IHK zur Modellstadt Reutlingen

Verbote sind der falsche Weg

Die IHK spricht sich gegen Fahrverbote in der Reutlinger Umweltzone aus. „Vom Projekt Modellstadt erwarten wir mehr als Verbote oder eine verschärfte Parkraumbewirtschaftung“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp.

Verbote sind der falsche WegUmweltzone: Für zahlreiche Fahrzeuge ist an diesem Schild "Ende der Fahrt" angesagt. Bild: moonrun - Fotolia.com

In einem Schreiben an Regierungspräsident Klaus Tappeser und Reutlingens Oberbürgermeisterin Barbara Bosch hat Epp dargelegt, dass die heimische Wirtschaft auf eine leistungsfähige Infrastruktur und eine gute Erreichbarkeit der Innenstädte angewiesen ist. Restriktive Maßnahmen berücksichtigen aus Sicht der IHK nicht die Belange der heimischen Unternehmen. „Sie sind zwar einfach umzusetzen und versprechen eine schnelle Wirksamkeit. Sie sind aber selten verhältnismäßig, weil sie die Folgen nicht einkalkulieren“, so Wolfgang Epp. Mit Fahrverboten wird die Erreichbarkeit der Innenstadt, aber auch die von umliegenden Gewerbegebieten stark beeinträchtigt. Durchfahrtverbote sollten aus Sicht der IHK ebenfalls nicht umgesetzt werden, da der Scheibengipfeltunnel als Alternative noch fehlt. Auch eine weiter gehende Parkraumbewirtschaftung und damit erhöhte Entgelte für Parkhäuser und Parkplätze lehnt Epp ab. „Schon die letzte Erhöhung der Parkgebühren haben die Händler in der City deutlich gespürt“, verweist der IHK-Hauptgeschäftsführer auf eine Umfrage der IHK. 

Lenkende Maßnahmen besser
Reutlingen benötigt statt Verboten lenkende Maßnahmen. Dazu gehören ein Park & Ride-Konzept sowie ein City-Logistik-System, um die Belieferung des innerstädtischen Handels sicherzustellen, so die IHK. „Bis es soweit ist, muss es für die Lieferverkehre allerdings Ausnahmen geben“, so Epp. Weiter plädiert er für Augenmaß bei der geplanten Neugestaltung der Lederstraße. Der Rückbau von vier auf zwei Spuren kann in keiner Weise den Verkehr bewältigen, der etwa bei einer Sperrung des Tunnels wegen Unfalls oder Wartungsarbeiten auf die Stadt zukäme.

Dietwegtrasse ist Teil der Lösung
Im Zusammenhang mit der Diskussion um Modellstadt und Umweltzone plädiert die IHK erneut für die Realisierung der Dietwegtrasse. Nur mit ihr kann die Ortsumfahrung Reutlingens ihre volle Wirksamkeit erlangen. „Wenn der Scheibengipfeltunnel in Betrieb ist, wird klar werden, dass damit nur eine halbe Ortsumfahrung realisiert ist“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Verkehrsteilnehmer von der Alb werden nach dem Tunnel entweder quer durch Reutlingen zur B 27 oder durchs Neckartal fahren. Beide Varianten führen kaum zügig voran. Die IHK-Vollversammlung hatte sich unlängst abermals für die zeitnahe Aufnahme der notwendigen Planungsarbeiten ausgesprochen.

Hintergrund: Modellstadt Reutlingen
Im Zuge der sogenannten „Modellstadt Reutlingen“ soll eine Gesamtkonzeption entstehen, die alle Einflüsse ermittelt, die Auswirkungen auf die Luftqualität in Reutlingen haben. Ziel ist es, Maßnahmen zu entwickeln, die dafür sorgen, dass die Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid dauerhaft eingehalten werden. Die Maßnahmen, die im bereits bestehenden Luftreinhalteplan enthalten sind, werden in das Projekt einbezogen. Weiter werden die Auswirkungen des im Bau befindlichen Scheibengipfeltunnels (Fertigstellung voraussichtlich 2017) mit berücksichtigt.

Forderungen der Wirtschaft zur Verkehrsinfrastruktur

Thorsten Schwäger

Thorsten Schwäger

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