IHK-Analyse untersucht Beschäftigungsentwicklung

Ohne ausländische Fachkräfte kein Wachstum

Das Wachstum an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region basiert in den letzten Jahren vor allem auf Personen ohne deutschen Pass. Das zeigt eine neue Analyse der IHK Reutlingen.

Ohne ausländische Fachkräfte kein WachstumFoto: iStock.com/jacoblund

Die IHK hat Daten der Arbeitsagentur ausgewertet. Demnach stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Landkreisen der Region Neckar-Alb zwischen 2010 und 2024 von 220.000 auf 283.000, also um 28 Prozent. Schaut man sich die Staatsangehörigkeit an, zeigt sich: Personen ohne deutschen Pass sind der Treiber für den Anstieg. Ihre Anzahl stieg von 22.000 auf 51.000 und damit im Betrachtungszeitraum um 131 Prozent. Zum Vergleich: Personen mit deutschem Pass stiegen von 198.000 auf 232.000 und damit um 17 Prozent. „Unser Fachkräftebedarf war in den letzten Jahren nur über Zuwanderung zu decken – und die Lage wird sich nicht verändern: Der demografische Wandel gewinnt an Fahrt, die Boomer-Generation geht absehbar in Rente“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp. „Wir brauchen auch weiterhin Zuwanderung und müssen schneller dafür sorgen, dass jede und jeder, der zu uns kommt, fit für den Arbeitsmarkt wird.“

Von Postlieferung bis IT 
Die Statistik zeigt für Neckar-Alb, dass Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft oft Engpassberufe übernehmen: Postlieferung, Reinigung, Maschinenbau- und Betriebstechnik, Metallbearbeitung, Krankenpflege und Verkauf stehen an erster Stelle. „Für das Funktionieren unserer arbeitsteiligen Volkswirtschaft sind auch diese Tätigkeiten enorm wichtig und gerade dort herrscht seit Jahren Fachkräftemangel. Gut, dass wir Menschen finden, die diese Arbeit mit übernehmen“, so Wolfgang Epp. Dabei sind Beschäftigte ohne deutschen Pass nicht auf diese Berufe zu reduzieren. Die Daten der Arbeitsagentur zeigen: Die stärksten Zuwächse gibt es zwischen 2014 und 2024 in den IT-Berufen wie Netzwerktechniker (+ 353%), Informatiker (+326%), Lehrtätigkeit (+270%) sowie Softwareentwicklung und Programmierung (+264%).

Wer arbeitet? 
Übrigens: Wie viel Prozent der Bevölkerung vom Baby bis zum Greis arbeitet eigentlich? Schaut man sich alle Personen in Beschäftigungsverhältnissen an, also sowohl geringfügig wie sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, gehen 51 Prozent der Personen ohne deutschen Pass einer Beschäftigung nach. Bei den Personen mit deutschem Pass sind es hingegen 41 Prozent. Antonia Hettinger, Leiterin Volkswirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik erklärt: „Der Grund dafür liegt vor allem darin, dass die Bevölkerung mit deutschem Pass älter ist, es also weniger Personen gibt, die dem Arbeitsmarkt potentiell zur Verfügung stehen.“

Unterschiede in den Landkreisen 
Das höchste Wachstum an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne deutschen Pass gibt es zwischen 2010 und 2024 im Zollernalbkreis (+157 Prozent) und liegt damit über dem Landesschnitt (137 Prozent). Im Landkreis Tübingen wächst diese Zahl im gleichen Zeitraum um 146 Prozent und in Reutlingen um 112 Prozent.

Hintergrund 
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Auszubildende, die kranken- oder rentenversicherungspflichtig sind. Zu den Personen ohne deutschen Pass zählen alle Personen, die nicht Deutsche im Sinne des Artikels 116 Abs. 1 des Grundgesetzes sind, das heißt nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Dazu zählen auch Staatenlose und Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit. 
 

Antonia Hettinger

Antonia Hettinger

Unternehmensförderung und Standortpolitik
IHK-Zentrale
Position: Leiterin Volkswirtschaft & regionale Wirtschaftspolitik
Schwerpunkte: Volkswirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik, Konjunkturumfragen, IHK-Netzwerk Bau- und Immobilienwirtschaft, IHK-Netzwerk Projektmanagement
Telefon: 07121 201-256
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