1/3 der Firmen muss an Nachfolge denken
Nicht auf die lange Bank schieben

Die IHK Reutlingen hat die Altersstruktur ihrer rund 44.000 Mitgliedsbetriebe in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb analysiert. Es zeigt sich: Bei den Inhaberinnen und Inhabern, Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern sowie den Kommanditistinnen und Kommanditisten liegt aktuell der Anteil jener, die 60 Jahre und älter sind, bei 33 Prozent. „Bei diesem Personenkreis ist davon auszugehen, dass eine Unternehmernachfolge aktuell oder zeitnah zu regeln ist”, sagt Jeannette Klein, Moderatorin Unternehmensnachfolge und Leiterin Gründung und Start-ups bei der IHK Reutlingen.
Alter und Nachfolgepotenzial hängen zusammen
Die IHK-Analyse zeigt weiter: 42 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer sind derzeit im besten Übergabealter − sie sind 60 bis 64 Jahre alt. Schon 27 Prozent sind zwischen 65 und 69 Jahren. Natürlich ist nicht allein das Alter für eine erfolgreiche Übergabe ausschlaggebend. Der betriebswirtschaftliche Rahmen und die Innovationskraft des Geschäftsmodells sind von großer Bedeutung. Die Erfahrung aus der IHK-Beratung zeigt jedoch eine gewisse Korrelation zwischen Alter der Übergeberinnen und Übergeber sowie des Nachfolgepotenzials. „Auf die lange Bank schieben ist gerade beim Thema Nachfolge kein guter Ratschlag“, so Jeannette Klein.
Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Innovationskraft
Die potenziell betroffenen Unternehmen kommen auf über 3.100 Beschäftigte – nach IHK-Berechnungen sind 1.160 Arbeitsplätze im Landkreis Reutlingen, rund 950 im Zollernalbkreis und über 900 im Landkreis Tübingen gefährdet. „Nachdem die meisten Firmen aus den Branchen Dienstleistungen und Handel und eher kleinbetrieblich strukturiert sind, sind sie auch am stärksten betroffen“, erklärt Klein. Neben Arbeitsplätzen sieht die Expertin vor allem auch Wertschöpfung und Innovationskraft in Gefahr. „Diese Unternehmen sind Teil unserer Standort-DNA. Die Region Neckar-Alb ist über viele Jahrzehnte klein- und mittelbetrieblich strukturiert und war und ist damit sehr erfolgreich. Es muss uns gelingen, diese Struktur zu erhalten.“
Die Zahl der Beratungsanfragen rund um die Unternehmensnachfolge hat seit der Pandemie zuletzt wieder deutlich zugenommen. 2023 haben 750 Personen an Veranstaltungen der IHK zum Thema teilgenommen. Darüber hinaus wurden 130 Beratungsgespräche geführt. Die IHK Reutlingen engagiert sich im Bereich der Unternehmensnachfolge mit einem vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds geförderten Projekt.
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