Erste Fachkraft kommt über „Hand in Hand“ in die Region

„Wir haben gleich zugesagt“

„Die Kollegen sind sehr nett und ich versuche, jeden Tag ein bisschen besser Deutsch zu sprechen“, sagt Quang Vu La aus Vietnam, der über das bundesweite Projekt „Hand in Hands für International Talents“ zur Firma SchwörerHaus in die Region gekommen ist.

„Wir haben gleich zugesagt“Johannes Schwörer, Dr. Wolfgang Epp, Quang Vu La und Markus Nill. Foto: Trinkhaus Johannes Schwörer, Dr. Wolfgang Epp, Quang Vu La und Markus Nill.

Seit Anfang Dezember arbeitet der 25-Jährige aus dem nordvietnamesischen Lang Son nun in Hohenstein als Elektroniker für Betriebstechnik und ist Teil eines Teams von 32 Beschäftigten in der Schwörer-Elektrowerkstatt. Zuvor hatte der gelernte Elektriker in seiner Heimat Deutsch gelernt. „Ich möchte beruflich weiterkommen und hatte gehört, dass man in Deutschland gute Arbeit finden kann“, so Quang Vu La. Den ersten Kontakt zum Unternehmen gab es Mitte September 2021 über ein digitales Bewerbungsgespräch. „Wir waren gleich angetan und haben sofort zugesagt“, berichtet Schwörer-Personalchef Klaus Kornberger.

Möglich gemacht hat es das bundesweite Projekt „Hand in Hand for International Talents“, über das Fachkräfte aus Vietnam, Brasilien und Indien für Deutschland gewonnen werden sollen (siehe Hintergrund). Im konkreten Fall hat die Deutsche Handelskammer in Vietnam das Recruiting von Fachkräften übernommen, der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur in Reutlingen für das Matching zwischen ausgeschriebener Stelle und Fachkraft gesorgt. Die IHK Reutlingen hat das Bewerbungsgespräch vorbereitet und Formalitäten wie das Visum geklärt und das Unternehmen hat die Abholung am Flughafen und die erste Wohnung organisiert.

Starker Ausbildungsbetrieb
„Der Fachkräftemangel ist bei uns längst angekommen, weil leider nur noch wenige junge Erwachsene eine technische oder handwerkliche Ausbildung anstreben“, sagt Johannes Schwörer, Geschäftsführer von SchwörerHaus. Deswegen war ihm schnell klar, dass sein Unternehmen auch bei „Hand in Hand“ mitmachen wird. „Wir sind ein starker Ausbildungsbetrieb, stehen im engen Kontakt mit den Schulen in der Umgebung, haben auch Geflüchtete für uns gewonnen, investieren sehr viel in Weiterbildung – aber unseren Bedarf an Fachkräften können wir nicht mehr decken.“ Insofern ist der Firmenchef froh, dass Quang Vu La den Weg nach Hohenstein gefunden hat. „Ich habe große Achtung vor diesem Mut, die Heimat zu verlassen, zu uns zu kommen und seine Chancen zu nutzen. Wir freuen uns sehr, dass er bei SchwörerHaus ist.“

Region: Bis 2035 fehlen 58.000 Arbeits- und Fachkräfte
Den Fachkräftebedarf, den Unternehmen wie Schwörer haben, kennt man auch bei der IHK. Der Mangel an qualifizierten Beschäftigten ist „der größte Hemmschuh in der wirtschaftlichen Entwicklung der regionalen Wirtschaft“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp. Laut IHK-Prognosen fehlen in der Region Neckar-Alb bis 2035 58.000 Arbeits- und Fachkräfte, 47.000 Fachkräfte mit berufsqualifizierendem Abschluss. Allein mit technischer Ausrichtung fehlen 13.300 beruflich Qualifizierte. „Natürlich investiert die Wirtschaft in Ausbildung und in Weiterbildung, aber die schon jetzt absehbare Lücke werden wir nur ansatzweise schließen können, wenn wir auch über Zuwanderung kluge Köpfe für uns gewinnen“, so Epp.

Angesichts dieses Problems ist das Pilotprojekt „Hand in Hand for International Talents“ ein wichtiger Schritt, mehr Zuwanderung für den deutschen Arbeitsmarkt zu gewinnen, ist sich Markus Nill, Geschäftsführer Operativ der Arbeitsagentur Reutlingen, sicher. Aus seiner Sicht bedarf es dafür einer engen Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Wirtschaftsverbänden und Arbeitsvermittlung. „Gerade bei internationaler Vermittlung ist es wichtig, dass wir die richtigen Menschen finden. Ich freue mich, dass das hier gelungen ist. Für mich ein gelungenes Beispiel dafür, was Hand in Hand in der Praxis bedeutet.“

Hintergrund
Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) beteiligt sich die IHK Reutlingen gemeinsam mit vier anderen IHKs und den regionalen Agenturen für Arbeit, der DIHK Service GmbH, der Bundesagentur für Arbeit sowie dem Netzwerk der Auslandshandelskammern (AHK) an dem Pilotprojekt „Hand in Hand for International Talents“. Das BMWK fördert das Projekt finanziell. Das Projekt dient der Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes: So soll „Hand in Hand for International Talents“ ideale Abläufe und Kooperationswege aller beteiligten Projektpartner im In- und Ausland identifizieren und ausbauen – zunächst in einem kleinen abgesteckten Rahmen. Auf diesem Weg soll eine praxistaugliche Blaupause entwickelt werden, mit der später in größerem Umfang Unternehmen in Deutschland und qualifizierte ausländische Fachkräfte mit Berufserfahrung zusammengebracht werden können.

Mehr zum Projekt „Hand in Hand for International Talents"

Martin Fahling

Martin Fahling

International und internationale Fachkräfte,
IHK-Zentrale
Position: Bereichsleiter
Schwerpunkte: Grundsatzfragen, Außenwirtschaftspolitik, Beratungen
Telefon: 07121 201-186
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