Flüchtlinge: Vermittlung in Ausbildung läuft

Planungssicherheit fehlt

Im vergangenen Jahr konnte die IHK Reutlingen 66 Flüchtlinge in ein Praktikum, 17 davon in eine Einstiegsqualifizierung zur Vorbereitung einer Ausbildung, und 14 in eine Berufsausbildung vermitteln.

Planungssicherheit fehltFoto: IHK

Insgesamt wurden von Integrationsberaterin Aleksandra Vohrer knapp 100 Geflüchtete mit geringerem Förderbedarf und guter Bleibeperspektive beraten. Sie führt dabei Einzelgespräche, versucht, die Kompetenzen und Interessen zu erfassen und hilft bei der beruflichen Orientierung. Die meisten Ausbildungsverträge wurden am Ende in den Berufen Koch, Verkäufer und Maschinen- und Anlagenführer abgeschlossen. Die Geflüchteten stammen aus Afghanistan, Eritrea, Somalia, Gambia, Syrien, Iran und Irak. „Die Geflüchteten interessieren sich aufgrund ihrer Vorkenntnisse oft für technische Berufe. In der Beratung stellen wir dann gemeinsam fest, dass die Vorkenntnisse derzeit noch nicht ausreichen, um etwa Fachinformatiker oder Industriemechaniker zu werden“, berichtet Aleksandra Vohrer. Neben ihrer Beratung von Geflüchteten steht die Integrationsberaterin in engem Kontakt mit Unternehmen, die sich vorstellen können, Geflüchteten einen beruflichen Einstieg zu ermöglichen. Mit 95 Betrieben hat sie in 2017 Einzelgespräche und Beratungen durchgeführt.

Kritik an Anerkennungspraxis
Sorgen bereitet der IHK nach wie vor die Anerkennungspraxis der Behörden. Vor allem Geflüchtete aus Afghanistan und Gambia bekommen nur in seltenen Fällen eine Anerkennung. Sie sind nur geduldet. Für die Betriebe bedeutet dies, dass es keine Planungssicherheit gibt. „Die Unternehmen engagieren sich, obwohl sie nicht wissen, ob sich ihr Einsatz am Ende auszahlt. Und die Afghanen und Gambier wollen etwas lernen, oft in Berufen, in denen händeringend Nachwuchs gesucht wird, und bekommen nicht die Sicherheit, die nötig ist“, kritisiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp. Laut Integrationsgesetz greift die „3+2“-Regel. Sie sagt, dass Geflüchtete während der drei Jahre ihrer Ausbildung und danach weitere zwei Jahre in Deutschland bleiben dürfen. Weil die Regel nicht klar formuliert ist, wird nun oft geklagt. Außerdem wird den Auszubildenden ohne Anerkennung häufig die Sprachförderung versagt. „Wenn wir Firmen gewinnen wollen, sich für Flüchtlinge zu engagieren, müssen die Rahmenbedingungen passen“, so Wolfgang Epp.

Hintergrund: Flüchtlinge in Ausbildung
Die Stelle der Integrationsberaterin bei der IHK wird seit 2016 vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes gefördert. Jetzt kam die gute Nachricht, dass das Projekt um zwei Jahre verlängert wird. Die IHK Reutlingen gehört damit zu landesweit 26 Einrichtungen, die Integrationsberatung in Ausbildung anbieten und dafür vom Land eine Finanzierung erhalten. Die IHK Reutlingen bekommt für zwei Jahre 86.000 Euro.

Beraten werden Flüchtlinge, die in Deutschland bleiben dürfen, bereits die deutsche Sprache erlernt haben und jetzt auf der Suche nach einem Praktikums- oder Ausbildungsplatz sind. Die Aufgabe hat Aleksandra Vohrer, Integrationsberaterin der IHK. Sie sucht Flüchtlinge, die den Schritt schaffen können. Dazu spricht Vohrer beispielsweise mit beruflichen Schulen, die Flüchtlingsklassen haben, Bildungsträgern, bei denen Integrationskurse stattfinden, sowie den Haupt- und Ehrenamtlichen, die etwa in den Asylkreisen mit Flüchtlingen zusammenarbeiten. 

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Aleksandra Vohrer

Aleksandra Vohrer

Ausbildung / Prüfungswesen
IHK-Zentrale
Position: Integrationsberaterin
Schwerpunkte: Projekt "Integration durch Ausbildung - Perspektiven für Zugewanderte"
Telefon: 07121 201-264
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