Fachkräftemangel muss dringend angegangen werden

Über 60.000 Beschäftigte werden fehlen

„Der Fachkräftemangel ist das größte Wachstumsrisiko für die regionalen Betriebe. Firmen und Politik müssen mehr investieren und gegensteuern. Vor allem sollten wir die Chancen für die Fachkräfteeinwanderung verbessern“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp.

Über 60.000 Beschäftigte werden fehlenCéline Brunet und Ida Willumeit präsentieren die IHK-Gold Card.

Aktuelle IHK-Umfragen zeigen: Für 61 Prozent der heimischen Betriebe ist der Fachkräftemangel das aktuell größte wirtschaftliche Risiko – und das schon seit Jahren. Die Situation wird sich weiter verschärfen: Bis 2035, so die Prognose für die drei Landkreise der Region, werden 61.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt fehlen. „Diese Zeitachse ist wirklich überschaubar. Es geht hier nicht um ein Problem in einer weiter entfernten Zukunft. Wir haben akuten Handlungsbedarf, den wir dringend angehen müssen“, warnt Epp. Gesucht werden vor allem Fachkräfte mit einer dualen Berufsausbildung, 2035 werden etwa 50.000 fehlen. Zum Mangel kommt noch die absehbare Demografie: Das aktuelle Durchschnittsalter der Region Neckar-Alb liegt bei 43,6 Jahren. „Es gibt mehr Menschen über 40 als unter 40 Jahren“, ordnet Antonia Hettinger, Leiterin Volkswirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik bei der IHK, ein.

Fachkräfte: IHK baut Aktivitäten aus
Die IHK wird ihre regionalen Projekte für die Fachkräfteentwicklung im neuen Jahr noch einmal ausbauen. Schon bisher kümmert sie sich über die Initiative „Wirtschaft macht Schule“ darum, Schülerinnen und Schüler sowie regionale Betriebe in Kontakt zu bringen. Über solche Kooperationen können junge Leute in Betriebe hineinschauen und Praktika absolvieren, Ausbildungsbotschafter kommen in Schulklassen, um Ausbildungsberufe vorzustellen, mit Messen wie den IHK-Berufsinfotagen sorgt die IHK für direkte Vermittlung und über soziale Medien werden Berufe vorgestellt und offene Lehrstellen geteilt.

Goldcard stärkt Wahrnehmung
Das neueste Projekt der IHK Reutlingen in diesem Feld ist die IHK-Goldcard. Sie gibt Unternehmen die Möglichkeit, sich als attraktive Ausbildungsbetriebe zu positionieren und dieses Engagement nach außen sichtbar darzustellen. „Damit bieten wir auch einen Beitrag zur Ausbildungsqualität, weil wir die Wahrnehmung stärken“, erklärt Céline Brunet, Projektmanagerin Ausbildungsmarketing und verantwortlich für das neue Projekt. Weitere Vorteile für die teilnehmenden Unternehmen: Sie bekommen im Paket vergünstigte Leistungen der IHK in Form von Weiterbildungen für Ausbilderinnen und Ausbilder, Netzwerk-Teilnahmen oder Vermarktungsunterstützung. Ein Highlight der Goldcard ist die neue Goldmesse der IHK am 29. März, die junge Menschen und Unternehmen für eine Ausbildung zusammen bringen wird.

Die Goldcard hilft Unternehmen, weiter an ihrer Arbeitgebermarke zu arbeiten. „Die Bedeutung des eigenen Rufs auf dem Arbeitsmarkt wird immer wichtiger“, betont Brunet. Wolfgang Epp ergänzt: „Die Betriebe erkennen in der Breite erst nach und nach, dass sie selber mehr tun müssen, um wahrgenommen zu werden. Spätestens, wenn keine Bewerbungen mehr kommen, muss etwas passieren.“

Enormer volkswirtschaftlicher Schaden
Mit Blick auf den Fachkräftemangel spricht sich die IHK dafür aus, das Potenzial von Frauen noch stärker zu heben. Wegen fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind es weiter nach wie vor Frauen, die ihre Arbeit reduzieren. „Angesichts der exzellenten Ausbildung der allermeisten Frauen ist das auch ein enormer volkswirtschaftlicher Schaden“, kritisiert Epp.

Daneben sollte vor allem die Fachkräftezuwanderung forciert werden. Eine Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, wie vom Bundesgesetzgeber zuletzt angekündigt, ist aus Sicht der regionalen Wirtschaft richtig. Dabei sollte vor allem die Einwanderung zur Ausbildungsplatzsuche vereinfacht werden und die bestehende Vorrangprüfung für einheimische Bewerbungen wegfallen. Nach einer Ausbildung stehen nach deutschen Standards ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung. Die Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft findet dabei bereits während der Ausbildung statt. „Die jungen Leute, die für die Ausbildung zu uns kommen, sind über Betrieb und Berufsschule vom ersten Tag an eingebunden, bekommen automatisch Kontakte und finden sich besser zurecht“, so Wolfgang Epp. Zeitlich flexible Sprachkurse müssen den Berufseinstieg ergänzen und auch auf die Anforderungen der Arbeitswelt angepasst sein.

Antonia Hettinger

Antonia Hettinger

Hauptgeschäftsführung
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Céline Brunet

Céline Brunet

Ausbildung / Prüfungswesen
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Position: Projektmanagerin Ausbildungsmarketing
Schwerpunkte: IHK-Berufsinfotage, IHK-Azubi-Business-Lounge, IHK-Goldcard
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