Nachfolge im Metallbau

„Es war der richtige Schritt“

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ So lautet das Motto der Brüder Manuel und Tobias Schimpf, die im Mai 2021 den Handwerksbetrieb Strasser als Strasser Metallbau GmbH übernommen haben.

„Es war der richtige Schritt“Foto: Strasser Metallbau

Der Betrieb wurde 1919 in der Tübinger Altstadt als Schmiede gegründet und über mehrere Generationen innerhalb der Familie als Bauschlosserei weitergeführt. Heute sitzt die Strasser Metallbau GmbH in Derendingen und hat 20 Mitarbeiter.

Als die Übergabe 2021 aus Altersgründen anstand, fand sich kein Nachfolger in der Familie. Manuel und Tobias Schimpf hatten bis zu dem Zeitpunkt zwar keinerlei Verbindung zur Familie Strasser, waren aber am Potenzial des Betriebs mit seinen guten Mitarbeitern interessiert. „Wir wollten Arbeitsplätze sichern und schaffen, das Handwerk stärken und etwas bewegen“, so die Motivation der Brüder. Außerdem schätzen sie bis heute die Familiarität des kleinen Unternehmens. „Durch unsere Größe sind wir in der Lage, sowohl komplexe Anforderungen als auch kleine Vorhaben zu bedienen.“

Ex-Chef unterstützt Nachfolger
Die Schimpfs gründeten eine GmbH und übernahmen sämtliche Mitarbeiter der Metallbau-Firma. Dass heute, nach knapp zwei Jahren, alle noch an Bord sind, spricht für sich. Besonders stolz macht die Brüder, dass sie zusätzlich zwei Auszubildende einstellen konnten. Unterstützt werden sie bis heute vom ehemaligen Inhaber Jochen Strasser, der weiterhin für die GmbH tätig ist und somit für einen geschmeidigen Übergang sorgte. Er leitete den Betrieb über 36 Jahre und bringt einen entsprechenden Erfahrungsschatz mit.

Altbewährtes wird fortgeführt
Das Unternehmenskonzept haben die beiden neuen Geschäftsführer fast unverändert übernommen. „Strasser hat in Tübingen ein gutes Image. Für Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter hat sich nahezu nichts geändert“, berichten die Brüder. Sie führen Altbewährtes fort und modernisieren nur dort, wo sie es für nötig befinden - etwa bei der Erweiterung der EDV oder der Einführung neuer Software-Lösungen. Auch erste Schritte in Richtung Social Media haben sie unternommen.

Eine Herausforderung war es für beide, sich in die bestehenden Strukturen und Prozesse einzuarbeiten, obwohl sie durch ihre Ausbildung und Berufserfahrung hervorragende Eigenschaften mitgebracht haben: Tobias Schimpf ist Techniker für Maschinenbau, war im Controlling tätig und bildete sich zum technischen Betriebswirt weiter. Er hat Erfahrung im Vertrieb, Export, Produkt- und Projektmanagement. Sein Bruder Manuel absolvierte ein duales Studium in Maschinenbau sowie ein Vollzeitstudium an der HAW. „Herausfordernd für uns war es auch, Gewohnheiten aufzubrechen, um Neues einzuführen“, bekennt er.

Tipps vom Bankberater
Dennoch nahmen beide keine speziellen Beratungsangebote in Anspruch. „Wir brauchten nur die Banken für die Finanzierung. Außerdem gaben uns Bankberater, der Notar und befreundete Juristen Tipps.“

Die Geschäftsführer sehen in einer Übernahme klare Vorteile gegenüber einer Neugründung: „Aus unserer Sicht ist es einfacher, ein etabliertes Unternehmen, welches bereits einen Namen hat, zu übernehmen, als komplett neu anzufangen. Firmeninternes Wissen ist vorhanden, ebenso die Reputation des Unternehmens.“ Ihr Ziel ist es, den Betrieb bestmöglich weiterzuführen, seine Marktposition zu festigen, ihren Mitarbeitenden einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten und den Kunden weiterhin qualitativ hochwertige Lösungen anzubieten.

Ihre Entscheidung haben Manuel und Tobias Schimpf keine Sekunde bereut: „Es war der richtige Schritt, und wir würden es wieder tun.“ Anderen potenziellen Nachfolgern geben sie mit auf den Weg, sich alles in Ruhe zu überlegen, Vorteile und Nachteile gegeneinander abzuwägen und sich dann auf das Wagnis einzulassen. „Aber nicht zu viel von außen reinreden lassen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“

Autorin: Julia Winter, Wirtschaftsförderung Tübingen


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