Wirtschaft trifft Kommune in Tübingen
Wirtschaft auf Packeis
Neues Format bei Wirtschaft trifft Kommune in Tübingen: In einer Diskussionsrunde mit Boris Palmer, Oberbürgermeister, Dr. Daniela Eberspächer-Roth, Vorsitzendes des IHK-Gremiums Tübingen und Norbert Schnitzler, Kreishandwerksmeister, wurden Tübinger Wirtschaftsthemen besprochen. Wirtschaftsförderer Thorsten Flink moderierte die Runde. Vorab gab Thorsten Flink einen Überblick über die Tätigkeiten der Wirtschaftsförderung. Sein Motto: nur positive Nachrichten. Die Stadt möchte mit einer zu gründenden GmbH das Tourismus-Marketing auf neue Beine stellen, das Ausländeramt soll mit Einzelfallberatungen für Arbeitgeber besser erreichbar sein und die Vergabe von Plätzen im Gewerbegebiet Aischbach kann starten. „In Tübingen wird investiert – allein 75 Millionen in das Cyber Valley. Zudem konnten wir das Richtfest für das Neue Kunstmuseum feiern, eine privatwirtschaftliche Initiative“, so Flink.
Wirtschaft auf Packeis
In der Diskussionsrunde blieben die guten Nachrichten leider aus. „Unternehmertum erfordert derzeit einiges an Heldenmut“, stellte Dr. Daniela Eberspächer-Roth klar, „hohe Abgaben, steigende Energiekosten, zu viel Bürokratie – wir Unternehmerinnen und Unternehmer sind derzeit auf Packeis unterwegs.“ Norbert Schnitzler schilderte die Situation im Handwerk. „Die Stimmung ist noch positiv, im Bau ist die Rezession aber schon angekommen. Für uns Handwerker kommt das dicke Ende erst noch.“ Auch für die Stadt werden die Zeiten härter, so Boris Palmer. „Unsere Aufgaben mit den verfügbaren Mitteln zu stemmen, wird ein Kraftakt.“ Palmers Antwort auf die wirtschaftliche Situation gab er auf gesellschaftlicher Ebene. „Wir haben Rekordwerte bei der Anzahl der Urlaubstage, die höchsten Sozialausgaben. Wir müssen zu einer Mentalität des Schaffens zurückkehren.“
Was hinsichtlich des Fachkräftemangels auch geboten ist. „Wir spüren zwar eine Entspannung bei der Suche nach Fachkräften, Spezialisten werden aber weiterhin dringend gesucht“, so Eberspächer-Roth. „Wir brauchen die Unterstützung der Politik bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit, bei der erleichterten Einreise von ausländischen Fachkräften und der Erhöhung des Renteneintrittsalters.“
Kosteneffiziente Maßnahmen für Klimaschutz
Diskutiert wurde auch über die Themen Klimaschutz und Verkehr. Angesichts leerer Kassen sucht Palmer nach kosteneffizienteren Maßnahmen um Klima und Umwelt zu schützen. „Investitionen in Batteriespeicher und Solaranlagen werden sich weiterhin wirtschaftlich lohnen“, ist sich Palmer sicher. Für die Stadt heißt es aber auch, Abstriche zu machen. „Die Dekarbonisierug unserer Stadtbusflotte wird hintenangestellt. Ich halte das für vertretbar.“
Ein klares Bekenntnis zum Schindhaubasistunnel gab es seitens der Stadt. „Wir unterstützen den Tunnel“, meinte Palmer. Das ist aus Sicht der Wirtschaft auch dringend nötig. „Das Projekt muss priorisiert werden“, forderte Dr. Daniela Eberspächer-Roth. Es sei nicht absehbar, dass sich der Individualverkehr in nächster Zeit auf den öffentlichen Nahverkehr verschiebe. „Die Wirtschaft braucht diese wichtige Nord-Süd-Verbindung.“
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