IHK-Konjunkturumfrage: Appell zu mehr Investitionen

Wirtschaft läuft nicht mehr rund

Die regionale Wirtschaft wird in den kommenden Monaten weniger investieren. Das zeigt die neue IHK-Konjunkturumfrage. „Das ist eine schlechte Nachricht“, sagt IHK-Vizepräsident Johannes Schwörer.

Wirtschaft läuft nicht mehr rund

Nur noch 14 Prozent der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer wollen in den kommenden Monaten verstärkt am heimischen Standort investieren. Noch im Frühjahr und vor einem Jahr lag der Wert bei 23 Prozent. 38 Prozent der Betriebe wollen ihre Investitionen gleich halten, 29 weniger investieren und 19 gar nicht investieren. „Letztlich führen nur Investitionen zu Innovationen, Wertschöpfung und Beschäftigung. Wenn insgesamt weniger investiert wird, ist das ein Warnsignal“, so Schwörer.

Die Unternehmen, die investieren wollen, werden mehrheitlich Mittel in Ersatzbedarf (64 Prozent) und damit den Erhalt ihrer Kapazitäten stecken. 36 Prozent wollen in Rationalisierung investieren. Echte Innovationen planen nur 31 Prozent, immerhin 52 Prozent wollen ihre Digitalisierung vorantreiben. Die Investitionszurückhaltung ortet die IHK vor allem in der Industrie, der Handel will Geld insbesondere in Digitalisierung stecken. „Alle Erfahrungen zeigen, dass es klug wäre, jetzt neue Themen voranzutreiben und sich für die Phase zu rüsten, wenn es wieder aufwärtsgeht. Diese Denke hat gerade unsere Wirtschaft immer sehr ausgezeichnet“, so Schwörer.

Politisches Handeln nötig
Insgesamt hat sich die Situation der Betriebe in der Region Neckar-Alb verschlechtert: Nur noch 26 Prozent halten die Lage für „gut“, 28 sieht sie „schlecht“. Noch im Frühjahr überwogen die Optimisten. Die Aussichten für die kommenden zwölf Monate haben sich weiter eingetrübt: Nur noch 17 Prozent erwarten bessere Geschäfte, 32 sehen schlechtere Zeiten kommen. Diese Einschätzungen lassen sich auch an den weiteren Daten ablesen: Bei den Auftragseingängen berichten 49 Prozent der Firmen von Rückgängen, 55 Prozent von fallenden Umsätzen im Vergleich zu letztem Jahr. „Die regionale Wirtschaft läuft nicht mehr rund. Die Gründe sind in weiten Teilen hausgemacht, weil wir in Deutschland unsere Hausaufgaben nicht erledigt bekommen: Klares und schnelles politisches Handeln wäre nötig, um den Infrastrukturausbau zu beschleunigen oder die vielen bürokratischen Regeln anzugehen“, erklärt der IHK-Vizepräsident. Für 42 Prozent der befragten Betriebe gehört die Wirtschaftspolitik weiter zu den fünf größten wirtschaftlichen Risiken.

Hoffnungsschimmer
Hoffnungsschimmer gibt es derzeit vor allem im Dienstleistungsgewerbe. In dieser Branche überwiegen aktuell regional noch die positiven Stimmen – wenngleich auch bei den Dienstleistern die Auftragseingänge und die Umsätze leicht rückläufig sind. Auch im Großhandel wird die aktuelle Lage immerhin von 88 Prozent als gut oder befriedigend eingeschätzt und liegt damit über dem Wert Baden-Württembergs (67). Doch auch dieser Branche machen fallende Umsätze und rückläufige Bestelleingänge zu schaffen.

Recht stabil zeigt sich weiter der Außenhandel: Steigende Exporterwartungen verzeichnen hier 25 Prozent der Unternehmen (29 Prozent waren es im Frühjahr). Immerhin 46 Prozent erwarten gleichbleibende Geschäfte im Export (49 im Frühjahr). Dieser Rückgang zeigte sich zuletzt ebenfalls beim Exportvolumen für das erste Halbjahr 2024. Dieses lag bei 6,6 Milliarden Euro und damit 2,5 Prozent unter den 6,77 Milliarden des ersten Halbjahres 2023. Die regionale Exportquote liegt mit 58 Prozent gleichwohl auf einem Allzeithoch. „Trotz aller geopolitischen Krisen bleibt der Außenhandel wichtige und wesentliche Stütze unserer Wirtschaft“, sagt Johannes Schwörer.

Hintergrund
Die IHK-Konjunkturumfrage findet dreimal im Jahr statt. An der aktuellen Umfrage hat sich eine repräsentative Auswahl von 360 Unternehmen der Region aus den Bereichen Industrie und Bau (151), Groß- und Einzelhandel (92) sowie dem Dienstleistungssektor (117), darunter Betriebe aus dem Hotel- und Gaststätten- sowie dem Kredit- und Versicherungsgewerbe beteiligt. Die Umfrage lief bis zum 26. September 2024.

Antonia Hettinger

Antonia Hettinger

Hauptgeschäftsführung
IHK-Zentrale
Position: Leiterin Volkswirtschaft & regionale Wirtschaftspolitik
Schwerpunkte: Volkswirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik, Konjunkturumfragen, IHK-Netzwerk Bau- und Immobilienwirtschaft, IHK-Netzwerk Projektmanagement
Telefon: 07121 201-256
E-Mail schreiben
vCard herunterladen
Zur Detailseite