IHK-Vollversammlung: Ukraine und die Folgen

Neue Freunde finden

„Unsere Wirtschaft basiert auf Öl und Gas und ohne Gas aus Russland geht es nicht“, sagte Dr. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) beim Besuch in Reutlingen.

Neue Freunde finden

Welche Folgen hätte ein Gasembargo für Deutschland? „Dann bricht unsere Wirtschaft und unser Land in wenigen Wochen zusammen“, so die klare Aussage von Wansleben. Grund ist die enge Vernetzung vieler Betriebe und Branchen, erläuterte der Gast aus Berlin vor der IHK-Vollversammlung. In wenigen Wochen sind die Energiepreise für Firmen sprunghaft angestiegen – bei Strom im Schnitt um 85 Prozent und bei Gas sogar um 200 Prozent, zeigen Umfragen des DIHK.

Angesichts dieser horrend steigenden Preise brauchen die Unternehmen unbedingt Hilfen. Die Bundesregierung will das auch tun, hat derzeit aber nur stromintensive Unternehmen im Blick. „Die Unterstützung muss für alle energieintensiven Betriebe gewährt werden“, so Martin Wansleben. Darüber hinaus sprach er sich dafür aus, den Verlust-Vortrag und -Rücktrag für Unternehmen von zwei Jahren auf fünf auszuweiten. „So könnten sich Betriebe selber aus der Verlustzone bringen. Das ist wirklich Selbsthilfe in schwierigen Zeiten.“

Abhängigkeiten reduzieren
Weiter ist es aus seiner Sicht wichtig, die internationalen Abhängigkeiten weiter zu reduzieren – vor allem durch neue, zusätzliche Ländermärkte. „Wir müssen uns neue Freunde suchen und brauchen eine Offensive für Freihandel“, so der DIHK-Hauptgeschäftsführer. Dazu gehören die Ratifizierung des CETA-Abkommens mit Kanada, neue Verhandlungen mit Indien sowie Südamerika. Im Geschäft mit den USA müssen außerdem die Handelsbarrieren aus der Trump-Zeit abgebaut werden. „Die sind trotz Biden immer noch in Kraft.“ In diesem Zusammenhang sprach sich der DIHK-Chef für ein weniger ambitioniertes europäischen Lieferkettengesetz aus. „Das vorrangige Ziel muss es sein, die Abhängigkeiten zu reduzieren und bei den Partnerländern breiter aufgestellt zu sein. Da müssen wir unsere Ansprüche an ein Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz zurückfahren.“

„Wir werden ärmer“
Mit Blick auf steigende Preise und die Inflation plädierte Wansleben dafür, diese nicht durch Lohnsteigerungen auszugleichen. Es handele sich um eine Kaufkraftverlagerung, weil andere im Markt mehr für ihre Produkte bekommen. „Ja, wir werden ärmer. Aber dieses Problem lässt sich nicht über Lohnpolitik, sondern nur über Innovationen, neue Märkte und neue Kooperationen lösen.

Dr. Wolfgang Epp

Dr. Wolfgang Epp

Hauptgeschäftsführung,
IHK-Zentrale
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