Neujahrsempfang von IHK und Handwerkskammer
Sinnstiftende Arbeit, klare Ziele

Obwohl es um die Generation Z gehen sollte, gehörte ein Appell an die Politik so kurz vor den Bundestagswahlen natürlich dazu. „Entlastung, Stabilität und Aufbruch“, so fasste es der neue Handwerkskammer-Präsident Alexander Wälde zusammen, was die Wirtschaft jetzt benötigt. „Wir brauchen mehr Lösungen und weniger Selbstinszenierung“, forderte Wälde.
Felix Behm, Keynote-Speaker des Abends, erklärte, wie die Generation Z tickt und nahm dafür drei Parameter in den Blick: Erziehung, Kommunikation und äußere Einflüsse. „Das ist die einzige Generation, die wir haben“, stellte er gleich zu Beginn des Vortrags fest. 18 Millionen Baby-Boomer stehen 11 Millionen der Gen Z gegenüber. Er warb dafür, die jungen Leute der Jahrgänge 1995 bis 2010 nicht pauschal zu verurteilen und nahm die Eltern-Generation in den Blick. Wer Kindern einen Helm auf der Schaukel anziehe, brauche sich nicht zu wundern, dass überbehütete und unselbstständige Jugendliche in den Arbeitsmarkt eintreten. Zudem hapere es an der Kommunikation und Feedback, das die Gen Z dringend benötigt. „Holen Sie die jungen Leute an den Tisch. Sie wollen gehört werden.“ Zudem gab er zu bedenken, dass man diese Generation mit den Krisen dieser Welt alleine lasse. „Krieg, Inflation, Pandemie – all diese Bilder sind direkt in den Feeds auf den Smartphones. Die Jugendlichen sind unfähig, diese Geschehnisse einzuordnen.“
Behms Ideen für den Umgang mit Azubis und Berufseinsteigern scheinen simpel, aber wirkungsvoll. „Sie brauchen eine Arbeit, die Sinn stiftet“, so Behm. Er empfahl einen Einsatz nach Stärken, klare Ziele zu formulieren und dabei nicht zu vergessen, dass die junge Generation Wertschätzung erwarte. „Packen Sie den Kuschelfaktor aus."
Von wegen 4-Tage-Woche
Der Ratschlag, mit der Jugend zu sprechen und nicht über sie, wurde gleich in die Tat umgesetzt. Azubis berichteten in der Podiumsdiskussion von ihren Wertvorstellungen und Erfahrungen und widerlegten das Bild der verhätschelten Snow-Flakes. „In der Schule werden wir auf die Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen, nicht hingewiesen“, sagte Annika Ellguth, Azubi bei Brodbeck. Sie rät zu Praktika. „Nur so kann man herausfinden, was man möchte.“ Tom Allmendinger, Azubi bei F. K. Systembau, meinte: „Jeder kann seine Berufung finden. Dann ist es ein Selbstläufer.“ Mehr Geld für weniger Arbeit hält er für „unrealistisch“ - von wegen 4-Tage-Woche. Philipp Wild, Azubi bei Bosch, ging ebenfalls auf das Thema Work-Life-Balance ein. „Ich arbeite zwei Tage 24 Stunden lang und habe den Rest der Woche frei. Die Zeit nutze ich, um nebenberuflich zu studieren.“
Leistungsfähiger werden
In den Schlussworten bemerkte IHK-Vizepräsident Johannes Schwörer: „Solange es junge Leute wie euch gibt, ist Deutschland noch nicht auf dem absteigenden Ast.“ Auch er mahnte als Vertreter der Generation X selbstkritisch die eigene: „Wir müssen uns als Gesellschaft entscheiden, ob wir wieder leistungsfähig sein wollen“, so Schwörer. „Unsere Generation hat damit angefangen, mehr Life und weniger Work zu leben und schon nach einer Fünf-Tage-Woche zu jammern, wie überarbeitet wir sind.“

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