„Neustart für Studis“
Wenn das Studium einfach nicht das Richtige ist
Wenn Ida Willumeit aus der Beratung kommt, dann hat sie oft eine sehr persönliche Geschichte gehört: Von Studienfächern, die überfordern, von vollen Hörsälen, die einsam machen, oder jungen Menschen, die das, was sie lernen, schlicht öde finden. Mit der Seins-Frage im Gepäck –„mache ich weiter oder was mache ich eigentlich?“ – landen sie immer häufiger bei der IHK. Die Wirtschaftseinrichtung hat das Projekt „Neustart für Studis“ begründet und bietet Studierenden, die merken, dass das Studium nicht mehr das Richtige ist, eine Beratung zur betrieblichen Ausbildung an. „Viele haben nur eine ungenaue Vorstellung von der beruflichen Bildung und sind dann oft sehr interessiert, wenn sie bei uns eine Chance entdecken, noch einmal neu zu starten“, erzählt Willumeit.
Interessant: Viele Abbrecher kommen in die IHK-Beratung, die in ihrem Studium eigentlich weit gekommen sind. Kurz vor Studienabschluss kommt dann doch die Sorge um eine sichere Beschäftigungsperspektive ins Spiel. Mancher zweifelt an der eigenen Studienwahl: Was mache ich künftig in diesem Feld und will ich das mein Leben lang tun? „Viele sind mitgerissen worden: Auf das Abitur folgt eben das Studium“, beobachtet die Bildungsexpertin. Tatsächlich haben die Allermeisten, die in der Beratung waren, während der Schulzeit kaum Informationen über Studier- und Ausbildungsmöglichkeiten erhalten. „Oft wissen sie zu wenig über ihre eigenen Stärken oder welche Interessen sie tatsächlich haben“, sagt Ida Willumeit. So verwundert es nicht, dass die Zahl der Studienabbrüche beträchtlich ist. Es gibt Auswertungen, die Werte von bis zu 30 Prozent ermittelt haben.
Betriebe sind interessiert
Das IHK-Programm „Neustart für Studis“ arbeitet eng mit den regionalen Hochschulen und der Arbeitsagentur zusammen. Ziel ist, die zu erreichen, die ihr Studium frühzeitig beenden und auch durch einen Studienfachwechsel nicht mehr zu motivieren sind. Heimische Betriebe sind übrigens sehr interessiert, Studienabbrecher kennen zu lernen. Der Grund: Sie gelten als motiviert und reifer, bringen oft eine gute Allgemeinbildung und nicht selten schon Fachwissen mit. „Das ist eine Kombination, die immer mehr Firmen anspricht – gerade weil die Unternehmen gute Leute suchen, die sie selber ausbilden wollen.“ Die IHK berät daher nicht nur, sondern vermittelt auch. Sie hat einen Verteiler von mittlerweile 220 Unternehmen aufgebaut, die über anonymisierte Steckbriefe potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten kennen lernen können. „Die Resonanz ist gut. Wenn Interesse besteht, bringen wir die Parteien zusammen.“