IHK-Konjunkturumfrage: Neue Regierung noch ohne Effekt
Wirtschaft im Wartestand

Der IHK-Konjunkturklimaindex erreicht bei der neuen Frühsommer-Umfrage 96 Punkte und damit drei Punkte mehr als noch zu Jahresbeginn. Er bleibt jedoch unter der 100-Punkte-Marke, die positive und negative Einschätzungen ausgleicht. „Die Wirtschaft ist weiter im Wartestand. Der Angriffskrieg auf die Ukraine, Donald Trump, Energiekosten und Bürokratie sind alles belastende Faktoren für die heimischen Firmen. Auch die neue Bundesregierung sorgt noch nicht für einen Wechsel im Stimmungsbild“, sagt IHK-Präsident Christian O. Erbe.
Wie angespannt die Situation ist, zeigt der Blick auf die aktuelle Finanzlage: Nur noch 47 Prozent der heimischen Unternehmen nennt ihre Finanzlage „unproblematisch“. Zu Jahresbeginn waren dies noch 50 Prozent, vor einem Jahr sogar 56. Die befragten Unternehmen beklagen einen Eigenkapitalrückgang (23 Prozent) sowie Liquiditätsengpässe (20 Prozent). „Nur gesunde und solvente Unternehmen können auf Dauer für Beschäftigung, Innovationen und Wohlstand sorgen. Die Impulse der Politik müssen jetzt kommen“, erklärt Christian O. Erbe.
Konjunkturfrühindikator?
Vor allem Industrie und Gastgewerbe melden schwache Zahlen. In beiden Branchen sind die Erwartungen insgesamt pessimistisch. In der Industrie erwarten nur 15 Prozent ansteigende Geschäfte, im Gastgewerbe sind es zwar 25 Prozent, allerdings mit rückläufiger Tendenz im Vergleich zum Jahresbeginn. Etwas besser gestimmt sind die Dienstleistungsbranche und der Einzelhandel. Bei den Dienstleistern stieg die gute Bewertung des laufenden Geschäfts auf 38 Prozent an – plus vier zum Jahresbeginn. Im Einzelhandel sind es immerhin noch 32 Prozent, wenn auch mit einem Rückgang von 10 Punkten. Erfreulich ist tatsächlich das Plus im Großhandel. Dieser berichtet von einem etwas besseren Ausblick: 25 Prozent sind optimistisch für die kommenden zwölf Monate (Jahresanfang 15 Prozent). „Der Großhandel war schon oft ein Konjunkturfrühindikator. Insofern ist diese Entwicklung ein gutes Zeichen – und davon haben wir derzeit noch wenige“, ordnet IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp ein.
Schwierige Zeiten nutzen
Die Zurückhaltung der heimischen Wirtschaft zeigt sich auch bei der Investitionsbereitschaft. 18 Prozent der Unternehmen wollen verstärkt in Deutschland investieren (-1 zum Jahresbeginn), zugleich rechnen 27 Prozent mit weniger Investitionen (-3 zum Jahresbeginn). Dabei setzen die Betriebe vor allem auf Ersatzinvestitionen. 70 Prozent nennen diese als wichtigstes Investitionsmotiv. Auf Rang zwei folgen mit 55 Prozent Investitionen in Digitalisierung. Innovationen liegen mit 33 Prozent und fallender Tendenz auf Rang vier, hinter Rationalisierung (38 Prozent). „Die Betriebe wollen und müssen ihre Leistungsfähigkeit aufrechterhalten, daher erfolgen Ersatzinvestitionen. Die Investitionen in Digitalisierung zeigen, dass zahlreiche Unternehmen die schwierigen Zeiten nutzen, um die eigenen Prozesse und den Auftritt zu überarbeiten“, so Epp.
Bei den Risiken für die eigene wirtschaftliche Entwicklung liegt eine zurückgehende Inlandsnachfrage mit 67 Prozent weiter auf Rang eins. Es folgen die Arbeitskosten (59 Prozent) und die Energiepreise (44 Prozent), wobei letztere mit sieben Punkten an Bedeutung abnehmen. Die Wirtschaftspolitik auf Bundesebene bleibt weiter auf Rang vier, mit 41 Prozent hat sich diese Einschätzung nach dem Allzeithoch vom Jahresbeginn (47 Prozent) etwas abgemildert.
Die Umfrage
Die IHK-Konjunkturumfrage findet dreimal im Jahr statt. An der aktuellen Umfrage hat sich eine repräsentative Auswahl von 375 Unternehmen der Region aus den Bereichen Industrie und Bau (174), Groß- und Einzelhandel (95) sowie dem Dienstleistungssektor (106), darunter Betriebe aus dem Hotel- und Gaststätten- sowie dem Kredit- und Versicherungsgewerbe beteiligt. Die Umfrage lief bis zum 13. Mai 2025.
IHK-Service
Den aktuellen Konjunkturbericht gibt es zum Download auf www.ihkrt.de/konjunktur.
