Runder Tisch in der IHK
Umfassendes PFAS-Verbot für Unternehmen nicht umsetzbar
Foto: IHK
Knapp 20 Vertreterinnen und Vertreter regionaler Unternehmen trafen sich in der IHK, um sich zum Thema PFAS-Verbot auszutauschen. Das ursprünglich geplante Verbot von PFAS wurde überarbeitet und von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) veröffentlicht. In der neuen Version sind weitere Sektoren wie Druckindustrie, Dichtungen, Maschinenbau, Militär und technische Textilien betroffen. Die Änderungen könnten die Zukunft zahlreicher Branchen in der Region Neckar-Alb gefährden, warnten Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen aus den Bereichen Medizintechnik, Automotive, Oberflächentechnik, Membranfiltration und Lebensmittelverarbeitung beim Runden Tisch in der IHK Reutlingen.
In der Diskussion wurde klar, dass viele Unternehmen derzeit keine geeigneten Alternativen zu PFAS für ihre Produkte haben. Insbesondere die Funktionsfähigkeit, Langlebigkeit und Sicherheit der Produkte kann durch Ersatzstoffe nicht sichergestellt werden. „Der Großteil der Unternehmen in unserer Region sieht aktuell keine gleichwertigen Ersatzstoffe für PFAS, die dieselbe Funktionalität bieten. Das könnte in der Folge zu Verlusten von Arbeitsplätzen und einer Abwanderung von Produktionsstätten führen“, erklärte Elisabeth Musch, Projektmanagerin Green Deal bei der IHK Reutlingen.
Transparente Standards gefordert
Die IHK und die Unternehmen befürworten, dass PFAS dort ersetzt werden, wo es sinnvoll ist und entsprechende Alternativen existieren, wie etwa in der Kosmetikindustrie oder bei Feuerlöschschäumen. Für andere Sektoren müsse jedoch eine transparente und klar nachvollziehbare Einstufung von Produkten und Anwendungen in Verbot, Übergangsregelungen oder Ausnahmen erfolgen. Ein weiteres zentrales Thema war die Verknappung von PFAS-Stoffen. Ein Verbot, das Herstellung, Import, Verwendung und Inverkehrbringen von PFAS betrifft, könnte die Lieferverfügbarkeit drastisch einschränken und zu höheren Produktionskosten führen.
IHK bleibt aktiv
Die IHK Reutlingen kündigte an, sich auch weiterhin für die Interessen der regionalen Unternehmen im laufenden PFAS-Verfahren einzusetzen. Ziel sei es, die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu sichern. „Neue Technologien und Industrien müssen am Standort weiterhin möglich sein“, so Musch.
Aktueller Stand
PFAS sind per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, die in vielen Produkten vorkommen, wie in Medizin, PV-Anlagen, Brennstoffzellen, Oberflächenschutz, Membrantechnik, Kochgeschirr oder Outdoor-Bekleidung. Einige sind potenziell gefährlich für Mensch und Umwelt. Deswegen sollen sie laut EU-Kommission insgesamt verboten werden. Die IHK und viele andere Verbände haben sich gegen ein pauschales Verbot ausgesprochen.

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