Verkehrsprojekte priorisieren

Weiter für Straßenbau kämpfen

Die Vollversammlung der IHK Reutlingen spricht sich für eine Priorisierung der regionalen Verkehrsprojekte aus dem neuen Bundesverkehrswegeplan aus.

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Vorrangig sollten Baumaßnahmen entlang der B 27 von Stuttgart bis Rottweil sowie die Achse Reutlingen – Albaufstieg – Engstingen angegangen werden. Grund für die vorgeschlagene Priorisierung ist der vorhandene Planungsrückstau. Außer der Ortsumfahrung Albstadt-Lautlingen (B 463) sowie den Abschnitten Nehren – Bodelshausen und Schindhautunnel der B 27 gibt es landesweit quasi keine Projekte, die über einen weit fortgeschrittenen Planungsstand verfügen. Die IHK erwartet entsprechend einen harten Wettbewerb um die Planungskapazitäten, sagt Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp. „Schon bald wird geklärt, welche Straßenbauprojekte als nächste im Detail geplant werden. Das gute Abschneiden beim Bundesverkehrswegeplan war für die Region nur der Anfang. Wir müssen aber weiter kämpfen.“

Netzwirkung wichtig

Zentrales Argument für die vorgeschlagene Priorisierung ist die Netzwirkung der Strecken. Das Institut für Verkehrswissenschaft der Universität Köln (siehe Hintergrund) hatte 2012 im Auftrag von Regionalverband und IHK zehn zentrale Ausbauprojekte untersucht. Das Ergebnis: Die regionalen Straßenbauprojekte haben durch die Bank ein hohes Nutzen-Kosten-Verhältnis. Unter Berücksichtigung der Netzwirkung läge diese nochmals höher. Das bedeutet: Die Vorteile einer neuen Trasse ergeben sich gerade dann, wenn es zu einem Zusammenspiel mit anderen wichtigen Straßen kommt und der Verkehr dadurch noch besser fließen kann. Das gilt etwa für die Verbindung vom Reutlinger B 27-Zubringer B 464 über die noch nicht realisierte Südumfahrung Orschel-Hagen sowie den voraussichtlich im Herbst fertigen Scheibengipfeltunnel bis hin zum noch in Planung befindlichen Albaufstieg und der Ortsumfahrung von Engstingen.

Nach Eindruck der IHK hat die Region bei der Verkehrsentwicklung nach wie vor Nachteile aufzuholen. Die Erschließung im Inneren sowie die Bewältigung des Pendlerverkehrs sind nicht gelöst, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. „Die Region hinkt seit Jahren hinterher.“ Nachholbedarf sieht Epp außerdem bei der Anbindung des ländlichen Raums. Ihm fehlt ein leistungsfähiges Straßennetz mit gut ausgebauten Bundesstraßen. „Wir haben es mit einem Defizit bei der Erreichbarkeit zu tun, das für Betriebe wie Beschäftigte zunehmend problematischer wird.“

Hintergrund: Gutachten der Universität Köln

Das Gutachten des Instituts für Verkehrswissenschaft der Universität Köln wurde 2012 vorgelegt. Es zeigt, dass jeder Euro, der in den regionalen Ausbau der Bundesfernstraßen investiert wird, einen volkswirtschaftlichen Nutzen von 3,40 Euro bringt. Die von Regionalverband Neckar-Alb und IHK Reutlingen beauftragte Studie untersuchte zehn regionale Straßenbaumaßnahmen höchster Bedeutung. Das Gutachten stellt dabei den Nutzen der jeweiligen Strecken – angefangen von den Einsparungen bei Schadstoffen und CO2-Emissionen bis hin zur Unfallvermeidung und Zeitersparnis – den Investitions- und Betriebskosten gegenüber.

Bei der Analyse errechnen die Gutachter vom Institut für Verkehrswissenschaft aus Köln besonders gute Werte für die Ortsumgehung Lautlingen (8,2 im Nutzen-Kosten-Verhältnis), den Ausbau der B 27 zwischen Nehren und Bodelshausen (4,7), den Albaufstieg bei Lichtenstein (4,2) und die Ortsumgehung Reutlingen/Dietwegtrasse (4,1). In der Gesamtschau weisen die Verkehrsexperten darauf hin, dass die Netzwirkung bei der Realisierung aller Teilprojekte nochmals höher liegt als bei der Verwirklichung einzelner Maßnahmen. Das liegt vor allem an der Bewältigung der starken Pendlerbeziehungen mit der Region Stuttgart und der Bedeutung der Straßenbauprojekte für die Erschließung der Region Neckar-Alb selbst.

<link header forderungen verkehrsinfrastruktur _blank>Das vollständige Gutachten steht hier zum Download zur Verfügung:

Thorsten Schwäger

Thorsten Schwäger

Infrastrukturpolitik, Verkehr und Gefahrgut,
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