so bestätig wie der Wandel! Das gilt auch für Vereine, denn die Rahmenbedingungen, in denen ein Verein bzw. Handel- und Gewerbevereine agieren, verändern sich stetig. Deshalb ist es wichtig, dass sich ein Verein strategisch weiterentwickelt.

Die aufgeführten Analysen und Tools können bei der Weiterentwicklung eines Vereins helfen.

SWOT

Die SWOT-Analyse betrachtet vereinsinterne und –externe Perspektiven zur Entwicklung von Strategien. Bei dem Wort SWOT handelt es sich um ein Akronym und bedeutet:

  • Strengths (Stärken)
  • Weaknesses (Schwächen)
  • Opportunities (Chancen)
  • Threats (Gefahren)

Die externe Perspektive der SWOT-Analyse hat zum Ziel, Chancen und Gefahren zu identifizieren, die sich auf die Umwelt des Vereins beziehen wie bspw. Soziokultur oder wirtschaftlich Lage. Die Stärken und Schwächen beziehen sich auf interne Vereinsgegebenheiten.

Bei den S-O-Strategien sollen die herausgearbeiteten Stärken mit Hilfe der Chancen genutzt werden. Bei den W-O-Strategien geht es darum, die Schwächen des Vereins mit Hilfe der Chancen zu beseitigen. Risiken, die dem Verein durch die Vereinsumwelt entstehen, sollen mit Hilfe der Stärken im Zuge der S-T-Strategien besiegt werden. Der letzte Strategie-Typ, der Schwächen-Risiken-Typ (W-T), soll die Vereinsrisiken durch den Abbau der eigenen Schwächen reduzieren. Die SWOT-Analyse ist hilfreich, um strategische und operative Ziele zu entwickeln.

Eine SWOT-Analyse für einen Gewerbeverein könnte wie folgt aussehen.

Strengths

  • Gute Reputation in der Gemeinde
  • Gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde
  • Starker Zusammenhalt im Verein

Weaknesses

  • Schwache Vereinsstrukturen
  • Geringe Mitgliederanzahl
  • Geringes Budget

Opportunities

  • Entstehung eines neuen Gewerbegebiets
  • Zunahme der Einwohnerzahlen
  • Digitalisierung -> Online-Marketing

Threasts

  • Rückgang des Ehrenamts
  • Kaufkraftabfluss in der Gemeinde
  • Wachsender E-Commerce

Kreativtechniken

Die Weiterentwicklung eines Vereins ist ein stetiger Prozess, der mit einer Veränderung einhergeht. Eine Offenheit gegenüber Veränderungen ist wichtig, um die Überlebensfähigkeit eines Vereins auf Dauer zu gewährleisten. Kreative und neue Ansätze können bei der Gewinnung neuer Mitglieder und Sponsoren helfen. Ebenso kann das Image durch Kreativität positiv beeinflusst werden und zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts der Gemeinde beitragen. Eine ausführliche Auflistung von bestehenden Kreativmethoden können Sie dem Leitfaden Kreativtechniken entnehmen.

Brainstorming

Die Methode des Brainstormings, bei dem Ideen von einer Gruppe von Menschen ungefiltert und ohne Wertung ausgesprochen werden, gehört zu den bekanntesten Kreativitätstechniken. Die Methode eignet sich sehr gut als Einstieg, um sich einer Problemstellung anzunähern. Beim Brainstorming gilt die Maxime Quantität vor Qualität. Wichtig ist auch, dass Ideen während des Brainstormings nicht kritisiert oder gewertet werden. Jede Idee, egal wie unrealistisch oder verworren sie erscheinen mag, sollte ausgesprochen werden. Das Aufgreifen und Weiterentwickeln von bereits genannten Ideen ist wünschenswert.

Der Ablauf:

  • Den Teilnehmern werden Methode und Spielregeln des Brainstormings mitgeteilt.
  • Der Moderator erläutert die Problemstellung und gibt, falls nötig, noch weitere Hintergrundinformationen.
  • Die Brainstorming-Runde beginnt und die Teilnehmer entwickeln Ideen, die dokumentiert werden.

6-3-5 Methode

Diese Methode eignet sich zur Ideensammlung und hat zum Ziel, Lösungen für konkrete Fragestellungen zu generieren. Für diese Kreativtechnik sind sechs Personen mit je einem Arbeitsblatt nötig. Jeder Teilnehmer hat ein Blatt mit sechs Zeilen und drei Spalten sowie der konkreten Fragestellung vor sich.

Der Ablauf:

  • Jeder Teilnehmer schreibt in die erste Spalte des Blattes drei Ideen zur Lösung der jeweiligen Fragestellung. Dafür stehen drei Minuten zur Verfügung.
  • Nach diesen drei Minuten werden die Blätter im Uhrzeigersinn weitergereicht. Nun werden die bereits niedergeschriebenen Ideen von den Sitznachbarn weitergeführt. Dafür stehen wieder drei Minuten zur Verfügen.
  • Dieser Vorgang wird insgesamt fünfmal wiederholt.

Sechs Personen können anhand dieser Methode innerhalb von 30 Minuten bis zu 108 Ideen entwickeln.

SCAMPER

SCAMPER beschreibt eine Kreativtechnik zur Generierung von neuen Ideen und Denkanstößen für eine bestimmte Fragestellung. Die Methode eignet sich besonders bei der Weiterentwicklung von Angeboten, Produkten oder Prozessen. SCAMPER ist ein Akronym und steht für:

S= Substitute (Was kann ersetzt werden?)

  • Personen, Komponenten etc.

C= Combine (Was kann kombiniert werden?)

  • Funktionen, Services etc.

A= Adapt (Was kann ergänzt werden?)

  • Elemente, Zusatzfunktionen etc.

M= Modify (Was kann modifiziert werden?)

  • Ausprägungsformen, Gestaltung etc.

P= Put (Wie kann Vorhandenes noch genutzt werden?)

  • Weitere Verwendungen, andere Zusammenhänge etc.

E= Eliminate (Was kann entfernt werden?)

  • Elemente, Funktionen etc.

R= Reverse (Wo lassen sich Abläufe ändern?)

  • Reihenfolgen, Organisation etc.

Anhand einer Checkliste werden die einzelnen Fragen bzw. Buchstaben für eine bestimmte Fragestellung durchgearbeitet. Für eine Problemstellung sind evtl. nicht alle Fragestellungen passend. Daher können auch einzelne Fragestellungen isoliert behandelt werden.

Nutzwertanalyse

Oft gibt es viele gute Ideen innerhalb eines Vereins für Entwicklungsmöglichkeiten, seien es Ideen für Kundenbindungsaktionen, neue Veranstaltungsaktionen oder Maßnahmen zur Gewinnung neuer Mitglieder. Die Ressourcen eines jeden Vereins sind jedoch begrenzt. Die Nutzwertanalyse kann helfen, wenn es um die Abwägung von unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeit geht. Verschiedene Optionen werden gewichtet und anschließen bewertet.

Eine Nutzwertanalyse besteht aus folgenden Elementen:

  • Verschiedene Optionen
  • Festlegung von Bewertungskriterien (Faktoren)
  • Gewichtung der jeweiligen Faktoren
  • Bestimmung der Bewertungsskala
  • Bewertung der Optionen
  • Summierung der Punkte und Priorisierung
  • Auswahl der Optionen

Es sollten in der Regel nicht mehr als fünf Faktoren verwendet werden, denn zu viele Faktoren gleichen sich einander aus und führen so zu keinem aussagekräftigen Ergebnis. Selbstverständlich fließt in die Wahl der Faktoren, Gewichtung und Bewertung stets eine subjektive Note mit ein. Dies ändert aber nichts daran, dass die Nutzwertanalyse ein gutes strategisches Tool zur Findung von Lösungswegen ist.

Zur Auswahl stehen drei Optionen: Neumitgliederakquise, Erhöhung der Mitgliedsbeiträge und die Gewinnung von Sponsoren. Die Höhe der zu erwartenden Mehreinahmen wurde mit einem Gewicht von 0,4 bzw. 40% am stärksten Gewichtet, dicht gefolgt von der Zufriedenheit der bestehenden Vereinsmitglieder. Der Aufwand zur Generierung der Mehreinahmen wurde mit 0,1 am geringsten bewertet. Hierbei ist zu beachten, dass ein geringer Aufwand mit einer hohen Bewertung berücksichtigt wurde. Aufgrund der festgelegten Variablen empfiehlt es sich, eine Sponsorenkampagne durchzuführen, um die Vereinseinahmen zu erhöhen.

Vision, Mission und Ziele eins Vereins

Vision, Mission und Ziele eines Vereins bauen hierarchisch aufeinander auf.

Die Vereinsvision

Die Vision eines Vereins kann als eine ideale Zukunftsvorstellung eines Vereins verstanden werden und stellt somit die Leitplanken für die langfristige Entwicklung des Vereins dar. Die Basis eines jeden Vereins sind die Mitglieder, eine Vereinsvision kann folgende positiven Auswirkungen auf Mitglieder haben:

  • Vermittlung von Vereinsidentität
  • Vereinsidentifikation unterstützen
  • Mitglieder für den Verein mobilisieren

Es stellt sich somit die Frage, wie das zukünftige Bild des Vereins aussehen soll. Fragen, die helfen können eine Vereinsvision zu erstellen, sind:

  • Wer sind die Zielgruppen?
  • Was sind deren Bedürfnisse?
  • Wie begegnet der Verein diesen Bedürfnissen der Zielgruppe?
  • Was macht der Verein?
  • Wie macht es der Verein bzw. welche Ansprüche stellt sich der Verein?
  • Wie profitiert die Zielgruppe von der Tätigkeit des Vereins?

Die Vereinsmission

Die Mission konkretisiert die Vision und gibt Aufschluss darüber, wie die angestrebte Vision erreicht werden soll.

Folgende Punkte können helfen, eine Mission zu entwickeln:

  • Zielgruppen, die durch den Verein angesprochen werden
  • Bedürfnisse der Zielgruppe, die durch den Verein erfüllt werden
  • Mittel, Wege, Maßnahmen oder Technologien, mit deren Hilfe der Verein die Bedürfnisse erfüllt

Die Vereinsziele

Die Ziele eines HGVs können vielfältig sein, je nach Orientierung des Vereins. Ziele eines Vereins leiten sich aus der hierarchisch übergestellten Vision und Mission ab. Es kann zwischen operativen und strategischen Zielen unterschieden werden. Die strategischen Ziele sind langfristig und haben oft ein Planungshorizont von mehreren Jahren. Hingegen haben die operativen Ziele meist einen Zeithorizont von maximal einem Jahr.

Beim Formulieren von strategischen Vereinszielen empfiehlt es sich nach der SMART Regel vorzugehen. SMART ist ein Akronym und setzte sich aus folgenden Worten zusammen:

  • spezifisch
  • messbar
  • ambitioniert
  • realistisch
  • terminiert

So könnten beispielsweise die strategischen Ziele eines HGVs formuliert werden. 

Strategisches Ziel:

In den nächsten zwei Jahren die Mitgliederzahl von aktuell 100 auf 150 erhöhen.

Operative Ziele:

Operative Ziele zur Erreichung der strategischen Ziele könnten dann sein: Veranstaltung eines Informationstages, Flyer-Entsendung oder ein Mitglieder-werben-Mitglieder-Programm.