IHK erwartet steigenden Handel mit Südamerika
Zusätzliche Absatzmärkte durch Mercosur

Wenn alles gut läuft, kann das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay und Bolivien im Herbst endgültig ratifiziert sein. Dann entsteht die größte Freihandelszone der Welt mit 718 Millionen Menschen und fast 25 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Es sollen in den kommenden Jahren bis zu 90 Prozent der Einfuhrzölle zwischen EU und Mercosur abgeschafft werden. „Das senkt die Exportkosten und verbessert den Marktzugang regionaler Unternehmen auf den südamerikanischen Märkten“, erklärt Martin Fahling, Bereichsleiter International und Internationale Fachkräfte bei der IHK Reutlingen.
Außenhandel mit Luft nach oben
Derzeit haben rund 250 Unternehmen aus der Region Neckar-Alb Handelsbeziehungen mit den Mercosur-Staaten, 75 sind vor Ort vertreten, 25 Unternehmen sind mit Niederlassungen oder Produktionsstätten in den Ländern investiert. Das Handelsvolumen beträgt bisher erst ein Prozent der regionalen Exporte. So wurden in 2023 Waren im Wert von nur etwa 15 Millionen Euro dorthin geliefert. „Da ist definitiv Luft nach oben“, sagt Fahling. Die Tatsache, dass die Mercosur-Staaten bisher kaum eine Rolle spielen, „liegt sicher an den noch bestehenden hohen Markteintrittshürden“, so der IHK-Experte. Weil sich das nun ändern wird, rät Fahling den heimischen Firmen Südamerika insgesamt stärker in den Fokus zu nehmen. „Faktisch alle produzierenden Unternehmen finden hier zusätzliche Absatzmärkte, die sicher helfen können, andere Märkte auszugleichen. Made in Germany genießt in den Mercosur-Staaten einen exzellenten Ruf.“
Hintergrund. Das ändert sich
Das Mercosur-Freihandelsabkommen soll in den kommenden Jahren 90 Prozent der Zölle und Handelshemmnisse abbauen sowie gemeinsame Umwelt- und Gesundheitsstandards fördern. Das Abkommen erhöht die Rechtssicherheit durch Mechanismen zur Handelsstreitbeilegung, Regelungen zum Schutz von Marken und Patenten sowie Bürokratieabbau. Zu Mercosur gehören Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay und Bolivien, weitere sieben Länder sind assoziiert. Auf europäischer Seite steht noch der Ratifizierungsprozess durch den EU-Rat und das EU-Parlament aus.
