IHK-Umfrage zeigt Kritik und Verbesserungsbedarf
Verpackungssteuer belastet Unternehmen

Dabei kritisieren die Unternehmen vor allem den gestiegenen administrativen Aufwand (68 Prozent) und die damit einhergehende Notwendigkeit, die Beschäftigten zu schulen (39 Prozent). Immerhin nutzen 29 Prozent jetzt mehr Mehrwegangebote, während sich bei 61 Prozent das nicht verändert hat. Auch preislich macht sich die Steuer bemerkbar: Bei 48 Prozent der Betriebe sind wegen der Verpackungssteuer die Preise für Essen gestiegen, bei 45 Prozent blieben sie gleich.
„Der Tenor der Gastronomiebetriebe bleibt kritisch. Die Unternehmen sehen in der Summe, dass die Umsetzung der Steuer vor allem sie belastet. Dabei werden die Regelungen von vielen auch als zu kompliziert angesehen“, sagt Matthias Miklautz, Branchenkoordinator Tourismus von der IHK Reutlingen. Neben dem bürokratischen Aufwand der Verpackungssteuer besteht vor allem bei den Kundinnen und Kunden ein hoher Erklärungsbedarf. „Auswärtige Kunden kennen die Verpackungssteuer überhaupt nicht und auch die Tübingerinnen und Tübinger müssen immer wieder informiert und aufgeklärt werden“, so Miklautz.
Mehrweggeschirr kommt nicht zurück
Laut IHK-Umfrage bieten 63 Prozent der Unternehmen ihren Kunden aktuell Mehrwegsysteme an, davon greifen 39 Prozent auf externe Dienstleister zurück und 24 Prozent nutzen ein eigenes Mehrwegsystem. 34 Prozent bieten keines an – und planen es auch nicht. In dieser Gruppe wird häufig darauf hingewiesen, dass Kundinnen und Kunden eigene Behälter mitbringen. Die größten Herausforderungen bei der Nutzung von Mehrwegsystemen sind laut Umfrage die hohen Kosten für die Anschaffung, der zusätzliche Aufwand, um Kundinnen und Kunden das System zu erklären, sowie die Rückgabe und Reinigung des Geschirrs. Besonders problematisch: Viele Konsumentinnen und Konsumenten bringen die ausgeliehenen Mehrwegbehälter nicht zurück.
Mit Blick auf Verbesserungsvorschläge am bestehenden System sprechen sich die Unternehmen vor allem für eine vereinfachte und praxistauglichere Ausgestaltung der Steuer aus. Es besteht der Wunsch nach finanzieller Förderung (55 Prozent), einheitlichen Standards für Mehrwegsysteme (50 Prozent), eine vereinfachte Rückgabe etwa durch Automaten und mehr und besserer Information durch die Stadtverwaltung für Betriebe und Bürger gleichermaßen.
Hintergrund
Für die Umfrage zur Verpackungssteuer wurden insgesamt 191 gastronomische Betriebe im gesamten Stadtgebiet Tübingens kontaktiert. 41 Betriebe nahmen an der Befragung teil, darunter 22 Restaurants, acht Imbisse bzw. Fast-Food-Betriebe, fünf Cafés, eine Bar, zwei Hotels mit gastronomischem Angebot sowie drei weitere gastronomische Betriebe. Die Umfrage lief von Anfang Februar bis Mitte März.
